Vorbild Frankreich: Neues Leasing soll Deutschlands E-Auto-Markt voranbringen
Social Leasing könnte Menschen mit wenig Einkommen den Umstieg aufs E-Auto ermöglichen – und gleichzeitig der Autoindustrie helfen. Ein deutsches Nachbarland macht es vor.
Berlin/München – Die Verkehrswende soll kommen, aber nicht auf Kosten der sozialen Gerechtigkeit. Eine relativ neue Idee könnte dabei helfen: das sogenannte Social Leasing. In Frankreich ist das Modell bereits gestartet, auch in Deutschland gibt es Diskussionen darüber, wie man einkommensschwächeren Haushalten den Umstieg aufs Elektroauto erleichtern kann.
Es geht bei dieser Form der staatlichen E-Auto-Förderung nicht nur um soziale Teilhabe, sondern auch um Industriepolitik, Klimaschutz – und einen funktionierenden Gebrauchtwagenmarkt.
Social Leasing unter 100 Euro: Deutsches Nachbarland macht‘s vor
Wer in Frankreich unter bestimmten Einkommensgrenzen liegt und täglich längere Strecken mit dem Auto fährt, kann nach Angaben von Agence France-Presse (AFP) ein Elektroauto für bereits deutlich unter 100 Euro monatlich leasen.
Die staatlich geförderten Leasingangebote richten sich an jene, für die ein eigenes Auto unverzichtbar ist, etwa wegen eines langen Arbeitswegs oder fehlender Bus- und Bahnverbindungen. Auf diesem Weg möchte das deutsche Nachbarland die Bevölkerung sukzessive in Richtung emissionsfreie Mobilität bewegen.
Staatliche Förderung in Deutschland oft nur für Besserverdienende?
Bisherige Förderprogramme in Deutschland – wie der Umweltbonus – kamen Experten zufolge vor allem Menschen mit höherem Einkommen zugute. Menschen mit geringem Verdienst hingegen blieben oft außen vor. Dabei seien gerade sie stark von steigenden Energiepreisen betroffen und fahren oft ältere, weniger effiziente Fahrzeuge.
Social Leasing könnte demnach in Deutschland mehr Gerechtigkeit schaffen, indem gezielt jene Haushalte finanziell unterstützt werden, die bislang kaum Zugang zu E-Mobilität hatten.

Social-Leasing-Programm müsste an deutsche Bedingungen angepasst werden
Wie das Öko-Institut in einer Studie im Auftrag von Transport & Environment (T&E) betont, braucht Deutschland ein eigenes, angepasstes Modell. Anders als in Frankreich fahren viele einkommensschwache Haushalte hierzulande keine Kleinstwagen, sondern ältere Mittelklassemodelle. Eine Förderung sollte deshalb auch Fahrzeuge der Kompakt- und Mittelklasse umfassen.
T&E empfiehlt den Fokus auf Fahrzeuge der Segmente A bis C – und dabei vor allem europäische Modelle zu fördern. Das käme auch deutschen Premiummarken entgegen, denn bis auf Volkswagen haben sie sich aus dem Kleinwagensektor verabschiedet. Ein wichtiger Punkt sind in diesem Zusammenhang die preislichen Obergrenzen. So könnten nicht nur klimafreundliche Fahrzeuge verbreitet, sondern gleichzeitig Arbeitsplätze entlang der europäischen Wertschöpfungskette gesichert werden.
Aussichtsreicher Marktimpuls mit 100.000 neuen E-Autos pro Jahr
Ein ambitioniertes Ziel nennt die Organisation für 2026: Wenn jährlich 100.000 zusätzliche Elektroautos über ein Social-Leasing-Programm auf die Straße kämen, könnte sich der Markt für günstige E-Autos in Deutschland nahezu verdreifachen, lautet die aufgestellte Rechnung. Das würde nicht nur die Nachfrage nach erschwinglichen Neufahrzeugen stärken, sondern mittelfristig auch den Gebrauchtwagenmarkt beleben – ein Bereich, der bislang beim Thema E-Mobilität noch hinterherhinkt.
Weitere Käuferschichten könnten so von einem Social Leasing profitieren. Auch beim Klimaschutz wäre der Effekt spürbar: Ein solches Programm hätte das Potenzial, die CO₂-Emissionen im Verkehrssektor signifikant zu senken.
Social Leasing, mehr Ladepunkte und neue Abwrackprämie im Gespräch
Eine weitere Voraussetzung für den Erfolg von Sozialleasing: der Zugang zur Ladeinfrastruktur. Deshalb werden auch Zuschüsse oder zinsgünstige Darlehen für private Ladepunkte vorgeschlagen, von denen Haushalte mit geringeren Einkommen profitieren.
Um sicherzustellen, dass mit der Förderung tatsächlich emissionsarme Mobilität gestärkt wird, steht zudem eine Rückkehr der Abwrackprämie im Raum – diesmal mit einem klaren ökologischen Fokus. Wer ein sehr altes Verbrennerfahrzeug verschrottet, könnte zusätzlich zum Social-Leasing-Angebot profitieren.
Das würde klimaschädlichere Fahrzeuge beschleunigt aus dem Verkehr nehmen. T&E appelliert eindringlich an die Bundesregierung, das Programm rasch auf den Weg zu bringen – per Förderrichtlinie, möglichst noch im laufenden Jahr. (PF)