Bürger-Service in München: Politiker fordern Einsatz von Künstlicher Intelligenz
München braucht einen Aktionsplan für Künstliche Intelligenz. Das finden die CSU und die Freien Wähler im Stadtrat, die sich von der Stadtverwaltung „Dienstleistungen an sieben Tagen die Woche und in 50 Sprachen“ sowie den Einsatz der Software Chat GPT wünschen.
In einem Antrag fordern sie Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) auf, zusammen mit Computerfirmen einen „Munich AI Action Plan“ zu entwickeln („AI“ ist das englische Kürzel für „künstliche Intelligenz“). „Hier geht es um Dinge, die man noch nie gemacht hat, die Stadt braucht endlich eine Planstruktur“, sagt Evelyne Menges (CSU), Initiatorin des Antrags. Was dabei rauskommen soll: Ein Computer, der so schlau ist, dass er fast das Gleiche kann wie menschliche Behörden-Mitarbeiter. Der wäre dann rund um die Uhr erreichbar und könnte Bürger in allen Sprachen und ohne Wartezeit bedienen. Zum Beispiel für Aufenthaltsgenehmigungen, Gewerbescheine, Wohnungs-Ummeldungen oder Eheschließungsanträge. Menges wünscht sich dazu „einen Chatbot, der so ausgereift ist, dass der Nutzer nicht weiß, ob er mit einem Menschen oder einer Maschine spricht und der nicht nur über alle Anliegen Bescheid weiß, sondern auch ständig dazulernt.“

Ein solches System würde nicht nur den Münchner Bürgern gefallen, die nie mehr Wartenummern im Amt ziehen müssten, sondern auch die Mitarbeiter in den Bürgerbüros entlasten. Mit einem gut durchdachten, auf drei Jahre angelegten Plan sei das zu erreichen, legt der Antrag nahe. Als großes Vorbild nennen CSU und Freie Wähler New York in den USA: Hier wurde gerade ein Sieben-Stufen-Plan verabschiedet, mit dem die Stadt für ihre Bürger möglichst schnell eine von Künstlicher Intelligenz gestützte Verwaltung einrichten will.
Natürlich gibt es auch in München schon KI-Projekte. „Eigentlich sind wir schon weit“, sagt IT-Referentin Laura Dornheim. „Wir haben bereits ein KI-Kompetenzzentrum aufgebaut. Und ein Projekt, die Rathaus-Service-Seite durch KI-Programme in zahlreiche Sprachen zu übersetzen, wurde im März 2023 beschlossen.“ Derzeit läuft die englische Variante als Präzedenzmodell auf stadt.muenchen.de, im zweiten Halbjahr 2024 soll der Stadtrat die Übersetzung in weitere Sprachenbeauftragen. Bis dahin muss unter anderem die Verantwortlichkeit geklärt sein – „denn für jede Übersetzung und ihre Korrektheit muss jemand geradestehen“, so Dornheim.

Auch das Thema Chatbot habe man in Arbeit. „Vor den Landtagswahlen haben wir Muckl präsentiert, einen Bot, der die Bürger über alles, was die Wahlen betrifft, informiert hat. Andererseits testen wir gerade einen Muc-GPT, der den rund 40.000 Mitarbeitern der Stadt mit Rat, Tat und Hilfe zur Seite steht.“ Daneben entwickle die Stadt gerade ein Sprachprogramm, das Umgangssprache besser lernt und versteht und somit Online-Anfragen von Bürgern – auch mithilfe von Chat GPT – verständlicher beantwortet. Es gibt also interessante Projekte. Von wie vielen dieser Ansätze die Bürger konkrete Vorteile haben werden, muss sich erst noch zeigen. Wir werfen einen Blick in die Broschüre Von Daten zu Erkenntnissen – hier setzt München auf künstliche Intelligenz. Unter den zehn Vorzeige-Projekten in dem Heft ist auch eine Baumkronenzählung durch Luftbilder, eine automatische Bild-Anonymisierung in städtischen Publikationen oder ein Programm zur Prognose von Anruferzahlen beim Servicedesk. Eines der Projekte befasst sich sogar mit einem Sentiment-Analyse-Programm, mit dem die Verwaltung den Grundton – freundlich oder unfreundlich – in Umfrage-Antworten automatisch erkennt. Leistungen also, die eher die Stadt als den Bürger entlasten. Und einen Zeitplan gibt es für keines der Projekte.
Ob der Stadtrat auf den Antrag der Opposition hin tatsächlich ein höheres KI-Tempo beschließt, steht in den Sternen. Evelyne Menges: „Vielleicht bewegt sich etwas, wenn die Mitglieder der städtischen IT-Kommission benannt werden. Eine solche ist derzeit in Planung.“