Putin dezimiert Abrams-Flotte: Nachschub kommt aus „down under“

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Schadenfreude: Zivilisten posieren vor einem Abrams-Wrack, während einer Ausstellung von Kriegsbeute in Moskau im Juni vergangenen Jahres. Der Ukraine gehen die West-Panzer mittlerweile aus. © Olga Maltseva / AFP

Die Ukraine verfügt noch über vier einsatzfähige Abrams-Panzer aus US-Lieferung, während Australien weiter hilft.. Trump will den US-Koloss wiederbeleben.

Kiew – „Für die Ukraine ist der Verlust eines weiteren M1 nicht mehr so ​​schlimm wie noch vor wenigen Monaten“, schreibt David Axe. Der Forbes-Autor hat im Januar das Siechtum der ukrainischen US-Panzerflotte als vertretbar erachtet, weil Australien die Lücken der Verteidiger gegen Wladimir Putins Invasionsarmee mehr als ausgleicht. Im jetzt vierten Kriegsjahr ist kaum mehr eines der US-Fahrzeuge brauchbar. Dennoch setzt das Militär der USA unter Donald Trump für die Zukunft weiter auf den Koloss.

Mitte 2023, als die Welt noch voller Hoffnung war auf ein schnelles Ende des Ukraine-Krieges, hatte der ehemalige US-General Ben Hodges gegenüber dem Magazin Defense Express in Aussicht gestellt, dass die westlichen Kampfpanzer zusammen mit gepanzerten Fahrzeugen und der westlichen Artillerie das Potenzial hätten, die Minensperren der eingegrabenen Russen zu knacken – darauf hatte der Tagesspiegel nochmals extra hingewiesen. Genauso überzeugt veröffentlichte das Blatt zur gleichen Zeit, dass die Ukraine mit 1.500 Panzern die Zahl der russischen Panzer um mehr als 100 Stück übertrumpfen würde.

All das erwies sich als ein Trugschluss.

Verluste im Ukraine-Krieg: „Der ruhmlose Untergang des gewaltigen Militärgeräts schockiert dann doch“

Inzwischen gelten in den Medien 26 oder 27 der von den USA eingangs des Krieges gelieferten 31 Exemplare des M1A1 Abrams als unbrauchbar – entweder teilweise oder vollständig. Laut der aktuellen Liste der Statistik-Plattform Oryx sind 22 Exemplare außer Gefecht; zehn davon zerstört, den Rest davon notiert Oryx unter „beschädigt und aufgegeben". Im Stern sinnierte Autor Gernot Kramper über das letztendlich erschreckende Verblassen westlicher Technik, wie gerade der des M1A1 Abrams: „An und für sich ist der Verlust nicht verwunderlich, aber der ruhmlose Untergang des gewaltigen Militärgeräts schockiert dann doch.

„Der Hauptgrund dafür, dass die Ukrainer ihre Panzerüberlegenheit nicht nutzen können, um die jüngsten russischen Erfolge zurückzudrängen, dürfte ein anhaltender Mangel an Infanterie sein.“

Allerdings scheint das Konzept des Flaggschiffes der US-amerikanischen Panzerwaffe nicht kleinzukriegen – trotz aller Kritik an der für die Ukraine und für den laufenden Drohnenkrieg unpassenden Kriegsgeräts. Mit der M1E3-Variante erlebt der Abrams-Panzer in den USA unter der Regierung von Donald Trump seinen neuen Frühling, wie das Magazin Armyrecognition kürzlich berichtet hat. Der Krieg in der Ukraine habe die Anpassung an schnell auftretende neue Bedrohungen verlangt und somit die Bedeutung integrierter Schutzsysteme und modularer Designs unterstrichen, zitiert das US-Militär Glenn Dean. Der Generalmajor und Programmleiter für Bodenkampfsysteme hat davon gesprochen, gleichzeitig die Leistung der Waffe steigern zu müssen mitsamt einer Reduktion seines „logistischen Fußabdrucks“, wie er sich ausdrückte.

Der Ukraine-Krieg bedeutet insofern das Ende der althergebrachten Panzerwaffe und die Geburtsstunde einer neu zu entwickelnden. Laut Armyrecognition sei die US-Armee im Beschaffungsprozess zu einer neuen Strategie umgeschwenkt: Statt so lange zu entwickeln, bis alle Risiken bestmöglich minimiert seien, soll Randy George gefordert haben, „verantwortungsvoll Risiken einzugehen, unnötige bürokratische Hürden zu beseitigen und alle rechtlich und ethisch verfügbaren Mittel zu nutzen, um die Entwicklung zu beschleunigen“, wie das Magazin den General und Stabschef zitiert. Damit solle ein geplant 65-monatiger Planungsprozess um zwei Drittel verkürzt werden, um dem, Tempo des technologischen Wandels sowie der Weiterentwicklung auf dem Gefechtsfeld gerecht zu werden, so Armyrecognition.

Der Abrams der Zukunft kompromisslos: Der M1E3 soll Kompromisse vermeiden

Anhand der Kritik aus der Ukraine sei der Abrams an seinem Gewicht gescheitert, an seiner Wartungsintensität, wegen seiner hohen Silhouette aufgrund des bemannten Turms und vor allem daran, dass der Nutzen in keinem Verhältnis zu den Kosten gestanden hat. Mit dem Auftauchen eines Pfennigartikels wie einer First-Person-View-Drohne hatte das allein in der Produktion mehr als vier Millionen US-Dollar teure Geschoss seinen militärischen Wert nahezu verloren. Ein Drohnen-Treffer durch die geöffnete Turmluke oder auf den Motor hatte die Panzer schnell ihre Dominanz auf dem Gefechtsfeld gekostet. Mit dem M1E3 wollen die USA diesen Prozess wieder umkehren.

Wie Armyrecognition ausführt, gehören zum Abrams der Zukunft „Antriebsstrang-Upgrades, integrierte aktive Schutzsysteme (APS), fortschrittliche Innenraumergonomie, KI-basierte Zielhilfe und rekonfigurierbare Software-Hardware-Frameworks“ sowie ein Autolader, um ein Besatzungsmitglied und dank geänderter Turmgeometrie gleichzeitig Gewicht und Angriffsfläche sparen zu können. Daneben wird Wert gelegt auf eine aktive Panzerung, die vollständig in die Panzerarchitektur eingebettet wird, statt aufgesetzt zu werden, wie das israelische Trophy-System, das bisher als das Maß aller Dinge gilt. „Der M1E3 soll diese Kompromisse vermeiden.“

Neue alte Kritik der Ukraine: „Auf den ersten Blick sind es ziemlich vernichtende Urteile“

Kompromisslos sind scheinbar auch die Urteile ukrainischer Besatzungen über westliches Rüstungsgut. Oder deren Ansprüche. Wie der britische Soldatensender bfbs kürzlich berichtet hat, ebben die Beschwerden ukrainischer Nutzer über die gelieferten Panzer kaum ab – speziell über deutsche Technik. Laut bfbs-Autor Simon Newton habe der stellvertretende Verteidigungsattaché in der Ukraine während eines Besuch eines Ausbildungszentrums der Bundeswehr in Sachsen die Leistungsfähigkeit deutscher Technik kritisiert; „auf den ersten Blick sind es ziemlich vernichtende Urteile“, schreibt Newton.

Beim Leopard 1 sei die Panzerung zu schwach, an der Panzerhaubitze 2000 überhitze das Rohr, das deutsche Luftabwehrsystem IRIS-T gelte zwar als höchst effektiv, es sei aber zu wenig davon geliefert worden. Allerdings stellt Newton klar, dass die Technik auch nur so gut sei wie die Hände, die sie bedienen. Er verweist darauf, dass eine deutsche Leopard-Crew drei Jahre benötige, um ihre Waffe zu beherrschen – ihm zufolge sei westliche Technik weniger komplex, als dass sie Erfahrung benötige; was neben den deutschen oder britischen Panzern eben auch für den Abrams gelte.

„Das Gasturbinentriebwerk des amerikanischen M1 Abrams lässt sich eigentlich recht einfach ausbauen. Es ist mit zehn Schrauben befestigt, und eine gut ausgebildete Besatzung schafft dies offenbar in weniger als 20 Minuten. Allerdings ist dafür ein Bergungsfahrzeug erforderlich“, schreibt Newton. Und der Abrams sei genau so wie der Leopard für schnelle, intensive Gefechte mit Luftunterstützung konstruiert worden. In der Ukraine seien sie in einen Stellungskrieg mit ständiger Bedrohung aus der Luft in einem transparenten Gefechtsfeld geworfen worden.

Zermürbt von Russland? „Wir beginnen zu zweifeln, ob die Ukrainer diese Fahrzeuge wirklich wollen“

Die Rate der verlorenen Abrams ist hoch, allerdings war die Flotte verschwindend klein. An deutschen Leopard habe die Ukraine ein Fünftel der 250 Fahrzeuge umfassenden Armada verloren, so Newton. Russland hat zu Zeiten intensiver Kämpfe 100 Kampfpanzer pro Monat eingebüßt. Allerdings bauschen russische Medien gerade auf, dass die Australier daran zweifeln, inwieweit die Lieferung von Abrams-Panzer willkommen ist an der Front in der Ukraine.

Wir beginnen zu zweifeln, ob die Ukrainer diese Fahrzeuge wirklich wollen. Das Panzerdach ist die schwächste Stelle des Abrams und dies ist ein Drohnenkrieg“, äußerte eine Stimme aus dem Verteidigungsministerium Australiens gegenüber dem dortigen Sender ABC, während die ersten Exemplare die Seereise angetreten haben. Laut ABC herrsche auch im US-Verteidigungsministerium Frust über die Lieferung. Die USA haben die Lieferung genehmigen müssen, waren aber auch vor dem Amtsantritt von Donald Trump unentschlossen, ob der Deal mit Abrams-Panzern immer noch so eine gute Idee sei, wie das in der Anfangsphase des Ukraine-Krieges vermutet worden war.

Seitdem die Ukraine russische Panzer dank ihrer Drohnen hat zurückdrängen können, haben ihre eigenen Panzer mehr Raum zum operieren; deshalb ist die Panzer-Frage für Forbes-Autor David Axe eine ganze andere, ganz profane: „Der Hauptgrund dafür, dass die Ukrainer ihre Panzerüberlegenheit nicht nutzen können, um die jüngsten russischen Erfolge zurückzudrängen, dürfte ein anhaltender Mangel an Infanterie sein.“ (KaHin)

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