Putins Truppen erbeuten deutschen „Marder“ – und führen ihn bis ins letzte Detail vor

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Ein deutscher Marder der Ukrainer fällt in die Hände von Wladimir Putins Invasionsarmee. Moskau lässt Russland die Beute geradezu hämisch präsentieren.

Awdijiwka - 30 weitere Panzer sollen folgen. Das kündigt die Ampel-Bundesregierung nun schon seit Monaten auf ihrer Website zur Liste der militärischen Unterstützungsleistungen für die Ukraine zur Position „Marder“ an.

Waffen für die Ukraine: Russische Armee präsentiert deutschen Marder-Panzer

Eine entsprechende Waffen-Lieferung sei in Vorbereitung, heißt es in der offiziellen Auflistung weiter. Deutschland hatte Kiew im Ukraine-Krieg seit Frühjahr bereits 90 der alten Schützenpanzer zur Verteidigung gegen die Invasion durch Russland bereitgestellt. Mindestens einen „Marder“ hat die Armee von Kreml-Autokrat Wladimir Putin kürzlich erbeutet.

Und zwar bei Awdijiwka am heftig umkämpften Frontabschnitt im Donbass. Die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti verbreitete jetzt ein Video, das zeigt, wie russische Soldaten den Panzer aus deutscher Rüstungsproduktion genau inspizieren und dabei freimütig noch so jedes kleine Detail des gepanzerten Fahrzeugs aus den 1970er Jahren präsentieren.

Verluste der Ukraine: Marder-Schützenpanzer bleibt bei Awdijiwka zurück

Die ukrainischen Streitkräfte mussten besagten „Marder“ laut des Bild-Journalisten Julian Röpcke wohl bei der Siedlung Sjewerne zurücklassen, rund fünf Kilometer westlich von Awdijiwka gelegen. Vorne an der Front des Panzers ist noch die Aufschrift „Rheinmetall“ der gleichnamigen rheinländischen Waffenschmiede aus Düsseldorf zu lesen. Zu sehen ist ferner der Gurtkanal, also das Munitionsmagazin samt Patronen für die 20-mm-Maschinenkanone MK 20 RH 202 mit einer Reichweite von bis zu 2000 Metern.

Der abgebildete Panzer hat zudem an vielen Stellen Abschürfungen auf dem Lack, die Optik für den Richtschützen und die Scheinwerfer sind teils zerschossen. Offensichtlich wurden der Schützenpanzer und seine Besatzung im Gefecht mit Maschinenkanonen und/oder -gewehren beschossen. Die Waffenstation sieht dagegen weitgehend unversehrt aus. In dem Video der Russen werden ferner Aufschriften in ukrainischer Sprache an verschiedenen Bedienelementen gezeigt - diese wurden wohl nachträglich für den Einsatz auf dem Schlachtfeld als Hilfe angebracht.

Panzer für die Ukraine: Kiew wartet auf mehr Marder und Leopard 1

Im Bereich des Fahrersitzes werden ferner alte Tachos gezeigt. Dabei steht: „Top Speed 50 km/h“. Ergo: Höchstgeschwindigkeit 50 km/h. Bislang war der „Marder“ indes eher selten auf Drohnen-Aufnahmen von den Frontlinien aufgetaucht. Die Ukrainer sparen wohl an den Mardern, während Deutschland (eigentlich) zudem 105 weitere Leopard 1A5 liefern will – die angekündigte Lieferung stockt laut Liste der Ampel-Koalition jedoch seit Monaten. Und während zudem mittlerweile mehr als mindestens 26 (Quelle: US-Magazin Foreign Affairs) von geschätzt 74 gelieferten Leopard-2-Kampfpanzern aus dem Westen verloren gingen.

Bedenklich: Mit den zusätzlichen Mardern und „Leos“ 1 könnten kleinere Panzer-Verbände neu aufgebaut werden, im besten Fall eine ganze Kampfbrigade. Könnten. Konjunktiv. Denn: Das Warten geht weiter, während die ukrainische Armee mithilfe von Drohnen die russischen Vorstöße im Donbass Ende März vorerst zumindest etwas eingedämmt hat. Zuvor hatten die Invasionstruppen Putins noch den kleinen Ort Orliwka erobert, der genau auf der zweiten ukrainischen Verteidigungslinie zwischen Berdytschi und Tonenke westlich von Awdijiwka liegt. Sjewerne befindet sich wiederum nur ein paar hunderte Meter südlich von Tonenke, wo die Front aktuell festgefahren wirkt.

Deutsche Panzer für die Ukraine: Ständig fehlt eine reaktive Panzerung

Derweil fällt noch etwas in dem „Marder“-Video auf, das RIA Novosti veröffentlicht hat. An dem Schützenpanzer wurde offenbar keine zusätzliche reaktive Panzerung angebracht, um mittels einer Gegenexplosion einen Schutz gegen Panzerabwehrgranaten wie die gefürchtete sowjetische RPG-7 zu bieten. Als die ukrainische Armee im Februar dem ZDF stolz einen gelieferten Leopard 1A5 präsentierte, war derselbe Makel zu beobachten. Warum das trotz der bekannten Gefahren für die Besatzungen so ist, das blieb im Ukraine-Krieg zwischen Berlin und Kiew bislang ein Geheimnis. (pm)

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