Nicola Walde aus Weil ist Weltrekordhalterin im 24 Stunden-Rennen – bald will sie ihn brechen

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Das Dreamteam in der Szene: Nicola Walde und Daniel Fenn. © Lübeck

Nicola Walde hat als erste Frau der Welt 1.129 Kilometer in 24 Stunden zurückgelegt – und das mit reiner Muskelkraft. Die Weilerin stellte mehrere Weltrekorde auf, den letzten im Juli 2022. Im August dieses Jahres will die 50-Jährige ihn brechen.

Weil – „Eigentlich war ich immer nur mit einem Kollegen nach München mit dem Fahrrad unterwegs“, beginnt Nici mit ihrer Geschichte. „Das war super für die Triathlon-Regionalliga.“ Die Weilerin ist sportlich, ja, aber gleich mehrere Male einen Weltrekord aufstellen – daran hat die heute 50-Jährige damals noch nicht gedacht. ‚Damals‘ bedeutet 2015. Der Kollege kaufte sich ein sogenanntes Velomobil: ein in Carbon und Nylon verpacktes dreirädriges Liegerad. „Der ist damit dann auch einen Rekord gefahren“, daraufhin lernte Nici sein Team kennen. Dann erschien plötzlich ein Post im Velomobilforum. Unter „Suche Frau für 24 Stunden“ suchte einer der führenden Hersteller jemanden, der mit seinem Velomobil einen Weltrekord über 24 Stunden fährt. Das Team schlug dafür Nici vor, allerdings für zwölf Stunden. Unverständlich für die Weilerin, war sie doch 2015 bereits 41 Jahre alt und vor allem nur 1,50 Meter groß. „Im Velomobil braucht man Watt und davon hat man mehr, wenn man groß ist“. Abgesehen davon ist sie vorher noch nie ein Velomobil gefahren. Der Hersteller meinte: „Das probieren wir einfach aus.“ Und baute extra für Nici ein Velomobil, mit dem sie auf Rekordjagd gehen sollte.

Das Dreamteam der Szene

Der „führende Hersteller“ ist Daniel Fenn. Und der fand in Nici nicht nur eine Frau für 24 Stunden, sondern für sein ganzes Leben. Die beiden verliebten sich und wohnen jetzt zusammen in Weil. Inzwischen nennt man sie das „Dreamteam“ in der Szene.

Viel Zeit für Romantik blieb anfangs allerdings nicht. „Wir haben uns am 12. April das erste Mal getroffen und die erste Rekordmöglichkeit war Anfang Juli.“ Erst zwei Wochen vorher war das Velomobil fertig. „Ich hatte zwei Fahrten damit und dann stand gleich der Rekord an – alle haben gelacht.“ Nici entschied, es allen zu zeigen: Ihre dritte Fahrt auf dem Velomobil sollte ihr erster Weltrekord werden. Zwölf Stunden lang gab sie Gas. Im Schnitt mit 48,9 km/h düste sie über die Rennstrecke, gute 585 Kilometer später war das Unterfangen geglückt. „Ich hatte meinen Rhythmus gleich gefunden und dann auch gehalten“, erklärte sie damals im Interview mit unserer Redaktion.

Einen Weltrekord stellte Nici Walde im August 2018 auf der Teststrecke von Opel in Dudenhofen auf (Foto). Es folgte ein weiterer in 2022. Im August will sie ihn wieder brechen.
Einen Weltrekord stellte Nici Walde im August 2018 auf der Teststrecke von Opel in Dudenhofen auf (Foto). Es folgte ein weiterer in 2022. Im August will sie ihn wieder brechen. © Opel

Im Jahr 2016 hätte Nici eigentlich wieder einen Weltrekord aufgestellt – diesmal im 24 Stunden-Rennen. Damals fuhr sie 1.106 Kilometer. Da sie aber angeblich den Helm nicht richtig auf hatte, wurde der Rekord nicht anerkannt. Das wollte die Weilerin natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Im August 2018 hat sie als erste Frau der Welt 1.088 Kilometer mittels eigener Muskelkraft innerhalb von 24 Stunden zurückgelegt. Der Weltrekord fand auf der Teststrecke von Opel in Dudenhofen statt. Für die Weilerin hieß es also Runden fahren. Insgesamt waren es 227. Das ist die Strecke von Flensburg bis zum Brennerpass. Dabei fuhr die 50-Jährige eigentlich drei Weltrekorde ein: Neben dem im 24-Stunden-Fahren bei den Frauen hat sie auch noch ihren eigenen Zwölf-Stunden-Weltrekord übertroffen und dazu eine neue Weltrekordzeit über 1.000 Kilometer ‚erradelt‘. Trotzdem sei sie damals enttäuscht gewesen, weil es mit dem Super-Weltrekord nicht geklappt habe, erzählte Nici in einem Interview mit unserer Redaktion kurz nach ihrem Erfolg. Der Weltrekord über 24 Stunden der Männer wollte ihr nicht gelingen. Schuld war vor allem das Wetter: Regen. Bei Nässe haben die Reifen mehr Reibung, Nici fährt also ein bisschen langsamer. Damals kam unglücklicherweise auch noch ein Infekt dazu.Es war also keine Höchstleistung möglich.

Deswegen ging Nici 2022 wieder mit ihrem Velomobil an den Start und brach ihren eigenen Rekord. Auf dem Lausitzring fuhr sie 1.129 Kilometer in 24 Stunden. Und „im Vorbeifahren“ hat sie auch noch die Rekorde über 12-Stunden und 1.000 Kilometer verbessert.

Für dieses Jahr war eigentlich eine Velomobil-Pause angedacht. Aber „letztes Jahr haben zwei Männer eine wahnsinnige Rekordmarke geknackt.“ Einer von ihnen, Holger Seidel, kein Unbekannter in Velomobil-Kreisen, „will jetzt nochmal ran. Er hat gefragt, ob nur er und ich fahren wollen.“ Bei der Gelegenheit kann man doch den eigenen Weltrekord auch nochmal anpacken, findet Nici.

Den Körper in Form bringen

Am letzten Augustwochenende soll das Rennen in Aldenhoven stattfinden – in acht Wochen also. Nicis Trainingsplan sieht dabei folgendermaßen aus: „Einige drei bis sechs Stunden-Fahrten, aber auch kurze, schnelle Einheiten, damit die Härte da ist.“ Die Leistung beim Rennen wird von verschiedenen Faktoren abhängen, meint Nici, wobei das Körpergefühl über allem steht. Damit der Körper auch während der Fahrt gut versorgt ist, fahren Nahrung und Getränke die über Tausend Kilometer mit. „Zu trinken hatte ich bisher immer Wasser und O-Saft.“ Zum Essen gibt‘s Kohlenhydrate, vermutlich auch Nutella-Brote und Nudeln mit Tomatensoße, „das geht eigentlich immer“. Aktuell probiert sie noch aus, was ihrem Körper am meisten Energie liefert. „Das hat sich mit dem Alter auch verändert.“

Und was macht man, wenn man 24 Stunden nur im Kreis fährt? „Nichts denken“, meint die gebürtige Hamburgerin. Und einen Rhythmus finden, das kennt sie schon aus ihrer Arbeit. Im Alltag ist Nici Musikerin. Sie spielt unter anderem Fagott im Polizeiorchester Bayern. Auf das Rennen in acht Wochen ist sie gespannt, „es wird eine totale Überraschung, ob‘s funktioniert oder nicht. Wenn‘s nicht sein soll, dann steh‘ ich drüber.“

Für dieses Jahr soll es das letzte Rennen sein, meint die Weilerin. Auch, damit sich ihr Körper erholen kann. Aber wer weiß, vielleicht bricht Nici noch ein paar Weltrekorde?

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