Immer weniger Kinder können richtig schwimmen. Immer wieder kommt es dadurch zu tragischen Unfällen. Ein einzigartiges Projekt im Landkreis soll das ändern. Das hehre Ziel: Jedes Kind soll nach der vierten Klasse sicher schwimmen können.
Landkreis – Am Anfang steht das Vorschwimmen. In zwei Reihen stehen die Schüler einer Grundschule aus dem westlichen Landkreis vor dem Kinderbecken in der Brucker Amperoase und warten, bis sie an der Reihe sind. Manche bewegen sich bereits sicher durch die Fluten. Einige aber haben aber große Mühe, die rund 15 Meter hinter sich zu bringen. Dass nichts passiert, dafür sorgt ein Schwimmlehrer im Neoprenanzug.
Die Initiatoren
Das Bild, das sich an diesem Morgen zeigt, ist typisch für die Situation im Landkreis – und darüber hinaus. Laut einer Studie der DLRG sind 58 Prozent der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer. Ähnliches haben auch die Schwimmlehrer im Landkreis beobachtet. Das will das Projekt „FFB schwimmt“ – ins Leben gerufen vom Schulamt, der Bürgerstiftung für den Landkreis und der Hans-Kiener-Stiftung jetzt ändern.
Mit so genannten Screenings sollen alle Zweitklässler im Landkreis auf ihre Schwimmfertigkeiten geprüft werden. Dabei sollen die Kinder sich 15 Minuten über Wasser halten können. Doch das schaffen viele nicht. Ein „Pilot-Screening“ mit 346 Schülern der Grundschule am Gernerplatz in Puchheim erbrachte besorgniserregende Resultate. Mehr als 70 Prozent der Schüler schaffte die 15 Minuten nicht. Es gibt also viel zu tun.
Projektleiterinnen vor Mammutaufgabe
Das haben auch die Projektbeteiligten schnell bemerkt. „Die Schwimmfertigkeit der Kinder nimmt immer mehr ab“, sagt Schulamtsleiter Thomas Frey. Der Schwimmunterricht in den Schulen könne das nicht auffangen. Dieser sei dazu da, die Schwimmfähigkeit der Kinder zu verbessern. Nicht aber um ihnen das Schwimmen von Grund auf zu lernen.
Die Projektleiterinnen Martina Fink und Ricarda Kicherer stehen vor einer Mammutaufgabe. Bis zu den Sommerferien wollen sie über 600 Kinder durch die Screenings schleusen. Eine der großen Herausforderungen dabei sind die knappen Kapazitäten. Deshalb arbeitet das Projekt eng mit den Bädern im Landkreis sowie Schwimmvereinen zusammen um für den Nachwuchs möglichst viel Zeit im Wasser herauszuholen. „Auch mit den Kommunen arbeiten wir eng zusammen“, sagt Martina Fink. Diese würden etwa den Transfer der Schüler von der Schule zum Bad organisieren.
Schwimmkurse anbieten
Mit den Screenings ist es aber noch längst nicht getan. Denn wer Probleme im Wasser hat, braucht einen Schwimmkurs. Darüber werden dann die betroffenen Eltern informiert. Diese müssen sich nämlich generell darum kümmern, ihr Kind für einen Kurs anzumelden. „Doch einige erreicht man recht schwer. Anderen ist das Thema offenbar nicht so wichtig“, sagt Thomas Frey vom Schulamt. Ein weiteres Problem: Schwimmkurse kosten Geld. Gerade finanziell schwache Familien könnten sich das oft nicht leisten – obwohl deren Kinder überproportional oft Schwimmprobleme hätten. Auch hier will das Projekt helfen. Bedürftige Familien können mit bis zu 50 Prozent bezuschusst werden, erklärt Dorothee von Bary von der Bürgerstiftung für den Landkreis. Ebenfalls wichtig aus Sicht der Projektmacher: Die Anmeldung muss niederschwellig sein. Deshalb läuft das über die Schule – wenn die Eltern einen Schwimmkurs für ihre Kinder wünschen.
Meine news
Das Projekt verursacht einiges an Kosten – etwa für die Wasserzeiten in den Bädern und die Bezuschussung von Schwimmkursen. Deshalb ist „FFB schwimmt“ auf Spenden angewiesen. Infos dazu gibt es unter www.buergerstiftung-lkr-ffb.de/spenden
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