Geplante Hospizerweiterung am Kloster Polling: „WG-Feeling“ soll bleiben

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So sieht die Westfassade der Hospizerweiterung aus. © Repor: jep

Die Bauleitplanung läuft zwar noch, doch bald wird das mit rund 20 Millionen Euro kalkulierte Mega-Projekt „Hospizerweiterung am Kloster Polling“ in die Umsetzungsphase starten. 2026 sollen die Bauarbeiten beginnen. Bei einer Bürgerinformation wurden nun die Grundzüge der Planung erläutert.   

Polling – Größtmögliche Transparenz im Umgang mit allen Beteiligten und den Bürgern: Das war der Anspruch, mit dem der „Hospizverein im Pfaffenwinkel“ vor rund sieben Jahren in den Planungsprozess zur Erweiterung des Hospizes im Kloster Polling startete. Und dieses Versprechen wurde bis dato eingehalten. Als Beleg dafür diente die Bürgerinformation vor rund 100 Besuchern in der Tiefenbachhalle.

Wie ernst der Hospizverein und das projektausführende St.-Ulrichswerk Augsburg die Veranstaltung nahmen, zeigte sich unter anderem am Erscheinen von Renate Dodell. Die frühere Landtagsabgeordnete und ehemalige Hospizvereinsvorsitzende ließ es sich trotz gesundheitlicher Einschränkung nach einer Wirbelsäulen-Operation nicht nehmen, Grußworte zu sprechen. Der Planungsprozess, so Dodell, sei von einem „vertrauensvollen Miteinander“ zwischen allen Beteiligten geprägt. Die ideelle, aber auch finanzielle Unterstützung vieler Bürger in Polling und im gesamten Pfaffenwinkel würde den Verein in der Überzeugung stärken, „dass das Kloster Polling und das Dorf Polling mit seiner ganz besonderen Ausstrahlung der beste Ort ist, um schwerkranken Menschen ein Sterben in Würde zu ermöglichen“.

Die Erweiterung sei nötig, weil die Anfragen inzwischen doppelt so hoch sind wie die Aufnahmekapazitäten „und der Bedarf weiter steigen wird“, konstatierte der neue Hospizvereinsvorsitzende Jakob Schätz. Zudem soll die klösterliche Infrastruktur gesichert werden. „Wir wollen nicht, dass das Kloster irgendwann auf dem freien Markt verscherbelt und zu einem Spielball eines Investors wird“, sagte Schwester Raphaela Ferber, die sich selbst als „vermutlich letzte Dominikanerin von Polling“ bezeichnete.

Bei der Planung waren Kompromisse nötig. Der Spagat zwischen Kosteneffizienz und Denkmalschutz-Belangen ist kompliziert. So war der Erweiterungsbau, der die bestehenden Klosterbauten zu einem Geviert schließen soll, mit einem Flachdach konzipiert. „Doch das kam weder bei der Gemeinde noch bei der Denkmalschutzpflege besonders gut an“, sagte Rudolf Mitterhuber. Der ehemalige Ulrichswerk-Geschäftsführer betreut das Projekt trotz begonnener Ruhestandsphase weiter.

 Es gibt immer noch Leute, die davon ausgehen, dass sie ohnehin nicht sterben.“

Der Erweiterungsbau ist mit vier Etagen plus Dachgeschoss geplant. Die Zimmer für die Hospizgäste (die Kapazität wird künftig bei 16 Patienten liegen) werden Richtung Innenhof mit breiten Fensteröffnungen situiert, um auch Betten auf den Balkon schieben zu können. Der Erweiterungsbau wird nicht unterkellert. Die Fundamentierung erfolgt aufgrund der vorhandenen Bodendenkmäler auf Bohrpfählen. Die Zufahrt zum erweiterten Hospiz wird über die Tassilostraße erfolgen. Dazu muss die Öffnung in der Klostermauer verbreitert werden. Trotz der Erfordernisse bezüglich Feuerwehrzufahrten und Parkplätzen versicherte Mitterhuber: „Die Klosteraußenanlage wird eine grüne Lunge bleiben.“

Künftig 100 statt wie bisher 45 Mitarbeiter

Intention der Projektträger ist es laut Schätz, „den Spirit des bestehenden Hospizes zu erhalten“. Das erweiterte Hospiz solle ein „WG-Feeling“ und keine Krankenhaus-Atmosphäre vermitteln. Auch für Mitarbeiter und Angehörige werde sich die räumliche Infrastruktur verbessern. Die separate Abteilung des Kinderhospizes mit acht Plätzen soll ein Ort der Erholung für schwerstkranke Kinder und ihre Familien werden – also „kein Ort zum Sterben“, wie Dodell betonte: „Das Kinderhospiz wird ein Ort zum Leben.“ Geplant sind unter anderem Elternappartementzimmer: „Für Angehörige bedeutet es oft Glück, einfach mal eine Nacht durchschlafen zu können“, so Schätz.

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Sowohl das Erwachsenen- als auch das Kinderhospiz werden unentgeltlich angeboten. Einen Teil der Kosten tragen die Krankenkassen, den Rest muss der Hospizverein über Spenden und Mitgliedsbeiträgen aufbringen. Die Lücke beträgt jährlich bis zu 300 000 Euro. Nach der Erweiterung des Hospizes (die Zahl der festen Mitarbeiter wird von 45 auf rund 100 ansteigen) muss ein Betrag von etwa einer Million Euro gegenfinanziert werden.

Hospizerweiterung; Strukturübersicht der Partner
Hospizerweiterung; Strukturübersicht der Partner.jpg © Hospizverein

Der Hospizverein will deshalb die Mitgliederzahlen (derzeit rund 1500) steigern und die Hospizstiftungen ausbauen. Auch soll die Miete an das Dominikanerinnenkloster reduziert werden. Im Gegenzug beteiligt sich der Hospizverein über seine Stiftungen mit einem Baukostenzuschuss in Höhe von acht Millionen Euro an der Projektfinanzierung. Ein Vorteil ist laut Schätz, „dass lauter Non-Profit-Organisationen an einem Tisch sitzen“.

Nachfragen gab es in der Versammlung so gut wie keine. Auch mit dem direkten Anlieger, Pollings Kulturreferenten Michael Jarnach, der einen Klostertrakt bewohnt, hat man sich dem Vernehmen nach inzwischen geeinigt. Kritische Wortmeldungen gab es allerdings bezüglich der „Ziegelbreite“. Das klostereigene Areal im Zwickel zwischen Prälatenweg und Weilheimer Straße soll städtebaulich vermarktet werden, um einen Teil der Kosten für die Hospizerweiterung zu finanzieren (Bericht folgt). Das Ulrichswerk will die Bedenken ernst nehmen, beteuerte Mitterhuber, der zuversichtlich ist, „dass wir nächstes Jahr bauen können“.

Überblick über die Partnerschaftsstruktur

Als „Bauherren“ für die Hospizerweiterung fungieren das Dominikanerinnenkloster Polling und das Ordensstammhaus Donauwörth. Die Klöster haben das Ulrichswerk mit der Projektausführung beauftragt. Der Hospizverein und die „Kinderhospiz gGmbH“ treten in dem Konstrukt als Mieter auf. Über ihre Stiftung respektive den Förderverein „Zwei Hospize in Polling“ fließt ein Baukostenzuschuss in Höhe von rund acht Millionen Euro an die Bauherren.

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