Für 1,5 Milliarden Euro: Deutsche Firma gekauft: Was hinter Samsungs teuerster Übernahme seit Jahren steckt
Samsung hat sich vergangene Woche auf dem deutschen Markt bedient. Für 1,5 Milliarden Euro kaufen die Südkoreaner den Lüftungs-Spezialisten Fläkt aus Herne in Nordrhein-Westfalen auf. So viel Geld hat der Konzern seit 2016 nicht mehr für eine Übernahme ausgegeben. Damals flossen rund acht Milliarden Euro für den US-Automobilzulieferer Harman International.
Auch für die deutsche Unternehmensszene ist der Deal beachtlich. Übernahmen im Milliardenbereich sind selten und erregen oft öffentliches Aufsehen – etwa zuletzt der Verkauf der Güter-Sparte Schenker der Deutschen Bahn.
Wer die Fläkt Gruppe ist
Die Fläkt Gruppe ist ein alteingesessenes Unternehmen. Gegründet wurde sie bereits 1909 als Deutsche Luftfilter-Baugesellschaft, kurz DELBAG. Wie der Name schon sagt, baute und vertrieb die Firma Luftfilter und Anlagen. 1990 wurde die DELBAG von der Gea Group übernommen, einem aus Düsseldorf stammenden Konzern für Maschinenbau. Aus diesem wiederum wurde die Sparte für Wärmetauscher, zu dem die alte DELBAG mittlerweile gehörte, 2014 herausgetrennt und an den deutsch-schwedischen Investment-Konzern Triton verkauft. Der wiederum vereinte die alte DELBAG mit anderen Teilen Geas zu einem Spezialisten für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik.
2016 wurde er mit dem im Brandschutz spezialisierten Fläkt Woods zur Fläkt Group fusioniert – welche jetzt eben zu Samsung wechselt. Bis Ende des Jahres soll die Übernahme abgeschlossen werden.
Spezialist für Rechenzentren
Samsung selbst ist auf dem Markt für Lüftungssysteme bisher noch nicht stark vertreten. Zwar vertreibt der asiatische Mischkonzern auch Wärmepumpen, Heizungsanlagen, Luftfilter, Luftreiniger und ähnliches, ist dabei auf dem internationalen Markt aber eher ein kleineres Unternehmen.
Um das zu ändern, hatten die Koreaner im vergangenen Jahr bereits den US-Hersteller Lennox aufgekauft. Auch wenn die Fläkt Gruppe in der gleichen Branche aktiv ist, verfolgt Samsung mit dem deutschen Unternehmen aber wohl ein anderes Ziel.
KI erfordert immer größere Rechenzentren
Aus Deutschland sollen künftig Lösungen kommen, um Rechenzentren besser zu lüften und zu kühlen. Das wird insofern immer wichtiger, als der steigende Einsatz von Künstlicher Intelligenz immer größere Rechenkapazitäten und damit auch immer mehr Rechenzentren erfordert. Diese zu betreiben, verschlingt große Mengen an Energie und ist damit teuer.
Je energieeffizienter ein Rechenzentrum arbeitet, desto mehr zahlt sich das also aus. Das gilt aber nicht nur für die Server selbst, sondern eben auch für die Lüftungs- und Kühlungssysteme. Besonders dabei soll der Zukauf aus Deutschland helfen.
Die Anforderungen an solche Systeme sind ungleich höher als in einer Wohnung. Die Lüftung in einem Rechenzentrum muss dafür sorgen, dass sich ein Raum voller Computer nicht auf mehr als etwa 27 Grad aufheizt, gleichzeitig die Luftfeuchtigkeit sehr niedrig bleibt, um die Elektronik nicht zu schädigen und die Luft staubfrei gehalten wird. Gleichzeitig muss der Stromverbrauch der Lüftung möglichst gering sein. Sie macht sowieso schon rund ein Drittel des gesamten Stromverbrauchs eines Rechenzentrums aus.