Piorama-Streit wird Thema in Satire-Sendung - Zuschussfrage weiter offen

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Die Eröffnung des Piorama wurde im Herbst 2023 unter anderem mit Einlagen der Münchner Turmspringer groß gefeiert. Wenig Monate später äußerte die SGO erstmals ihre Kritik an den hohen Gebühren. © Seliger /A

Weiter offen ist es, ob die Stadt die Penzberger Vereine angesichts der hohen Gebühren im neuen Piorama finanziell unterstützen wird. Nach der massiven Kritik des Schwimmvereins an Stadtwerken und Stadt hat auch eine Satire-Sendung bundesweit über die Situation berichtet. Aber wie geht es jetzt in Penzberg weiter?

Anfang März hatte sich die Schwimmgemeinschaft Oberland (SGO) an die Heimatzeitung gewandt und die Höhe der Gebühren kritisiert, die die Stadtwerke für die Nutzung des neuen Familienbads Piorama von den Vereinen verlangen: 100 Euro pro Bahn und Stunde – ein Betrag, den der Schwimmverein nicht bezahlen könne, wie die Vorstandschaft unisono betonte, da für das mehrmals wöchentlich stattfindende Training jeweils mehrere Bahnen benötigt würden.

Nachdem die Heimatzeitung mehrfach berichtet hatte, hat nun kürzlich auch das ARD-Satiremagazin „extra 3“ das Thema aufgegriffen. In dem rund dreieinhalbminütigen Beitrag mit dem Titel „Realer Irrsinn: Teurer Schwimmsport in Penzberg“ wird noch einmal dargelegt, dass der Verein pro Jahr rund 80 000 Euro an Gebühren zahlen müsste, würde er zweimal pro Woche fünf Bahnen für das eineinhalbstündige Training der etwa 35 Nachwuchsschwimmer in Anspruch nehmen. Weil dafür das Jahres-Budget von etwa 15 000 Euro nicht ausreiche, fahre man per Bus ins deutlich günstigere Schwimmbad nach Weilheim, so SGO-Vorstandsmitglied Ingo Krüger. Stadtwerke-Vorstand André Behre kommt in der Satire-Sendung nur kurz zu Wort. Und zwar zweimal mit dem Satz: „Badepublikum, Vereine und Schulen müssen einen kleinen Beitrag leisten, dass das Bad auch dauerhaft ein Erfolg wird.“

Stadtwerke wollen an Gebühren festhalten

Dass an den Gebühren für Vereine nicht zu rütteln ist, hatte Ulrike Franz, die Bad-Beauftragte der Stadtwerke, bereits im März gegenüber der Heimatzeitung erklärt. Im Zuge der damals bereits laufenden Haushaltsberatungen sollte aber über mögliche Zuschüsse seitens der Stadt für die Vereine gesprochen werden, hieß es.

Doch ob Vereine einen solchen Zuschuss bekommen oder nicht, steht laut Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) immer noch nicht fest. Die Vereinsförderung werde aber voraussichtlich „noch im Juli“ Thema der Haushaltsberatungen sein, sagte er nun auf Nachfrage. Der Bürgermeister betonte, dass dabei komplizierte Aspekte berücksichtigt werden müssten. Denn einerseits wolle man alle Penzberger Vereine gleich behandeln. Andererseits bringe jeder von ihnen andere Voraussetzungen mit, die sich auf eine mögliche Förderung auswirken würden; beispielsweise besitze der eine ein eigenes Vereinsgelände, während der andere städtische Liegenschaften zum Training nutze. Fest stehe aber, so Korpan mit Blick auf die SGO, dass es keine hundertprozentige Förderung für die Nutzung einer städtischen Liegenschaft geben werde.

Bezüglich der Satire-Sendung kritisiert Korpan eine einseitige Berichterstattung und betont, dazu werde es von Stadt und Stadtwerken noch eine „detaillierte Stellungnahme“ geben. Was die Vereine betrifft, die das Piorama zum Training nutzen oder nutzen wollen, gebe es derzeit lediglich eine Regelung bezüglich der Wasserwacht: Für diese Rettungsorganisation, die auch an den Penzberger Badeplätzen Badeaufsicht leistet, habe der Stadtrat bereits eine Förderung beschlossen. In welcher Höhe, sagte Korpan nicht. Wasserwacht-Vorsitzender Christian Seiderer erklärte auf Nachfrage, er habe noch keine Zahlen vorliegen. Das laufe alles über den Kreisverband. Aktuell trainierten die Retter noch in Bad Tölz. Sobald er vom Kreisverband grünes Licht über den Zuschuss bekomme, soll das Training aber nach Penzberg zurückverlegt werden.

Bürgermeister Korpan bestätigte zudem, dass eine Reduzierung der Piorama-Gebühren derzeit nicht angedacht sei. Es gebe auch Vereine, die mit deren Höhe kein Problem hätten, sagte er. Die Mitglieder der Wassergymnastik des TSV Penzberg trainierten beispielsweise seit Anfang des Jahres im Piorama. TSV-Vorsitzende Michaela Schott erklärte dazu, man habe den Mitgliedern die Fahrt nach Kochel nicht länger zumuten wollen. Ihr Verein bezahle 100 Euro pro Stunde für das Bewegungsbecken. Dieser Betrag werde auf die teilnehmenden Sportler umgelegt. Zuschüsse bekomme der TSV auch noch nicht. Schott betonte aber, dass die Situation für die SGO eine deutlich schwierigere sei, da die Schwimmer bei fünf Bahnen 500 Euro pro Stunde bezahlen müssten.

Dass sie diese Summe nicht auf die Mitglieder umlegen wollen, hatte die SGO-Vorstandschaft schon im Frühling betont. Denn dafür müsste man die Beiträge fast versechsfachen, wie Krüger in der TV-Sendung darlegte.

Kling: SGO will nicht zurück ins Piorama

SGO-Vorsitzender Wolfgang Kling wirkt nach dem wochenlangen Streit um Gebühren und Trainingszeiten ebenso resigniert wie stur. „Die wollen uns halt nicht“, sagte er auf Nachfrage der Heimatzeitung. Selbst wenn die SGO doch noch einen Zuschuss von der Stadt bekommen würde, werde man nicht ins Piorama zurückkehren. „Auf keinen Fall.“ Er bezeichnet das Verhalten der Stadt als „bodenlos“ und merkt an, dass viel zu wenige Besucher ins Piorama kämen. Dessen Auslastung sei „dürftigst“, wie man auf der Homepage des Bades stets aktuell nachlesen könne.

Kling hatte stets betont, sein Verein wolle auch im neuen Bad „die gleichen Trainingszeiten zu den gleichen Bedingungen, wie wir es 40 Jahre hatten“. Doch das werde es nicht geben, stellte Korpan erneut klar und verwies darauf, dass man der SGO bezüglich der Öffnungszeiten entgegengekommen wäre. Doch der Verein habe alle Vorschläge abgelehnt, so Korpan, der zugleich eine Theorie aufstellte: Hätte Kling dereinst nicht das Bürgerbegehren gegen den Neubau des Familienbades initiiert, hätte das Piorama deutlich günstiger gebaut werden können. Die Zeitverzögerung habe das Projekt verteuert.

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