„Schnapsidee des DB-Managements“: Deutsche Bahn streicht Service – Familien müssen jetzt mehr zahlen
Die Deutsche Bahn kurbelt die Preise in die Höhe. Vor allem Mehrkosten für Familien sorgen für Kritik. Die DB habe „keinen Bezug zu ihren Kunden“.
Am Pfingstwochenende waren viele Züge in Deutschland stark ausgelastet. Familien nutzten die freien Tage für einen Ausflug und setzten dabei auch auf die Bahn. Wer mit seinen Kindern unterwegs ist, weiß, dass die Kleinen gerade bei längeren Fahrten unruhig werden können. Viele reservieren sich daher vorab Sitzplätze. Bislang hatte die Bahn dazu ein ordentliches Angebot im Katalog: die Familienreservierung. Doch damit ist nun Schluss.
Deutsche Bahn kassiert Familienreservierung: Preis vervierfacht sich
Mit dem Fahrplanwechsel passt die Deutsche Bahn auch die Reservierungsgebühren an. Künftig müssen alle Reisenden – auch Kinder – für eine Sitzplatzreservierung zahlen. Zusätzlich wird der Preis für eine Reservierung in der zweiten Klasse um 30 Cent teurer und liegt dann bei 5,50 Euro. In der ersten Klasse kostet der feste Platz dann 6,90 Euro statt 6,50 Euro.
Die Familienreservierung kostete bislang nur 10,40 Euro. Nun heißt das konkret: Für eine Sitzplatzreservierung einer Familie mit zwei Kindern werden künftig 22 Euro fällig. Für Hin- und Rückweg kommen somit 44 Euro zusammen. Der Preis hat sich also verdoppelt. Der neue Tarif gilt ab 15. Juni.

Kritik an neuen Bahn-Preisen: „Schnapsidee des DB-Managements“
Der Linke-Politiker Luigi Pantisano, Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestags, spricht auf Anfrage des Münchner Merkur von einer „Schnapsidee des DB-Managements“ und sagt: „Bei der Bahn sind Manager am Werk, die keinen Bezug zu ihren Kunden haben, denn sonst hätten sie die Reservierungskosten für Familien abgeschafft und nicht erhöht.“ Kritik kam auch von den Grünen und der CDU sowie von mehreren Verbänden.
Der ökologische Verkehrsclub VCD forderte die Bahn auf, die Familienreservierung zu erhalten. „Gerade Familien mit Kindern sind auf reservierte Sitzplätze angewiesen“, teilte die Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann mit. „Auf sie kommt jetzt de facto eine erneute Preiserhöhung zu; nur ein halbes Jahr nach der letzten regulären Erhöhung im Dezember.“ Der Fahrgastverband Pro Bahn erklärte: „Insbesondere bei Reisen mit Familie sind die Kosten gegenüber dem Auto ein wichtiges Entscheidungskriterium.“
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Deutsche Bahn verteidigt Ende der Familienreservierung
Die Deutsche Bahn verteidigt den neuen Preis. Mit dem Wegfall der speziellen Reservierungsmöglichkeit ändere sich für Familien kaum etwas: „Die Familienreservierung wird zu einem großen Teil von Reisendenkonstellationen bestehend aus einem Erwachsenem mit einem Kind gebucht“, teilt ein Bahnsprecher auf Anfrage mit. Einen preislichen Vorteil habe die Familienreservierung aber erst ab drei Reisenden gebracht.
Der Konzern verweist auch darauf, dass Kinder bis einschließlich 14 Jahre in Begleitung eines Erwachsenen kostenlos mit der Bahn fahren können. „Damit ist die DB klar der Verkehrsanbieter mit den kinderfreundlichsten Mitnahmeregeln in Deutschland und Europa“, heißt es. Fünf Prozent aller Fernreisenden hätten die Familienreservierung bisher gebucht. Klingt wenig, doch bei 133,4 Millionen Reisenden im Fernverkehr der Deutschen Bahn im vergangenen Jahr wären das immerhin rund 6,7 Millionen Tickets.