Deutschland gegen Luxemburg: Eine Rote Karte macht die Bewertung nichtig

Das Länderspiel gegen Luxemburg wurde im Vorfeld emotional erhöht: Nach dem verpatzten Start in die WM-Qualifikation mit dem 0:2 in der Slowakei und den Pfiffen beim 3:1-Mühe-Sieg gegen Nordirland in Köln war eine Reaktion gefordert. 

Drei Punkte gegen den krassen Außenseiter waren Pflicht, es ging aber viel mehr um die Art und Weise des Sieges. Schließlich hatte Bundestrainer Julian Nagelsmann noch in Bratislava die fehlende Emotionalität seiner Mannschaft angeprangert. Mentalität statt Qualität war gefordert. Denn nur mit der richtigen Mentalität setzt sich Qualität auch durch.

Wie tritt Nagelsmanns auserkorene DFB-Elf also in Sinsheim auf?

DFB-Team legt gegen Luxemburg stark los

Erster Abschluss nach 3 Minuten, Führung nach 4 Minuten, Tor aberkannt nach 5 Minuten. Die deutsche Mannschaft legte sofort mächtig los. David Raum belohnte die starke Anfangsphase mit einem wunderbaren Freistoßtor – nach 12 Minuten.

Nach einer Szene in der 18. Minute herrschte dann Verwirrung. Der Video-Assistent schaltete sich ein, Schiedsrichter Nenad Minakovic musste sich ein mögliches Handspiel im Strafraum nochmal ansehen.

Eine Rote Karte macht die sportliche Analyse nahezu nutzlos

Und tatsächlich: Dirk Carlson bekam das Spielgerät an den Arm, sodass Serge Gnabry entscheidend am Abschluss gehindert wurde. 

Die Folge: Strafstoß – aber auch Rote Karte für den Luxemburger. Eine viel zu harte, aber leider der Regel entsprechenden Bestrafung (Wenn das die Regel ist, ist die Regel vielleicht falsch).

Da es eine aktive Bewegung zum Ball ist, wird dem Verteidiger Absicht unterstellt. Wird mit Absicht im Strafraum als letzter Mann strafbar eine Großchance verhindert, gilt weiterhin die Doppelbestrafung aus Elfmeter und Platzverweis.

Den folgenden Elfer verwandelte Joshua Kimmich trocken. Und dann war es eigentlich dahin mit der sportlichen Bewertung. In Unterzahl war der Weltranglisten 92. heillos überfordert. 34 Abschlüsse, 84 Prozent Ballbesitz für Deutschland.

Deutschland fertigt zehn Luxemburger souverän ab

Das DFB-Team spielte schnellen, unterhaltsamen Fußball. Elan, Spielfreude, Kampfgeist, all die wichtigen Tugenden wurden an den Tag gelegt. Nur vor dem Tor wurde es etwas eng, weil die Luxemburger größtenteils mit allen zehn Mann den Sechzehner vollstellten.

Aus dem Spiel heraus gelang dem Nagelsmann-Team daher nur ein einziger Treffer, das 3:0 durch Gnabry. Kimmich sorgte zwei Minuten später nach einer Ecke schon für den frühen 4:0-Endstand. Zwar probierte die Mannschaft weiterhin alles, auch noch das fünfte oder sechste Tor zu erzielen, ließ dafür aber die nötige Abschlussqualität missen.

Was machen wir also mit diesem deutlichen, aber auch nötigen hohen Sieg? Wir nehmen ihn dankend an und freuen uns zeitgleich über den Patzer der Slowakei im Parallelspiel gegen die Nordiren (0:1). Die WM-Quali sieht mit einem Schlag nicht mehr so düster wie noch vor vier Wochen aus.

Aber dennoch: Noch nie habe ich mich so sehr über eine Rote Karte für einen deutschen Gegner geärgert. Aus Sympathie mit dem Fußball-Zwerg, aus Nichtigkeit der sportlichen Analyse und aus Ratlosigkeit, wie gut das DFB-Team nun sein kann.