Gefühlt zu früh vorbei – Kommentar zum letzten Müller-Spiel in der Allianz Arena
Thomas Müller bestritt am Samstagabend sein letzte Spiel in der Allianz Arena. Es fühlt sich eindeutig etwas zu früh an, meint Bayern-Reporter Florian Schimak.
München – Das war er also.
„Einer der größten Tage in der Geschichte des FC Bayern“, wie Max Eberl am Freitag auf der Pressekonferenz vor dem letzten Auftritt von Thomas Müller in der Allianz Arena ankündigte. So groß war er letztlich nur, weil Müller ihn sozusagen rettete.
25 Jahre lang trug Müller das Trikot der Münchner. 502 Bundesligapartien, insgesamt sein 750. Pflichtspiel absolvierte der inzwischen 35-Jährige am Samstag für den Rekordmeister, der als Profi bislang noch für keine andere Mannschaft als für den FC Bayern auflief. Wo gibt‘s so etwas heutzutage eigentlich noch?
Nun also gegen Borussia Mönchengladbach ein letztes Mal in der Allianz Arena, ein letztes Mal „dahoam“. Müller selbst sprach im Vorfeld von einem „seltsamen Gefühl“.
Wer auf Tränen bei Müllers Abschiedsrede hoffte, der wurde enttäuscht. Die Legende gab sich dabei so, wie er immer war. Witzig, schelmisch – und immer positiv. Am Ende gab‘s für jeden ganz viel Liebe.
Thomas Müller ein letztes Mal in der Allianz Arena mit Tränen in den Augen
Wie es für den heimatverbundenen Müller nun weitergeht? Die USA lockt. Erst noch einmal mit seinen Bayern bei der Klub-WM. Dann vielleicht Los Angeles. Oder doch das Karriereende? Über die Zeit nach dem FC Bayern, darüber hat sich der Ur-Bayer natürlich noch keine Gedanken gemacht. Angeblich.
Müller war und ist ein Spieler, der von allen immer als nahbar empfunden wurde. Ein Kumpel-Typ, mit dem man gerne mal ein Weißbier trinken gegangen wäre.
Doch den wahren Müller kannten wahrscheinlich die Wenigsten. Weil er es schaffte, mit seiner einnehmenden Art, Reporter, Journalisten und auch teils Vorgesetzte auf professioneller Distanz zu halten. Dank seiner Rhetorik, dank seiner Cleverness und seiner Spitzfindigkeit.
Dabei ähnelt der Mensch Müller dem Fußballer Müller. Dieser war auch nicht wirklich definierbar. War er nun Angreifer? Oder offensiver Mittelfeldspieler? Schattenstürmer oder Raumdeuter? Müller war alles – eben einer wie keiner! Nicht umsonst trägt die Doku über den Bayern-Star diese Überschrift.

Ein letztes Mal Allianz Arena: Wie will der FC Bayern Thomas Müller ersetzen?
Zwar bleibt nun noch eine Partie für Thomas Müller, doch in seinem Wohnzimmer wird man ihn (vorerst) nicht mehr sehen. Dabei stellt sich die Frage: Wer soll ihn beim FC Bayern ersetzen?
Sportlich spielte Müller in dieser Saison natürlich nicht mehr die allererste Geige. Aber er ist vermutlich neben Manuel Neuer und mit Abstrichen Joshua Kimmich einer der noch ganz wenigen, der das Mia san mia noch in seinen Genen trägt.
Spannend wird auch zu sehen sein, wie die Münchner die Lücke vor den Mikros füllen wollen. Das Spiel des Rekordmeisters kann noch so desolat gewesen sein, Müller stand dort immer seinen Mann.
Selbst wenn er in der Mixed Zone nichts sagte, hatte er etwas zu sagen. Weil er wusste, wie er mit Menschen umzugehen hat. In dieser Hinsicht klafft beim FC Bayern bald eine riesige Lücke.
Kommentar zum letzten Müller-Spiel in der Allianz Arena: Gefühlt zu früh vorbei
Gut möglich, dass die Bayern mit der Nicht-Verlängerung von Müller den einfachen Weg gehen. Klar, es wäre nervig gewesen, jede Woche zu beantworten, warum Müller nicht in der Startelf stand oder warum er mal wieder 90 Minuten auf der Bank saß.
Aber Thomas Müller war und ist einer, der sich noch hundertprozentig mit dem FC Bayern identifizierte. Die Causa Leroy Sané zeigt aktuell, wie weit ein Commitment mit einem Verein geht.
So schwingt bei aller Emotion, bei aller Feierlichkeit vom Samstagabend doch die Frage mit, ob man den Abschied von Thomas Müller beim FC Bayern nicht doch ein wenig zu früh vollzogen hat.
Weil, eins steht fest: Thomas Müller wird in der Allianz Arena fehlen – an allen Ecken und Enden. (smk)
Aus der Allianz Arena berichtet Florian Schimak