Russischer Einfluss in Afrika: Putin schickt Waffen und Ausbilder nach Niger

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Im Niger werden russische Militärausbilder stationiert. Russland weitet seinen Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent aus. Ein globaler Brennpunkt?

Niamey - Russisches Wirken hat in den letzten Jahren in ganz Afrika an Boden gewonnen und den Kontinent in den Brennpunkt des wachsenden geopolitischen Wettstreits zwischen dem Kreml und dem Westen gerückt. Auch das westafrikanische Land Niger wendet sich inzwischen von den früheren westlichen Partnern ab; unlängst wurden russische Militärausbilder im Land stationiert.

Am Donnerstagabend (11. April) berichtete der staatliche nigrische Sender RTN, dass Russland dem Staat ein Luftabwehrsystem sowie 100 Militärausbilder zugesandt hat. Diese Militärexperten des russischen Verteidigungsministeriums werden das System installieren und die nigrischen Soldaten in seiner Bedienung schulen. Dem Bericht zufolge, ist das Luftabwehrsystem in der Lage, eine vollständige Kontrolle über den Luftraum zu gewährleisten. „Wir sind hier, um die Armee des Niger mithilfe der hier eingetroffenen militärischen Ausrüstung auszubilden“, so die Aussage eines vermummten hellhäutigen Mannes in Militäruniform, der Französisch mit Akzent sprach.

Diversifizierung der Partner und Souveränität gegenüber der Welt - Niger und Russland nähern sich an

Vereinbart wurde der Schritt offenbar bereits Ende März bei einem Telefonat des Juntachefs Abdourahamane Tiani mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dabei sei über die „Stärkung einer sektorübergreifenden und umfassenden strategischen Zusammenarbeit zwischen Niger und Russland zur Bewältigung der aktuellen Bedrohungen, insbesondere im Sicherheitsbereich“ gesprochen worden. Dies sei Teil eines neuen Wegs, den das Land eingeschlagen habe, der zu einer Diversifizierung seiner Partner führe, um seine Souveränität gegenüber der Welt zu behaupten, hieß es in dem Beitrag weiter.

Wladimir Putin nutzt antiwestliche Rhetorik, um seinen Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent auszubauen.
Wladimir Putin nutzt antiwestliche Rhetorik, um seinen Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent auszubauen. © President Of Russia Office

Bis zum Militärputsch am 26. Juli vergangenen Jahres war der Niger der letzte demokratische Verbündete europäischer Staaten und der USA in der strategisch wichtigen Sahelzone in Westafrika. Islamistische Terrorgruppen breiten sich dort immer weiter aus. Im März beendete die Junta ihre militärische Kooperation mit den USA im Anti-Terror-Kampf. Dies warf Fragen zur Präsenz der mehr als 1000 US-Soldaten im Land auf. Die Bundeswehr unterhält ebenfalls noch einen Lufttransportstützpunkt in Niamey, dessen Zukunft bisher ungeklärt ist.

Afrikanische Länder wenden sich vom Westen ab - Burkina Faso, Mali und Niger rücken zusammen

Ähnlich wie ihre Nachbarn Mali und Burkina Faso wendet sich der Niger von seinen westlichen Partnern ab, insbesondere von der Ex-Kolonialmacht Frankreich, und sucht verstärkt die Nähe zu Russland. Alle drei Länder werden seit Militärputschen vom Militär regiert. In Mali kämpfen russische Militärs an der Seite der Armee gegen Aufständische. Die russischen Truppen kamen 2021 als Söldner der Wagner-Gruppe ins Land und wurden offiziell als Ausbilder bezeichnet. Die früheren Söldner unterstehen nun dem „Afrika-Korps“ des russischen Verteidigungsministeriums.

In Burkina Faso landeten im Januar die ersten 100 russischen Militärs, 200 weitere sollten folgen. Die drei Staaten haben sich in der Allianz der Sahel-Staaten (AES) zusammengeschlossen und verfolgen eine immer engere gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik.

Schwelender Unmut über mangelnde Vertretung - Russland nutzt antiwestliche Stimmungen

Analysten des US-Thinktanks Council on Foreign Relations zufolge ist dieser Wandel auf die seit langem bestehende Frustration über das Scheitern westlicher Interventionen und auf den schwelenden Unmut vieler afrikanischer Länder über ihre mangelnde Vertretung in internationalen Institutionen zurückzuführen. Er rühre auch von dem wachsenden Wunsch her, sich nicht für eine Seite der Großmächte zu entscheiden - eine Denkweise, die demnach viele Menschen aus Afrika als Relikt aus der Zeit des Kalten Krieges betrachten.

Moskaus zunehmende Ambitionen, sich als Verbündeter afrikanischer Länder zu positionieren und antiwestliche Stimmungen zu schüren, könne den Kontinent zu einem Brennpunkt im globalen strategischen Wettbewerb zwischen Russland und dem Westen machen, so der Bericht weiter. Russlands Unterstützung autoritärer Regierungen, einschließlich der Unterstützung einer Reihe von Staatsstreichen in den letzten Jahren, könne die demokratischen Bestrebungen Afrikas untergraben. Auf wirtschaftlicher Ebene werde sich das Interesse Russlands an den enormen Ressourcen des Kontinents auf wichtige Lieferketten auswirken, darunter auch auf einige der Technologien, die im Mittelpunkt des weltweiten Strebens nach einer sauberen Energiezukunft stehen. (tpn)

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