Frühdemenz: Diagnose oft schwierig – unerwartete Symptome und Risikofaktoren

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Demenz kann auch in jungen Jahren auftreten und das Leben grundlegend verändern – mit Auswirkungen auf Familie, Beruf und den Alltag der Betroffenen.

Kassel – Oft wird Demenz mit fortgeschrittenem Alter in Verbindung gebracht. Doch auch jüngere Menschen können an Alzheimer oder anderen Demenzformen erkranken. Diese Erkrankungen führen zu einer fortschreitenden Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten, insbesondere des Gedächtnisses. Wenn die ersten Symptome vor dem 65. Lebensjahr auftreten, spricht man von einer früh einsetzenden Demenz. Häufig bleibt die Erkrankung zunächst unerkannt.

Frühdemenz: Symptome kommen unerwartet in jungem Alter

Laut der Initiative Alzheimer Forschung äußert sich eine Frühdemenz durch folgende Symptome:

  • Gedächtnisprobleme: Besonders das Kurzzeitgedächtnis ist betroffen, wodurch Betroffene alltägliche Dinge, Namen und Termine vergessen.
  • Orientierungsschwierigkeiten: Die Orientierung in vertrauter Umgebung wird zunehmend schwieriger.
  • Sprachstörungen: Es kommt zu Problemen bei der Wortfindung und beim Formulieren zusammenhängender Sätze.
  • Persönlichkeitsveränderungen: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Aggressivität treten auf.
  • Bewegungsstörungen: Im fortgeschrittenen Stadium können Koordinationsprobleme oder Zittern hinzukommen.
  • Weitere Symptome: Dazu zählen Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Depressionen und Schlafstörungen.

Diese Einschränkungen wirken sich erheblich auf den Alltag der Betroffenen aus. Sowohl einfache als auch komplexe Aufgaben – ob im Haushalt oder im Beruf – werden zunehmend schwerer zu bewältigen.

Nachdenkliche, ernste Frau
Frühdemenz schränkt das Leben von Betroffenen stark ein. © IMAGO/Zoonar.com/Dmitrii Marchenko

Lange bis zur Diagnose: Symptome bleiben oft unerkannt

Wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft berichtet, gestaltet sich die Diagnosestellung bei jungen Patienten oft schwierig, da Demenzen in diesem Alter selten auftreten. Während bei älteren Menschen bis zu 90 Prozent der Demenzen durch Alzheimer oder Durchblutungsstörungen des Gehirns verursacht werden, treten bei jüngeren Betroffenen häufiger seltenere Demenzformen auf.

Ein Beispiel ist die Frontotemporale Demenz (FTD), die sich im frühen Stadium vor allem durch Antriebslosigkeit, emotionale Verflachung und Persönlichkeitsveränderungen äußert – das Gedächtnis bleibt hingegen oft lange intakt. Zudem ist der Anteil genetisch bedingter Demenzformen bei jüngeren Betroffenen höher als bei älteren. Aufgrund dieser Besonderheiten sind oft spezialisierte Fachärzte und umfangreiche diagnostische Verfahren erforderlich.

Erkrankung an Frühdemenz: Soziales, familiäres und berufliches Leben leiden unter Frühdemenz

Früh einsetzende Demenz betrifft Menschen in einer Lebensphase, in der sie oft noch berufstätig sind, Kinder erziehen und finanzielle Verantwortung tragen. Besonders für Kinder kann es – je nach Alter – schwer sein, die Erkrankung eines Elternteils zu verstehen. Sie benötigen Unterstützung, um mit der neuen Situation umgehen zu lernen, wobei eine therapeutische Begleitung hilfreich sein kann. Auch die Partnerschaft erfährt tiefgreifende Veränderungen: Gemeinsame Zukunftspläne müssen aufgegeben werden, und der gesunde Partner übernimmt zunehmend eine pflegende Rolle.

Im Berufsleben stellt sich die Frage, ob und wie lange eine Weiterbeschäftigung möglich ist – sei es durch reduzierte Arbeitszeiten oder eine weniger anspruchsvolle Tätigkeit. Falls dies nicht umsetzbar ist, kann ein Antrag auf (Früh-)Rente notwendig werden. Beide Szenarien bringen finanzielle Einbußen mit sich. Besonders bei laufenden Verpflichtungen wie einem Immobilienkredit kann der plötzliche Einkommensverlust eine erhebliche Belastung für die Familie darstellen.

Demenz in jungem Alter: Einige Faktoren erhöhen das Risiko zu erkranken

Die genauen Ursachen einer Frühdemenz sind noch nicht vollständig erforscht, so die Alzheimer Forschung. Wissenschaftler der Universitäten Exeter und Maastricht haben jedoch mehrere Faktoren identifiziert, die das Risiko einer frühen Demenz signifikant erhöhen. Dazu gehören:

  • Orthostatische Hypotonie (plötzlicher Blutdruckabfall beim Aufstehen)
  • Depression
  • Alkoholmissbrauch
  • Schlaganfall
  • Genetische Risikofaktoren
  • Diabetes
  • Herzerkrankungen
  • Vitamin-D-Mangel
  • Schwerhörigkeit
  • Soziale Isolation

Neben der körperlichen Gesundheit spielt auch das psychische Wohlbefinden eine wesentliche Rolle in der Demenzprävention. Einsamkeit und chronischer Stress sollten vermieden werden, und psychische Erkrankungen wie Depressionen erfordern ebenso ernsthafte Behandlung wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. (hk)

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