Oberwirt Birkenstein: Gemeinderat startet Bebauungsplan – „Wir brauchen wieder Leben im Ort“

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So könnte es aussehen: das Ensemble mit dem kernsanierten Oberwirt (vorne r.) und den Chalets (hinten). © Baupuls

Der Fischbachauer Gemeinderat hat den vorhabenbezogenen Bebauungsplan für den Oberwirt auf den Weg gebracht. Damit beginnt ein sensibles Verfahren rund um ein Projekt, das Birkenstein touristisch stärken und zugleich den besonderen Ort schützen soll.

Fischbachau – Im Gemeinderat Fischbachau rückte jetzt die Zukunft des Oberwirts in Birkenstein wieder in den Mittelpunkt. Mit dem Aufstellungsbeschluss für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan gab das Gremium das Verfahren offiziell frei, an einem Ort, der besondere Rücksicht verlangt. Bürgermeister Stefan Deingruber machte gleich zu Beginn deutlich: „Birkenstein ist ein sehr sensibler Bereich. Deshalb müssen wir sorgsam damit umgehen.“

Diese Haltung habe die Gemeinde bereits in den vergangenen Monaten klar unterstrichen. Deingruber ging anschließend auf die Stellungnahme der Schutzgemeinschaft Leitzachtal ein, die eine unabhängige Prüfung der Planungen, die Bewertung der Sichtachsen im Umfeld der Wallfahrtskapelle, eine Untersuchung der Hangstabilität, Hinweise zur Verkehrssituation sowie eine umfassende städtebauliche Einordnung fordert. Die unabhängige Prüfung sei gewährleistet, sagte der Bürgermeister. Die Denkmalschutzbehörde sowie weitere Fachbehörden seien in die Beurteilung der Visualisierungen eingebunden und würden die Verträglichkeit des Vorhabens detailliert bewerten.

Auch die technischen und landschaftsrelevanten Aspekte werden im weiteren Verfahren geprüft. „Die Fachstellen können Hinweise geben, Forderungen stellen und alle offenen Punkte klären“, erklärte Deingruber und verwies darauf, dass sich Verwaltung und Gemeinderat intensiv mit den Gegebenheiten beschäftigt hätten.

Die Investoren um die Hotelgruppe Pletzer haben ihre Planungen mehrfach angepasst. Die Bruttogeschossfläche liegt nach aktueller Planung bei rund 1046 Quadratmetern, die Bettenzahl soll noch etwas reduziert werden. Die öffentliche Gastwirtschaft soll mindestens 142 Sitzplätze bieten. Ein generelles Zweitwohnungsverbot besteht nicht.

Wie viel Gewicht die Gemeinde dem Vorhaben beimisst, zeigte Deingruber anhand der aktuellen Tourismuszahlen. Die Kurbeiträge liegen bereits 16 000 Euro über dem Vorjahreswert. „Wir dürfen die Wertschöpfung nicht vernachlässigen“, sagte er. Die Sicherung der Gastronomie sei zentral: „Wir wollen eine öffentliche Gaststätte. Wichtig ist, dass wir sie gesichert halten.“ Sein Fazit lautet: „Wir bekommen mehr, als wir geben.“

Ein Durchführungsvertrag soll die Vorgaben der Gemeinde für den Investor verbindlich machen. Dieser ermögliche eine klare Absicherung bis hin zur Möglichkeit, im Extremfall Baurecht zu entziehen. „Bevor der erste Bagger rollt, muss der Investor belegen, dass alles gesichert ist und von der Bank bestätigt wurde“, so Deingruber.

Im Gremium gab es breite Zustimmung. Michael Gartmaier (CSU) betonte, er habe sich detailliert mit den Unterlagen beschäftigt. Fischbachau sei eine Tourismusgemeinde und sollte ein positives Signal an Investoren senden. Korbinian Wolf (Bündnis 90/Die Grünen) sieht in dem Projekt die Chance, den Ort zu beleben, mahnte jedoch eine umfassende juristische Absicherung an. Ein externer Experte für Bauplanungsrecht solle das Verfahren begleiten.

Bei der öffentlichen Vorstellung der Pläne im Oktober hatten Bürger neben grundsätzlichen Rückmeldungen vor allem auf die Verkehrssituation rund um den Birkenstein-Parkplatz hingewiesen, ein Bereich, der insbesondere an Wallfahrtstagen stark frequentiert ist. Insgesamt wurde das Vorhaben bei dem Treffen aber positiv gesehen.

Der Aufstellungsbeschluss fiel im Gemeinderat mit 20:1-Stimmen, Andreas Gschwendtner (CSU) war als einziger dagegen. Der erste Verfahrensschritt ist damit nun gemacht, als nächstes folgt ein Scoping-Termin, bei dem die beteiligten Fachstellen die notwendigen Untersuchungen festlegen. Anschließend wird der Bebauungsplan ausgearbeitet und öffentlich ausgelegt. Am Ende der Beratung sagte Deingruber: „Wir brauchen wieder Leben im Ort, bevor auch die letzten Lichter in Birkenstein ausgehen.“