„So einen gibt es kein zweites Mal“: Stoiber, York und andere Freunde von Franz Beckenbauer trauern
Zum Tod von Franz Beckenbauer: Weggefährten aus dem Tölzer Land blicken zurück und erzählen Anekdoten vom Kaiser.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Die Nachricht vom Tod Franz Beckenbauers bestürzt nicht nur die Fußballwelt. Auch im Landkreis hat der „Kaiser“ Spuren hinterlassen. Weggefährten erinnern sich liebevoll an ihn zurück.
Franz Beckenbauer: Mecky York erinnert sich an gemeinsame Party und Abende im „La Cave“
Viele Abende verbrachte Beckenbauer mit der in Tölz lebenden Mecky York – der einstigen Barchefin des „La Cave“ an der Münchner Maximilianstraße. „Er war Stammgast und kam immer mit Robert Schwan.“ Beckenbauer habe zu den Gästen gehört, die nach dem Abendessen nach Hause gingen. „Er saß selten an der Bar und war nie betrunken.“ Ab und an habe man an der Tür Fans abhalten müssen. „Er war wahnsinnig berühmt. Die Bayern-Spieler waren die Götter damals.“

Bei einem Spiel in München gegen den HSV durfte York sogar mit auf die Trainerbank. „Als es schon 2:0 für Bayern stand, wurde der Franz etwas übermütig und hat spaßeshalber mit dem Ball vor mir rumgetänzelt.“ Es habe nicht lange gedauert, bis Gegentore fielen. „An dem Abend meinte Udo Lattek zu mir, dass es das letzte Mal war, dass ich mit auf die Trainerbank durfte.“ Auch erinnert sich York an einen Werbeclip für die Kampagne „Sagt Nein zu Drogen“. „Ich habe im Dirndl Franz Beckenbauer einen Apfelsaft serviert.“ Ob Party, Fußball oder Dreharbeiten: „Er bleibt mir als unheimlich charmanter und bescheidener Mensch in Erinnerung. Einfach ein Guter.“

Edmund Stoiber zum Tod seines Freundes Franz Beckenbauer: „Das hat mich sehr, sehr getroffen. Abends sind uns beiden die Tränen gekommen
Das hat mich sehr, sehr getroffen. Abends sind uns beiden die Tränen gekommen
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Seit über 40 Jahren mit Beckenbauer befreundet war der in Wolfratshausen lebende ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber. Als Vorsitzender des Verwaltungsbeirats gehört er auch dem Aufsichtsrat des FC Bayern an. „Meine Frau und ich waren spazieren, als unser Sohn Dominic anrief und die Todesnachricht überbrachte“, erzählt er. „Das hat mich sehr, sehr getroffen. Abends sind uns beiden die Tränen gekommen“, gibt Stoiber ehrlich zu. Das erste Mal gesehen habe er Franz Beckenbauer 1963 während seiner Studienzeit. „Ich bin nach der Uni öfter an der Säbener Straße vorbeigefahren und habe beim Training zugeschaut.“ Dort sei ihm ein ungewöhnlich talentierter, extrem sportlicher Spieler aufgefallen. „Ich habe einen Mann neben mir gefragt, wer das ist, und er meinte: ,Der heißt Beckenbacker oder so‘“, erinnert sich Stoiber und lacht.
Beckenbauer und Stoiber kannten sich über 40 Jahre
„Ab Mitte der 80er-Jahre, als ich schon Leiter der Staatskanzlei war, hatten wir immer wieder miteinander zu tun. Es hat sich eine Freundschaft entwickelt.“ Einige Geburtstage habe man zusammen gefeiert und viele Spiele als Sitznachbarn im Stadion gemeinsam gesehen. Bis heute ist Stoiber bei den meisten Heimspielen in der Allianz-Arena. „Ich bin ein großer FC-Bayern-Fan. Der Fußball war mir immer eine emotionale Stütze.“
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Der Tod von Franz Beckenbauer ist aus Stoibers Sicht ein großer Verlust für den deutschen Fußball. „Jemanden wie ihn gibt es kein zweites Mal. Er war ein Weltklasse-Spieler, hat als Trainer Deutschland zum Weltmeister gemacht und große Verdienste daran, dass 2006 die WM hier ausgetragen wurde.“ Trotz seiner Berühmtheit sei Beckenbauer stets bodenständig geblieben. „Er ist jedem auf Augenhöhe begegnet, ihm war kein Autogramm zu viel.“ Stoiber betont: „Diesen Wesenszug hat nicht jeder Superstar, und er war definitiv der beste deutsche Fußballer aller Zeiten. Da stimme ich Uli Hoeneß und Joachim Watzke vorbehaltlos zu.“

Traditionelles Lachessen mit Beckenbauer bei Franziska und Hans Rampf
Franziska Rampf aus Lenggries ist die Witwe von Hans Rampf – dem ehemaligen Trainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Gemeinsam mit Beckenbauer und dessen damaliger Freundin, Diana Sandmann, – die heute in Bad Heilbrunn ein Atelier hat – seien sie öfter beim Golfspielen in Bad Griesbach gewesen. „Die Männer haben mit ein paar anderen Sportlern ihren Club „die Schneeforscher“ gegründet. „Das war wie ein Stammtisch. Wir haben gemeinsam Urlaub in Kitzbühel gemacht und uns regelmäßig bei uns in Lenggries zum Lachs-Essen getroffen.“ Jedes Jahr habe sie von ihm und seiner Ehefrau Heidi Weihnachtskarten bekommen. „Die von vergangenem Weihnachten war die erste, auf der er nicht mehr abgebildet war“, sagt Franziska Rampf.
Hias Hammerl: „So einen gibt es kein zweites Mal“
Oft getroffen hat FC-Bayern-Fan Hias Hammerl aus Benediktbeuern den „Kaiser“. „Wir sind früher nach Spielen im Grünwalder Stadion ab und an noch in eine Kneipe ums Eck gegangen.“ Beckenbauers Tod mache ihn traurig. „Das ist ewig schad, er war ein super Mann, nett und zuvorkommend – so einen gibt es kein zweites Mal.“
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