Vom Nordkap bis nach Istanbul: Trauer um Busunternehmer Wilhelm Schöfmann (†97)

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Busunternehmer Wilhelm Schöfmann ist im Alter von 97 Jahren verstorben. © Privat

Der Busunternehmer Wilhelm Schöfmann ist tot. Er starb im Alter von 97 Jahren. Schöfmann gründete 1963 sein in Gaißach ansässiges Unternehmen.

Gaißach – Die „Liebe zum Fahren“ habe ihn jung gehalten, hat Wilhelm Schöfmann anlässlich seines 90. Geburtstages verraten. Am 26. Dezember ist der Gründer des gleichnamigen Reisebüros und von „Tölzer Autoreisen“ im Alter von 97 Jahren gestorben. Mit seinen Omnibussen ist er in ganz Europa herumgekommen – vom Nordkap bis nach Istanbul. 1986 hat er das Unternehmen an seine Tochter Marieluise Würmseer überschrieben, inzwischen wird es in dritter Generation von Enkelsohn Nikolaus geführt.

„In Gottes Namen, pack mas wieder“: Busunternehmer Wilhelm Schöfmann (†97) verstorben

„In Gottes Namen, pack mas wieder“ – mit diesen Worten zu Beginn einer jeden Fahrt beschwor Wilhelm Schöfmann nach eigenem Bekunden immer das Glück und sei damit sein ganzes Leben lang mit seinen Fahrgästen unfallfrei unterwegs geblieben. Würde man alle seine Kilometer addieren, ist er unzählige Mal rund um den Globus gefahren.

Aufgewachsen ist Schöfmann in Bad Griesbach (Landkreis Passau). Als 16-Jähriger wurde er zum Krieg eingezogen und kam zunächst nach Russland, hatte am Schluss aber das Glück, in Norddeutschland in britische Gefangenschaft zu geraten. Wieder daheim, trat er in Holzkirchen eine Stelle als Metzger und Schankkellner an, bewarb sich später als Busfahrer und gründete 1963 sein in Gaißach ansässiges Unternehmen. Das florierte: „Für Kurgäste boten wir Tagesausflüge an, für Einheimische ausgedehnte Busreisen.“ Dann kam noch die Schülerbeförderung hinzu.

Am Brenner hatte ich mal im Stau eine Panne, da mussten meine Fahrgäste den Bus mit anschieben.

„Früher wurde in den Bussen viel geraucht, das ist Gott sei Dank vorbei“, erinnerte sich Schöfmann an seinem 90. „Am Brenner hatte ich mal im Stau eine Panne, da mussten meine Fahrgäste den Bus mit anschieben.“ Mehr sei nicht passiert. Gefahren ist er auch noch, als er den Betrieb bereits an seine Tochter überschrieben hatte. Am Parkplatz vor dem Tegernseer Bräustüberl habe einmal ein kleines Mädchen seinen Eltern zugerufen. „So ein schöner Bus und so ein alter Fahrer.“

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Busunternehmer Wilhelm Schöfmann war lange in der Gemeinde Gaißach aktiv

Von 1972 bis 1978 gehörte Schöfmann dem Gaißacher Gemeinderat an. Er war Gründungsmitglied und Vorstand des örtlichen Verkehrsvereins sowie Mitglied im Veteranenverein. Lange war er gesund und nahm Anteil am Geschehen in der Gemeinde, doch im letzten Jahr ließen die Kräfte nach. Die Tochter und der Enkel mit seiner Frau pflegten ihn aufopferungsvoll bis zuletzt zu Hause. Am kommenden Mittwoch, 10. Januar, findet er auf dem Gaißacher Friedhof seine letzte Ruhestätte. (Rainer Bannier)

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