Kameras in italienischer Großstadt sollen „ungehöriges Verhalten überprüfen“ – Stadt erklärt Missverständnis
Rom will die Sicherheit in U-Bahnen erhöhen, doch Pläne für Gesichtserkennungskameras sorgen für Kritik. Datenschutzbeauftragte äußern ihre Bedenken.
Rom – Touristen gelten oft als leichte Ziele für Taschendiebe. Vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln wird daher in vielen europäischen Metropolen vor Taschendiebstahl und Raub gewarnt – so auch in Rom. Um Straftaten in der U-Bahn besser bekämpfen zu können, plant die Stadt, die Überwachung zu intensivieren. Allerdings lösen Berichte über Kameras mit Gesichtserkennung eine heftige Kontroverse aus.

Kameras in Rom sollen „ungehöriges Verhalten überprüfen“ – Datenschützer sind alarmiert
In den letzten Tagen haben mehrere italienische Medien über die geplante Installation von Gesichtserkennungskameras in U-Bahnen und auf Bahnsteigen berichtet. Diese Kameras sollen in der Lage sein, „ungehöriges Verhalten zu überprüfen“ und Personen zu identifizieren, die in der Vergangenheit „nicht konforme Handlungen“ durchgeführt haben, so die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Die Nachricht löste große Aufregung aus, auch Datenschutzbeauftragte äußerten Bedenken. Sie haben nun eine Anfrage an die Stadt Rom gerichtet, um mehr Informationen über die geplante Gesichtserkennung zu erhalten.
Die Datenschutzbeauftragten haben die Stadt daran erinnert, dass die Installation oder Nutzung von Gesichtserkennungssystemen mit biometrischen Daten bis zum 31. Dezember 2025 verboten ist, mit Ausnahme von Justizbehörden.
Stadt Rom erklärt, Gesichtserkennung sei ein Missverständnis – nur „verdächtige Handlungen“ aufnehmen
Die Stadt Rom hat gegenüber ANSA Stellung bezogen und versucht, ein Missverständnis auszuräumen: Es werde an einem Cybersicherheitssystem gearbeitet, das mithilfe „von bereits vorhandenen Kameras auf dem Bahnsteig, jedoch mit neuen Anwendungen“ bestimmte Verhaltensweisen erkennen könne. Eine Gesichtserkennung sei nicht vorgesehen. Die neue Technologie soll in der Lage sein, „gewalttätige, verdächtige Handlungen“ zu identifizieren. Als Beispiele werden Stöße gegen andere Fahrgäste, Angriffe auf Frauen oder das Abstellen von Taschen genannt. Auch Stürze auf die Gleise, wie sie kürzlich einem zehnjährigen Kind in München passiert sind, sollen erkannt werden.
Die Stadt versichert, dass alle notwendigen Genehmigungen eingeholt werden. Sie sei sich bewusst, dass bis 2025 keine Gesichtserkennung installiert werden darf. Das Erkennen der „verdächtigen Handlungen“ soll ein schnelles Eingreifen der Sicherheitskräfte ermöglichen, so die Stadt Rom in einer Mitteilung an die Nachrichtenagentur nach der Aufregung in den italienischen Medien. In Italien gibt es jedoch auch andere kuriose Gesetze, die Touristen kennen sollten.
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Künstliche Intelligenz in öffentlichen Verkehrsmitteln: In London bereits im Einsatz
Die intelligenten Systeme, die bald auch in Rom für mehr Sicherheit in den U-Bahnen sorgen sollen, werden bereits an einem U-Bahnhof in London eingesetzt, wie das Magazin Wired vor einigen Monaten berichtete. Dort überprüft eine künstliche Intelligenz aggressives Verhalten, ob Personen eine Waffe bei sich haben oder versuchen, ohne Ticket zu fahren. Auch in Großbritannien äußerten Datenschutzbeauftragte Bedenken, da offenbar schon eine schnelle Handbewegung ausreiche, um eine Warnmeldung wegen aggressiven Verhaltens auszulösen.
Der Konzern Meta kassierte im letzten Jahr ein Milliarden-Bußgeld wegen Missachtung des Datenschutzes der Nutzerinnen und Nutzer. (nbe)