Lawinengefahr am Stilfser Joch: Berühmtes Radrennen auf 2757 Meter Höhe in Südtirol in Gefahr

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Lawinengefahr am Stilfser Joch: Berühmtes Radrennen auf 2757 Meter Höhe in Südtirol in Gefahr

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Seit 4. Mai sind die internationalen Radprofis beim Giro d’Italia quer durch das Land unterwegs. Die höchste Etappe in den Alpen aber ist in Gefahr. Es drohen Lawinen.

Trafoi/Sulden - Der Giro d’Italia ist neben der Tour de France in Frankreich und der Vuelta a España in Spanien eines der drei großen Etappenrennen der Welt für Radrennfahrer. Seit 1909 wird der italienische Radstreckenwettbewerb alljährlich im Mai ausgetragen und führt dabei in wechselnder Streckenführung durch Italien und das benachbarte Ausland.

Die Radrennfahrer sind schon unterwegs - am höchsten Punkt des Rennens herrscht Lebensgefahr

Am 4. Mai starteten die Fahrer bei Schloss Venaria Reale in der Nähe von Turin. 176 Fahrer von 22 Teams werden in 21 Etappen sechs flache, fünf hüglige und acht Bergetappen absolvieren – 44.650 Höhenmeter bei einer Gesamtdistanz von 3400 Kilometern. Der höchste Punkt der Rundfahrt, die „Cima Coppi“, sollte am 21. Mai bei der 16. Etappe – wie schon so oft zuvor – über das 2756 Meter hohe Stilfser Joch führen. Das ist der höchste Gebirgspass Italiens und knapp nach dem Col de l’Iseran (2764 Meter) der zweithöchste Europas. 

Schnee ist beim Giro d‘Italia am Stilfser Joch immer wieder vorhanden.
Schnee ist beim Giro d‘Italia am Stilfser Joch immer wieder vorhanden. © imago sportfotodienst

Doch die höchste Bergetappe der Radrundfahrt ist in Gefahr: Trotz der Räumarbeiten in den letzten Tagen liegt noch viel Schnee am Straßenrand. Auf den Hängen liegt noch enorm viel Schnee bedeckt und bei den hohen Temperaturen ist die Lawinengefahr hoch. Der Südtiroler Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider sagte jetzt der Nachrichtenagentur Ansa: „Das Stilfser Joch kann für die Etappe des Giro d’Italia am 21. Mai nicht geöffnet werden, da der Straßendienst die Räumungsarbeiten aufgrund des Risikos derzeit nicht fortsetzen kann.“ Der Politiker hatte die Räumarbeiten mit einem Radiosender inspiziert.

Auf den Bergen liegen noch bis zu 5,80 Meter Schnee – und es taut

Vor kurzem erst zeigte eine Lawine am ebenfalls noch nicht geöffneten Timmelsjoch im benachbarten Österreich, wie riskant derzeit die Arbeit der Schneefräsenfahrer in den großen Höhen ist. In den Höhenlagen der Alpen liegt noch meterhoch Schnee, im Stubaital sind es sogar noch 5,80 Meter. Da die Maschinen nicht starten können, ist die Straße noch nicht von den großen Mengen Schnee befreit worden. Und auch nach der Schneeräumung muss die Straße vor der Wiedereröffnung noch gesichert werden, beispielsweise durch das Sprengen von Lawinen an den gefährdeten Hängen oberhalb. Auch drohende Felsstürze müssen identifiziert und entschärft werden.

2020 stürzte eine kleine Lawine auf zwei Rennfahrer.
2020 stürzte eine kleine Lawine auf zwei Rennfahrer. © Fotoreporter Sirotti Stefano via www.imago-images.de

Auch die Lawinenkommission warnt vor der Durchfahrt

Olaf Reinstadler, Chef der örtlichen Lawinenkommission, warnt: „Das Problem ist nicht die Straße, sondern die darüber liegenden Hänge, die noch voller Schnee sind und bei den hohen Temperaturen dieser Tage zu spontanen Ausbrüchen kommen können.“ Man könne auch nicht das Risiko der Durchfahrt auf gut Glück riskieren: „Die Durchfahrt der Karawane nimmt viel Zeit in Anspruch.“

Erst am Vatertag erfasste in der Schweiz eine Lawine fünf Urlauber, einer starb. Am Piz Palü wurde wenige Tage zuvor eine deutsche Skitourengehergruppe von einer Eisawine erfasst, einer von ihnen starb. Im italienischen Aostatal wurde sogar ein Profi-Skibergsteiger von einer Lawine erfasst und getötet.

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