Während an der Straße rund 30 AfD-Anhänger protestierten, warb Grünen-Bundespolitiker Anton Hofreiter beim Neujahrsempfang seiner Partei in Weilheim vor über 200 Zuhörern für Zusammenhalt.
Über volles Haus freuten sich die Grünen am Sonntagvormittag beim Neujahrsempfang im „Biomichl“, auch wenn es vor der Tür Proteste gab. „Es ist eine komische Situation, wenn zu gewalttätigen Aktionen aufgerufen wird“, sagte Gastgeber Michael Sendl in seiner Begrüßung mit Blick auf die knapp 30 AfD-Anhänger, die sich gegenüber zu einer Protestaktion aufgestellt hatten. Die über 200 Menschen in seinem Laden hätten ihn aber beruhigt: „Mia san die mehran.“
„Je mehr auf uns eingeprügelt wird, desto mehr Mitglieder bekommen wir“, bestätigte Martin Adler, Sprecher des Grünen-Kreisvorstands: Seit dem letzten Neujahrsempfang sei die Mitgliederzahl von 200 auf 280 gestiegen. Einen kurzen Bericht aus dem Kreistag lieferte dessen Mitglied Brigitte Gronau, die unter anderem auf das Krankenhaus, den MVV-Beitritt und die Finanzlage einging. „Die restliche Amtszeit wird nicht lustig“, bedauerte sie mit Blick auf die klamme Landkreiskasse. „Für grüne Höhenflüge“ seien derzeit „die Flügel gestutzt“ worden. Dennoch, so versicherte sie, würden sie und ihre Parteikollegen weiterhin ihren Einfluss in den Gremien geltend machen.
Bundestagskandidat Christian König: „Das macht mir Angst“
Christian König, grüner Bundestags-Direktkandidat für den Wahlkreis, sagte, er habe sich die Entscheidung, anzutreten, nicht leicht gemacht – gerade angesichts der Anfeindungen, die Politiker derzeit ertragen müssten: „Das macht mir Angst“, gab er zu. Dennoch sei er froh über seine Entscheidung. Er warb für einen Klimaschutz, der wirtschaftliche Chancen ermöglicht, denn: „Es nicht zu tun, ist der sichere Weg, überholt zu werden.“ Die Klimakrise sei bereits spürbar. Dass die Grünen oft angefeindet werden, zeige, dass sie auf dem richtigen Weg sind: „Es ist ein Zeichen dafür, dass man Probleme anspricht, die reaktionäre Kräfte ignorieren.“
Hauptredner Anton Hofreiter ging auf die Herausforderung für die Bundesregierung ein. Um die eigenen Lebensgrundlagen zu retten, müssten Klima-, Umwelt- und Naturschutz weiter vorangetrieben werden. „Um den Planet mache ich mir keine Sorgen“, sagte der Bundespolitiker. Es gehe um die Rettung von uns selbst. Dass vergangenes Jahr 60 Prozent des Stroms im Land nachhaltig erzeugt wurden, sei eine sensationelle Leistung und ein guter Anfang.
Die Ukraine müsse „stark und handlungsfähig“ sein
Ein weiteres notwendiges Ziel sei der Frieden – zunächst in Europa. „Stark und handlungsfähig“ müssten sowohl die Ukraine als auch Deutschland sein, um Putin an den Verhandlungstisch zu bringen. Hierzu sei es aktuell unverzichtbar, den Abschuss russischer Drohnen über kritischer Infrastruktur in Deutschland zu erlauben.
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Damit Deutschland wohlhabend und industrialisiert bleibt, müsse mehr investiert werden in Straßen, Schienen, Glasfaser, moderne Technologien, Wissenschaft und Bildung. Technischer Rückstand, vor allem in der Automobilbranche, müsse aufgeholt werden, betonte Hofreiter und konnte sich einen Seitenhieb gegen die CSU nicht verkneifen: „Moderne Technologien tun uns besser als rückwärtsgewandte Debatten.“
Anton Hofreiter: „Haltet die anständigen Konservativen in Ehren“
Mit Blick auf die anstehende Wahl und deren Folgen hob der Grünen-Spitzenkandidat hervor, dass „demokratische Parteien zusammenhalten müssen, wenn es gegen Feinde der Demokratie geht“. „Haltet die anständigen Konservativen in Ehren“, so sein Appell, denn der Graben sei zwischen demokratischen Parteien und Faschisten zu finden. Hofreiter zeigte sich aber zuversichtlich: „Man kann stolz drauf sein, was dieses Land kann, wenn es hart auf hart kommt.“