So wird das Kinderfest ein Hit: Wo man im Kreis Ebersberg günstig das irrste Spielzeug ausleihen kann
Das Ebersberger Spielkistl ist ein Vorzeigeprojekt des Jugendamtes. Privatleute und Vereine können für kleines Geld große Partys veranstalten – mit einer bunten Ausstattung, die von Hüpfburgen über Zuckerwattemaschinen bis zum Bastelset reichen. Ein Besuch im amtlichen Spaßzentrallager.
Ebersberg – Kistenweise wuchten Ariane Helfer und Dominik Hohl das Spielzeug aus dem Kofferraum und durch ein unscheinbares Garagentor im Ebersberger Gewerbegebiet. Zurück dahin, wo es hingehört. Inselrennen, Eimerlauf, Dosenwerfen, Slackline, hakt Hohl auf seiner Liste ab: „Alles wieder da.“ Helfer, Pfarrgemeindereferentin von St. Michael Poing, schnauft durch und sagt: „Die Kinder hatten einen Riesenspaß.“
Fürs Nachtreffen der Erstkommunionkinder haben sie eine Bibelgeschichte als Hindernislauf nachgestellt. „Das hat Tradition“, sagt die Gemeindereferentin darüber, dass sie sich für die Treffen jedes Jahr beim Ebersberger Spielkistl den Kofferraum vollmacht.
Hüpfburgen und Popcornmaschine: Privatleute und Vereine können sogar feiertags ausleihen

Es ist 1. Mai, und während über dem restlichen Gewerbegebiet Feiertagstotenstille herrscht, fährt in der Zufahrt des Ebersberger Spielkistl ein Auto, Transporter, Anhänger nach dem anderen vor. Ein Maibaum-Verein holt eine Hüpfburg und eine Popcornmaschine ab. Ein Ebersberger Paar bringt eine weitere Hüpfburg zurück, die es dem Enkerl am Vortag zur Geburtstagsfeier gemietet hat. „Die war super – und riesengroß!“, lobt die Oma. Fünf Leute haben sie zum Zusammenlegen gebraucht.
Zwischen Hüpfpferden, Hula-Hoop-Reifen, Kerzenzieh-Sets und Klappliegestühlen steht im schwarzen Shirt und mit verschränkten Armen Florian Robida, der Chef des Ebersberger Jugendamts. Mit seinem Vollbart seiner wuchtigen Statur, dem Unterarm-Tattoo („In God we trust“) würde er auch als Türsteher eines Berliner Szeneclubs durchgehen. Und für einen Moment schaut er so, als er sagt: „Bierpong wird es bei uns nicht geben.“ Dann lächelt er und sagt: „Eine Hüpfburg, die stellst du den Kindern hin, dann bist du der Held.“ Und später sagt er noch: „Du musst schauen, dass die Leute sich das leisten können.“
Das Ebersberger Spielkistl soll erschwinglich und kindgerecht sein und bleiben

So hat er in drei Zitaten den Sinn des Ebersberger Spielkistls erklärt: Die Kinder sollen ihren Spaß haben. Für Saufi-Saufi-Trinkspiele sind andere zuständig. Und es soll so günstig sein, dass auch die alleinerziehende Mama mal eine bunte Sause für den Kindergeburtstag schmeißen kann.
Deswegen kann man sich für sieben Euro Basisgebühr mit Crossboccia, Hüpfsäcken, Stelzen, Frisbees, Fußbällen, Riesen-Vier-Gewinnt, und vielem mehr eindecken. Größere und besonders begehrte Geräte kosten eine Tagesgebühr, etwa 18 Euro für den Lebendkicker, drei Euro für Schokobrunnen, Waffeleisen oder Partylautsprecher. Verbrauchsmaterial für die Bastelkisten von Glitzertattoo bis Kerzengießen kostet extra. Und für anfällige Geräte wie Fotobox, Hüpfschlangen oder Seifenblasenmaschinen werden 50 bis 100 Euro Kaution fällig. Bei diesen unschlagbar günstigen Preisen hat sich das Spielkistl auferlegt, nur an Privatleute, Vereine und Bildungsorganisationen zu verleihen, um nicht mit dem gewerblichen Markt zu konkurrieren, erklärt Robida.
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In Oberbayern sind wir die Größten

Fürs laufende Jahr verzeichnet er an diesem ersten Mai 2787 Leihen fürs laufende Jahr, die 22 000 Euro Einnahmen bedeuten. Manche buchen schon voraus für den Sommer. „Bei Hüpfburgen wird es langsam eng“, sagt der Jugendamtschef. Obwohl er davon knapp zwei Dutzend auf Lager hat, ob Schlange, Torte, Ritterburg oder Aladdin. Es werden heuer wohl mal wieder um die 5000 Ausleihen werden – damit trägt sich das Spielkistl finanziell ziemlich selbst, und dank Firmenspenden sind auch immer wieder größere Anschaffungen möglich, etwa vergangenes Jahr ein Jugendbus (Robida: „Der ist viel unterwegs“) oder heuer eine T-Shirt-Druck-Maschine.
„In Oberbayern sind wir die Größten“, sagt der Chef des amtlichen Spaßzentrallagers über seinen Bestand. Der ist mittlerweile so weit angewachsen, dass dem 15-seitigen Online-Bestellformular von A wie Angelspiel bis Z wie Zipfelbob ein Update mit ordentlicher Such- und Filterfunktion guttäte.

Ebersberger Spielkistl: Im Sommer ist Hochsaison
Aber es entspricht auch ein bisserl dem unbürokratischen Charakter der Sammlung, die das Ebersberger Jugendamt in über drei Jahrzehnten auf die Beine gestellt hat. Die Ausleiher honorieren das mit großer Reinigungs- und Rückgabedisziplin. „Das Allermeiste kommt sauber und pünktlich zurück“, sagt Florian Robida. Ein einziges Mal habe man einem Unbelehrbaren Ausleihverbot erteilen müssen. Kaum der Rede wert, wenn er an die kommende Sommersaison denkt, wenn sich die Autoschlange der Ausleiher auch Sonn- und Feiertags bis ums nächste Straßeneck staut. Der Jugendamtschef beschreibt mit der Hand einen Halbkreis durch die Regalwände. „Dann wird uns hier wieder alles leer geräumt.“