Trump trifft Putin: Warum der Gipfel ausgerechnet in Alaska stattfindet
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Wo einst Russland herrschte, wollen Trump und Putin nun über die Ukraine verhandeln – ein Treffen an einem historischen Schauplatz.
Juneau – Im flächenmäßig größten Bundesstaat der USA, Alaska, will US-Präsident Donald Trump kommenden Freitag (15. August) den russischen Staatschef Wladimir Putin empfangen. Das Gebiet ist dünn besiedelt und damit gut überwachbar und sicher, mit zahlreichen US-Militärstützpunkten. Gleichzeitig hat Alaska wegen seiner ungewöhnlichen Geschichte auch eine symbolische Bedeutung: 1867 verkaufte Russland Alaska an die USA – ein Geschäft, das im Rückblick oft als strategischer Fehler gilt. Damals zahlten die USA nur 7,2 Millionen US-Dollar.
Viele Amerikaner hielten den Kauf für dennoch für Verschwendung von Steuergeldern. Russland verkaufte das Gebiet unter anderem, weil es wirtschaftlich wenig einbrachte und militärisch schwer zu halten war. Im vergangenen Jahr kochte eine Diskussion in russischen Staatsmedien und unter Militärbloggern hoch, dass Regionen wie Finnland, das Baltikum, Moldawien und eben auch Alaska dem „Russischen Reich“ zurückgegeben werden sollten. Das sagte etwa der kremltreue TV-Moderator Wladimir Solowjow in seiner Sendung.

Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, erklärte im Januar 2024, Russland warte „jeden Tag“ auf die Rückgabe Alaskas. „Ich denke, ich kann für uns alle in der US-Regierung sprechen, wenn ich sage, dass er [Alaska] ganz sicher nicht zurückbekommt“, sah sich der damalige stellvertretende Sprecher des Außenministeriums, Vedant Patel, zu einem Kommentar genötigt. Angeheizt hatte die Debatte in Russland wohl auch ein 2024 von Putin erlassenes Dekret, das laut der Nachrichtenagentur Ria Novosti „russisches Eigentum“ im Ausland suchen, registrieren und gegebenenfalls unter russische Verwaltung bringen will.
Kreml lobt Alaska-Gipfel: Trump und Putin treffen sich im Schatten alter Ansprüche
Russische Beamte begrüßten nun die Ankündigung, dass Trump den Kremlchef in Alaska treffen werde und verwiesen ebenfalls auf russische Narrative über Russlands historische Ansprüche auf Alaska, so eine Analyse des Institute for the Study of War (ISW). Kreml-Berater Juri Uschakow bezeichnete Alaska als Treffpunkt naheliegend, „da Russland und die USA enge Nachbarn sind, die aneinandergrenzen“, erklärte er. „Da ist es ziemlich logisch, dass unsere Delegation einfach über die Beringstraße fliegt, und dass ein so wichtiges und mit Spannung erwartetes Gipfeltreffen zwischen den Staatschefs beider Länder in Alaska stattfindet.“
An ihrem nächsten Punkt liegen die Länder nur etwa 85 Kilometer auseinander. Aus Sicht des Geopolitik-Experten Tim Marshall ist Alaska auch ein geostrategischer Brennpunkt im Arktis-Konflikt, in dem die Weltmächte Russland, China, die USA und Kanada um Handelsrouten und Bodenschätze sowie die Kontrolle von Seewegen ringen. Die kalte Region im hohen Norden gewinnt an Bedeutung, weil das Eis durch den Klimawandel zunehmend schmilzt. Die Verteidigungsallianz Nato ist in der Arktis allerdings nicht so stark aufgestellt wie an anderen Stellen im Bündnis, heißt es von Experten.
Routinemanöver im kalten Norden: Russische Flugzeuge nähern sich Alaska
Im vergangenen Dezember flogen vier russische Militärmaschinen durch den internationalen Luftraum nahe Alaska. Laut dem Nordamerikanischen Luft- und Raumfahrtkommando (NORAD) blieben sie aber außerhalb des US- und kanadischen Hoheitsgebiets. Solche Flüge kommen immer wieder vor – allein im September gab es mehrere ähnliche Sichtungen. Dies sei „ein weiterer Hinweis darauf, dass sich Russland auf eine Konfrontation mit dem Westen auch außerhalb der Ukraine vorbereitet. Jede Unterbrechung der dortigen Kämpfe – etwa durch einen Waffenstillstand – würde es Russland ermöglichen, seine Streitkräfte noch schneller wiederaufzubauen [...]“, kommentierte der Chatham-House-Berater Keir Giles damals gegenüber Newsweek.
Für Putin hat sein Besuch in Alaska theoretisch auch ein juristisches Risiko: Gegen ihn liegt seit 2023 ein internationaler Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine vor. Die USA sind jedoch kein Mitglied des Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag– eine Festnahme des Kremlchefs in Alaska gilt daher als sehr unwahrscheinlich. Auch rein pragmatische Gründe könnten für die Wahl des US-Bundesstaates als Treffpunkt sprechen: Eine Reise dorthin ist von Washington aus näher und günstiger als etwa in die Vereinigten Arabischen Emirate. Statt auf neutralem Boden findet der Gipfel zudem in den USA statt.