Die überraschende Kampagne von 80 Staaten für einen Fahrplan zum Ausstieg aus den fossilen Energien hat weltweit Aufmerksamkeit erregt. Etwas unbemerkt arbeitet eine andere Staatengruppe aber auf einen mindestens ebenso großen Durchbruch hin: Der sogenannte Abholzungs-Fahrplan, der weltweit ein Ende der globalen Entwaldung durchsetzen soll.
Federführend hier: Brasiliens Nachbarland Kolumbien, in dessen Staatsgebiet sich sieben bis zehn Prozent des Amazonas-Regenwaldes befinden, je nach Rechnung. Nach Angaben der kolumbianischen Regierung unterstützen bereits 40 Staaten die Initiative, bis Ende der Klimakonferenz sollen es am besten alle 194 sein.
In diesem Jahr kommen die Staaten bei der UN-Klimakonferenz in Belém zusammen, um über den weltweiten Kampf gegen die Klimakrise zu diskutieren.
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Der TFFF-Flop
Bei den brasilianischen Gastgebern rennen die Kolumbianer offene Türen ein. Die Brasilianer hatten bei ihrer Heim-COP den Regenwaldfonds TFFF zum Prestigeprojekt erklärt, ein marktwirtschaftlicher Fonds, der öffentliche und private Mittel zum Schutz der Regenwälder mobilisieren soll. Von den anvisierten 25 Milliarden Dollar an staatlichen Sicherheiten sind kurz vor Ende dieser COP allerdings erst 5,6 Milliarden Dollar zusammengekommen, der Fonds droht zum Flop zu werden.
Einer der Staaten, die noch nichts eingezahlt haben: Deutschland. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte bei seinem Kurzbesuch in Belém vorletzte Woche eine „namhafte Summe“ versprochen, die genaue Zahl hängt aber noch von den Haushaltsverhandlungen in Berlin ab. Auch Staaten wie Großbritannien und China haben eine finanzielle Beteiligung bislang abgelehnt.
„Auch eure Volkswirtschaften werden brennen“
Vor allem in den südamerikanischen Ländern kommt die abwartende Haltung der Industriestaaten nicht gut an. Der TFFF werde das bleibende Vermächtnis dieser Weltklimakonferenz bilden, schreibt die kommissarische kolumbianische Umweltministerin Irene Vélez-Torres jetzt in einem Gastbeitrag für das Onlinemedium „Backchannel“. „Den Ländern, die bislang nicht investiert haben, würde ich sagen: Das ist momentan der Schwerpunkt der Waldfinanzierung“, so Vélez-Torres weiter. „Wenn ihr euch nicht beteiligt, werdet ihr eines Tages euren Enkeln in die Augen sehen und erklären müssen, warum ihr untätig geblieben seid, während unsere Wälder brennen.“
Dabei liegt der Schutz der Regenwälder auch durchaus im Interesse der westlichen Industriestaaten, zeigen mehrere Studien. Denn wie der Name schon sagt, bringen Regenwälder Regen – auf den die Landwirtschaft dringend angewiesen ist. Eine anhaltende Abholzung des Kongobeckens hätte Dürren und Ernteausfälle in Westafrika zur Folge, heißt es in einer neuen Analyse der Denkfabrik Zero Carbon Analytics. In dieser Region werden jedoch 70 Prozent aller Kakaobohnen weltweit angebaut.
Die Konsequenz: Alleine für Deutschland könnten sich die Kosten für den Import von Kakaobohnen bis 2050 um 4,4 Milliarden Dollar erhöhen, andere Importgüter wie Sojabohnen oder Tropenfrüchte kommen noch hinzu. „Ihr könnt euch sicher sein“, schreibt Vélez-Torres daher an die Andresse der Industriestaaten. „Wenn unsere Wälder brennen, werden das auch eure Volkswirtschaften tun.“