Annexion von Kanada? US-Außenminister stellt sich hinter wilde Trump-Idee

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Immer wieder droht der US-Präsident, Kanada zum 51. Bundesstaat zu machen. Sein Außenminister unterstützt die Idee. Aber im Nachbarstaat regt sich Widerstand.

Ottawa/Washington D.C. – Donald Trumps Pläne, sich den nördlichen Nachbarn der USA einzuverleiben, sorgte vor allem bei den Kanadierinnen und Kanadiern selbst für Entsetzen. Sein Außenminister Marco Rubio stellte sich jetzt hinter seinen Präsidenten und unterstützte die Idee, Kanada zum 51. US-Staat zu machen, berichtet Newsweek.

Außenminister verteidigt Trumps Annexions-Drohungen: Kanada würde es als US-Staat besser gehen

In einem Interview am Sonntag (27. April) in der Sendung „Meet the Press“ von NBC News antwortete Rubio auf die Frage der Moderatorin Kristen Welker, ob die USA Kanada immer noch zum 51. Bundesstaat machen wollten: „Ich denke, der Präsident hat wiederholt erklärt, dass es Kanada als Staat besser gehen würde.“ Er fügte hinzu, diese Kommentare rührten von den Aussagen des „früheren Premierministers“ gegenüber Trump über die Handelsbeziehungen Kanadas mit den USA her.

Laut Rubio meinte der ehemalige Premierminister Justin Trudeau, Kanada könne „als Nationalstaat nicht überleben“, wenn die USA Zölle auf kanadische Importe erheben würden, worauf Trump Berichten zufolge antwortete, Kanada solle „ein Staat werden“.

Die Zoll-Drohung machte Trump dann nach seinem Amtsantritt mit dem Ausbruch seines Zollkriegs wahr. Vor allem bei Kanada legte Trump einen beachtlichen Zickzackkurs hin: Den US-Freihandelspartner belegte er als eine seiner ersten Amtshandlungen mit Zöllen in Höhe von 25 Prozent, gewährte jedoch Stunden vor Inkrafttreten am 1. Februar einen Aufschub um einen Monat. Anfang März traten die Zölle dann in Kraft - bis Trump sie drei Tage später in den meisten Fällen wieder aussetzte.

Unter dem Druck aggressiver Zollpolitik und Annexions-Drohungen: Kanada wählt neues Parlament

Unter dem Druck aggressiver Zollpolitik und Annexions-Drohungen von Trump wählt Kanada jetzt auch noch ein neues Parlament. Im nördlichen Nachbarstaat der USA und flächenmäßig zweitgrößten Land der Erde deutete sich in Umfragen zuletzt ein sehr enges Rennen zwischen den Liberalen von Premierminister Mark Carney (60) und den Konservativen mit Spitzenkandidat Pierre Poilievre (45) an. 

Hintergrund: Kanada litt auch vor Trumps Zollkrieg schon unter einer schwachen Wirtschaft und steigenden Preisen. Deswegen kündigte Premierminister Trudeau Anfang des Jahres seinen Rückzug an und übergab seine Posten als Premierminister und Parteivorsitzender nach einer parteiinternen Abstimmung an den liberalen Mark Carney. Der rief daraufhin vorgezogene Neuwahlen aus und kam damit einem erwarteten Misstrauensvotum im Parlament in Ottawa zuvor.

Diese Woche finden Wahlen statt. Es wird einen neuen Präsidenten geben, und wir werden es mit einer neuen Führung Kanadas zu tun haben. 

Ursprünglich hätten die Wahlen laut Gesetz spätestens im Herbst stattfinden müssen – vier Jahre nach den bisher letzten Wahlen im Oktober 2021. Nun konnten die Kanadier, aber besonders im Widerstand gegen Trump zusammen rücken – unter dem noch von Ex-Premier Trudeau ausgegebenen Slogan „Ellenbogen raus!“ - bereit zum Kampf in Anlehnung an die Eishockey-Leidenschaft seiner Landsleute. Zahlreiche Kanadier boykottieren nun US-Waren, reisen nicht mehr in die USA, hissen kanadische Flaggen und tragen Kappen mit der Aufschrift „Kanada steht nicht zum Verkauf“. 

Kanadas Premierminister wehrt sich gegen Trumps Annexions-Drohungen: „Das wird niemals passieren“

Kanadas derzeitiger Premierminister Carney hat außerdem Trumps Äußerungen zur Annexion Kanadas zurückgewiesen. Auf einer Wahlkampfpressekonferenz im April sagte Carney: „Um es klar zu sagen: Wie ich jedem, der dieses Thema privat oder öffentlich angesprochen hat, einschließlich des Präsidenten, gesagt habe, wird es niemals passieren.“

Rubio sagte zu den Wahlen in Kanada: „Diese Woche finden Wahlen statt. Es wird einen neuen Präsidenten geben, und wir werden es mit einer neuen Führung Kanadas zu tun haben. Wir arbeiten in vielen Bereichen mit Kanada zusammen, aber wir sind mit der Art und Weise, wie sie uns im Handel behandelt haben, nicht zufrieden. Der Präsident hat dies in seiner Antwort an den vorherigen Premierminister deutlich gemacht.“

Trudeau und Trump
Keine Freunde, aber Nachbarn: Trump und Trudeau © Evan Vucci/AP/dpa

Mit den Ergebnissen der Parlamentswahlen in Kanada wird in der Nacht zu Dienstag (MESZ) gerechnet. Mehr als sieben Millionen der insgesamt rund 29 Millionen wahlberechtigten Kanadier in dem riesigen Land mit sechs Zeitzonen haben ihre Stimme bereits vorab abgegeben - nach Angaben der Wahlbehörde so viele wie nie zuvor. In Umfragen deutet sich zuletzt ein sehr enges Rennen zwischen den Liberalen von Premierminister Carney und den Konservativen mit Spitzenkandidat Pierre Poilievre (45) an.

Eigentlich lagen in Umfragen die oppositionellen Konservativen lange scheinbar uneinholbar vorne - doch dann kamen die aggressive Zollpolitik und Annexions-Drohungen von Trump und verschafften dem Wirtschaftsexperten Carney überraschenden Aufwind.  Denn der liberale Wirtschaftsexperte Carney bringt nationale und internationale Krisenerfahrung mit und gilt als belastbar. Während der Finanzkrise leitete der aus Alberta stammende Hundefreund ab 2008 die kanadische Zentralbank. Dass Kanada die globalen Wirtschaftsfolgen damals vergleichsweise gut überstand, wird auch ihm zugeschrieben. Umfragen zufolge trauen die meisten Kanadier Carney am ehesten zu, Trump die Stirn zu bieten (bg/dpa).

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