Volkswagen Group investiert fast 6 Milliarden US-Dollar in Joint Venture mit Tesla-Rivalen bis 2027
Die Volkswagen Group und der US-Tesla-Rivale Rivian schließen sich in einem milliardenschweren Joint Venture zusammen – trotz der Krise bei VW und Rivians roten Zahlen. Ab 2027 sollen daraus neue VW-Modelle auf die Straße kommen.
Palo Alto – Ein gemeinsames Joint Venture zwischen Volkswagen und dem US-amerikanischen E-Auto Hersteller Rivian soll für einen ordentlichen E-Auto Boost bei den beiden Autoherstellern sorgen. Schon ab 2027 sollen neue VW-Modelle aus dem gemeinsamen Unternehmen auf den Markt eingeführt werden. Die Volkswagen Group plant zudem, bis 2027 insgesamt bis zu 5,8 Milliarden US-Dollar in Rivian und das Joint Venture zu investieren.
Fast 6 Milliarden US-Dollar: Volkswagen Group investiert kräftig in Joint Venture mit Tesla-Rivalen Rivian
In einer Presseaussendung kündigt die Volkswagen Group an, dass zudem eine Investition in Form einer Wandelanleihe in der Höhe von 1 Milliarde US-Dollar bereits getätigt worden sei. „Mit der Gründung des Joint Ventures wird die Volkswagen Group zusätzliche rund 1,3 Milliarden US-Dollar für IP-Lizenzen und eine 50-prozentige Beteiligung am Joint Venture investieren“, heißt es weiter.
Mit „Rivian and Volkswagen Group Technologies“, das als eigenständiges Unternehmen operieren soll, wollen die beiden Autobauer ihre Stärken zusammenlegen, um Technik für künftige Fahrzeuge entwickeln – vom Kleinwagen bis hin zur Luxusauto. Rivian soll seine Software-und E-Hardware-Technologie einbringen, VW seine globale Reichweite. Teams des Joint Venture sollen zunächst im kalifornischen Palo Alto starten, in Zukunft seien jedoch auch Standorte in Nordamerika und Europa in Planung. Die Zusammenarbeit von VW und Rivian wurde bereits Ende Juni angekündigt, das Bundeskartellamt gab dazu im Juli seine Zustimmung.
Der kriselnde VW-Konzern hatte zuletzt in Deutschland neben Lohnkürzungen auch Werksschließungen nicht ausgeschlossen. Zehntausende Mitarbeiter könnten ihre Jobs verlieren. Welche Werke von den Schließungen betroffen wären, ist bis jetzt nicht bekannt. Insgesamt will VW so bis 2026 zehn Milliarden Euro einsparen. Die Nachrichten hatten bei den fast 300.000 Beschäftigten für Verunsicherung gesorgt. Harte Sparmaßnahmen sollen den Konzern wieder aus der Krise heben. Denn der Druck ist groß: So entspricht die Gewinnspanne pro Fahrzeug nicht den Erwartungen und auch die Produktionswerke sind nicht ausgelastet.
Darum macht VW gemeinsame Sache mit Rivian und setzt auf automatisiere und aufrüstbare Autos
Für VW Goup-CEO Oliver Blume sei das Joint Venture mit dem E-Autobauer Rivian der nächste logische Schritt der konzerneigenen Software-Strategie. „Mit ihrer Umsetzung werden wir unsere globale Wettbewerbs- und Technologieposition stärken“. Man wolle den Kunden beste Technologie bei attraktiven Preisen anbieten. Die modernen Fahrzeuge, die auf der Technologie aus dem Joint Venture aufbauen, sollen über automatisierte Fahrfunktionen verfügen und zugleich update- wie upgradefähig sein. Neue E-Autos sollen demnach über regelmäßige Software-Updates immer auf dem neuesten Stand gehalten werden.
Eine Testkooperation habe den beiden Unternehmen außerdem bereits gezeigt, dass das gemeinsame Vorhaben funktioniert: Innerhalb von nur zwölf Wochen wurde ein erstes fahrbereites Demo-Modell entwickelt. Dabei wurde ein Fahrzeug der VW Group so umgerüstet, dass es mit der Rivian-Software fahrtauglich gemacht werden konnte. Der Co-CEO des Joint Ventures Wassym Bensaid betont zudem, dass durch die Zusammenarbeit nicht nur Innovationen beschleunigt werden sollen, sondern man wolle vor allem „die Kosten für den Besitz eines Elektrofahrzeugs für Millionen von Menschen auf der ganzen Welt senken“.
„Wichtiger Schritt nach vorne“: Die Zusammenarbeit mit VW kommt für Rivian gelegen
Für die VW-Softwaretochter Cariad sind das vermutlich keine guten Nachrichten. Bereits Anfang Herbst befürchteten die Mitarbeiter das Schlimmste, da Volkswagen bisher alle Software-Entwicklungsprojekte bei Cariad gebündelt hatte. Doch das Unternehmen bereitet dem Konzern erhebliche Schwierigkeiten: Verzögerungen bei wichtigen Softwareprojekten führten dazu, dass die VW-Marken Audi und Porsche den Marktstart neuer Modelle verschieben mussten.
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Für Rivian kommt das Joint Venture und die Finanzspritze äußerst gelegen. Das 2009 gegründete Unternehmen steckt in den roten Zahlen und blickt auf einen rückläufigen Absatzmarkt in den USA, der mit einem Rückgang des Interesses an Elektroautos zu kämpfen hat. Im letzten Quartal lieferte Rivian laut Spiegel etwa 10.000 Fahrzeuge aus, erzielte dabei einen Umsatz von 874 Millionen Dollar, jedoch auch einen Verlust von 392 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Der VW-Konzern setzte im selben Zeitraum rund 2,2 Millionen Fahrzeuge ab, erwirtschaftete 78,5 Milliarden Euro Umsatz und erzielte trotz eines erheblichen Gewinneinbruchs nach Steuern noch einen Überschuss von 1,58 Milliarden Euro. Bei Rivian freut man sich „sehr auf die Zukunft“, so RJ Scaringe, der Gründer und CEO von Rivian. Das Joint Venture sei ein „wichtiger Schritt nach vorne, um den weltweiten Wandel hin zur Elektromobilität voranzutreiben“.