Nach Trump-Äußerungen zu Gaza: Internationale Firmen wittern das große Geld
US-Präsident will den zerstörten Gazastreifen zur „Riviera des Nahen Ostens“ machen. Internationale Investoren sehen darin das ganz große Geschäft.
Washington/Tel Aviv – Die historischen Umbrüche im Nahen Osten rufen internationale Investoren auf den Plan. Sie können sich mit der Aussicht auf relativen Frieden und dem wirtschaftlichen Wiederaufbau anfreunden. Der Vorschlag von US-Präsident Donald Trump, dass die USA den Gaza-Streifen übernehmen, mag für Überraschungen und viel Kritik gesorgt haben. Aber die fragile Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und der islamischen Hamas, der Sturz des Machthabers Baschar al-Assad in Syrien, ein geschwächter Iran und eine neue Regierung im Libanon haben die Hoffnung auf einen Neustart genährt. „Die letzten Monate haben die Region grundlegend verändert und im besten Fall eine ganz andere Dynamik in Gang gesetzt“, sagt Charlie Robertson, ein Schwellenmarktanalyst bei FIM Partners.
Trump-Vorschlag löst Entsetzen aus: Investoren lassen sich davon nicht abschrecken
Er räumte jedoch ein, viel hinge davon ab, ob Trumps Vorschläge für neue Spannungen sorgten. Der Republikaner hat vorgeschlagen, den Gazastreifen „zu säubern“ und nach der Umsiedlung von Palästinenserinnen und Palästinensern in andere Länder dort eine „Riviera des Nahen Ostens“ zu schaffen – was international auf scharfe Kritik stieß. Als Reaktion darauf kündigte Ägypten am Sonntag an, am 27. Februar einen arabischen Krisengipfel auszurichten, um über die „ernsthaften“ Entwicklungen für die Palästinenser zu diskutieren.
Trotz der Spannungen wittern Investoren Morgenluft. So hat etwa Ägypten, das bevölkerungsreichste Land der Region und ein wichtiger Verhandlungspartner bei den jüngsten Friedensgesprächen, gerade seinen ersten Dollar-Schuldenverkauf seit vier Jahren vollzogen. Vor nicht allzu langer Zeit stand das Land noch vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch. Investoren haben auch wieder begonnen, israelische und libanesische Anleihen zu kaufen – in der Hoffnung, dass die Regierung in Beirut endlich damit beginnen kann, ihre miteinander verflochtenen politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Krisen zu lösen.
Markt hat keine Angst vor Krieg: Anleger reagieren gemischt auf Trumps Gaza-Plan
Wie Daten der israelischen Zentralbank zeigen, kehren Anleiheinvestoren zurück. Sie hatten sich zurückgehalten, als Israel seine Ausgaben für den Gaza-Krieg erhöhte. Wirtschaftsminister Nir Barkat sagte der Nachrichtenagentur Reuters jüngst im Interview, er werde ein großzügigeres Ausgabenpaket anstreben, das sich auf „mutiges Wirtschaftswachstum“ konzentriere.
„Ich denke, wir haben im Jahr 2024 gelernt, dass der Markt nicht wirklich Angst vor dem Krieg hat, sondern eher vor den internen politischen Konflikten und Spannungen“, sagt Sabina Levy, Research-Chefin bei Leader Capital Markets in Tel Aviv. Sollte die Waffenruhe platzen, sei es nachvollziehbar, wenn man von negativen Reaktionen ausgehe. Einige Anleger haben bereits negativ auf Trumps überraschenden Gaza-Schritt reagiert.
Meine News
Andere erwarten, dass der Wiederaufbau zerbombter Häuser und Infrastruktur in Syrien und anderswo eine Chance für die großen Bauunternehmen der Türkei sein wird. Trumps Nahost-Gesandter Steve Witkoff schätzt, dass der Wiederaufbau des Gazastreifens zehn bis 15 Jahre dauern könnte. Die Weltbank beziffert den Schaden des Libanon auf 8,5 Milliarden Dollar, was etwa 35 Prozent seiner Wirtschaftskraft entspricht.
Libanon, Gaza, Syrien: Überall muss neu aufgebaut werden
Die von Zahlungsausfällen betroffenen Anleihen des Libanons haben sich im Preis mehr als verdoppelt, als im September klar wurde, dass die Macht der radikalislamischen Hisbollah im Libanon schwächer wurde. Dann sind sie weiter gestiegen in der Hoffnung, dass die Krise des Landes angegangen wird. Anleihegläubiger sagen, es habe auch erste Kontakte mit den neuen Behörden gegeben.
„Der Libanon könnte 2025 ein großes Thema werden“, sagt Magda Branet, Leiterin für festverzinsliche Wertpapiere in den Schwellenmärkten bei AXA Investment Managers. Wichtig sei, dass es Fortschritte bei der Umschuldung gebe. „Es wird nicht einfach“, betont Branet mit Blick auf die bisherige Erfolgsbilanz des Landes dazu. Denn 45 Milliarden Dollar Schulden müssten umstrukturiert werden. Zudem könnte es sein, dass ein Teil des Geldes libanesischer Sparer von der Regierung beschlagnahmt werde. (wal/reuters)