"Vorbildlich integriert": Behörde will deutschen Boxmeister Abdelkader Selmi (20) abschieben
Er ist deutscher Boxmeister in der U22, ist gut integriert, macht eine Lehre auf dem Bau - und dennoch soll Abdelkader Selmi abgeschoben werden. Die Frankfurter Ausländerbehörde droht dem 20-Jährigen laut einem Bericht der "Bild" nun mit Abschiebung.
Ausländerbehörde will Deutschen Boxmeister abschieben
Der Grund für die Abschiebung: er soll seine Identität zu spät geklärt und seinen Pass zu spät vorgelegt haben. Doch dafür konnte der Algerier laut eigenen Angaben nichts. Selmi war einst Boxer in einer algerischen Jugendnationalmannschaft. In seiner Heimat sei er aber immer wieder diskriminiert worden. Bei einem Turnier in Frankreich setzte er sich 2022 ab und floh nach Deutschland.
Doch den Pass hatten seine algerischen Trainer zunächst beschlagnahmt – um genau eine solche Flucht zu verhindern. Abdelkader Selmi hatte lediglich ein Handyfoto seines Passes dabei und konnte einen echten Pass erst wesentlich später nachreichen. Dennoch hatte er von Anfang an seine echten Personalien genannt.
Nach seiner Flucht integrierte der junge Algerier sich vorbildlich, macht mittlerweile eine Lehre zum Tiefbau-Facharbeiter und verlegt Glasfaserleitungen. Sein Chef will ihn laut "Frankfurter Allgemeine" unbedingt halten. Und auch sportlich hängte er sich rein - gilt gar als Ausnahmetalent. Mittlerweile kämpft er sehr erfolgreich für Eintracht Frankfurt. "Abdelkader hat alle seine Kämpfe ernst genommen und sich mit Dominanz und Intelligenz durch das Turnier geboxt, wir sind froh, dass er unsere Erwartungen erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen hat", so die Eintracht über ihren Box-Champion.
Behörde lädt ihn zu "Ausreiseplangespräch"
Doch die Frankfurter Ausländerbehörde will ihn zur Ausreise zwingen. Kommenden Dienstag ist er zu einem "Ausreiseplangespräch" geladen. Er soll Deutschland bereits nächsten Monat verlassen. Der 20-Jährige hat schlechte Karten: Die Anerkennungsquote für Algerier liegt nur bei zwei Prozent. Einzig eine Ausnahme könnte ihm helfen: Auszubildende, die sich gut integrieren und nichts zuschulden kommen lassen, können geduldet werden. Doch weil er seine Identität zunächst nicht klären konnte, droht ihm dennoch die Ausweisung. Ähnliche Probleme gibt es immer wieder. In Niedersachsen drohte einem Pflegeheim das Aus, weil man viele der dort arbeitenden Fachkräfte abschieben wollte.
Für den Anwalt des Boxers kaum zu glauben. "Er ist vorbildlich integriert, hat rechtlich nichts falsch gemacht, hat seine Identität offengelegt, macht derzeit eine Ausbildung. Dennoch droht ihm die Abschiebung durch die Frankfurter Ausländerbehörde."
Sowohl sein Verein wie auch der frühere Vorsitzende der Grünen, Omid Nouripour, der als Nachhaltigkeitsbeauftragter für die Eintracht tätig ist, setzen sich für den Ausnahmeboxer ab.