Russlands Soldaten schildern desolate Lage an der Front – „Moralische Müdigkeit nimmt täglich zu“

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In den sozialen Medien kursiert ein Video, das die katastrophale Situation russischer Soldaten an der Front zeigen soll. Der Wortführer wird deutlich.

München – Seit fast zwei Jahren fliegen nun bereits Raketen auf ukrainische Städte, zahlreiche Zivilisten und Soldaten sind ums Leben gekommen. Im Ukraine-Krieg sind die Fronten inzwischen verhärtet, Wladimir Putins sogenannte „militärische Spezialoperation“ ist längst zu einem zermürbenden Abnutzungskampf geworden. Die Moral scheint gerade bei russischen Truppen am Tiefpunkt zu sein, wie ein Video demonstrieren soll.

Russische Soldaten an der Front.
Russische Soldaten sind mit der Situation an der Front offenbar unzufrieden. (Archivbild vom 1. Mai 2023) © IMAGO/Russian Defence Ministry

Es soll russische Soldaten zeigen, wie sie einen dringenden Appell an Verteidigungsminister Sergei Schoigu richten. Bei X geteilt hat den Clip der Berater des ukrainischen Innenministers, Anton Gerashchenko. „Russische Soldaten bitten Schoigu um Urlaub und beschweren sich über den Mangel an Winteruniformen und Heizkörpern“, schrieb Gerashchenko in seinem Beitrag neben dem Video. Ob es authentisch ist, ist nicht eindeutig zu ermitteln.

Russischer Soldat im Ukraine-Krieg: Seit sieben Monaten keinen freien Tag gehabt

Zu sehen sind wohl russische Soldaten mehrerer Einheiten, alle vermummt. Einer spricht auf Russisch, die anderen stehen im Hintergrund. „Wir bitten Verteidigungsminister Schoigu, sich mit der anhaltenden Gesetzlosigkeit uns gegenüber in Krynky auseinanderzusetzen“, beginnt der Mann. In dem Dorf westlich von Cherson finden seit Wochen schwere Gefechte statt. Sie seien seit 2. August dort im Einsatz und hätten in diesen sieben Monaten nicht einen freien Tag gehabt, beklagt er.

Seitdem seien sie unter ständigem Beschuss, darunter auch Streu- und Phosphorbomben. Zahlreiche Drohnen seien am Himmel. Als ukrainische Soldaten am 14. Oktober durchbrachen, sei der Beschuss weiter gewachsen, erklärt der Soldat. Viele verwundete Kameraden haben Krynky verlassen, zahlreiche starben. Bereits im Sommer war ein Telefonat eines russischen Soldaten publik geworden, in dem er die Verzweiflung im Ukraine-Krieg schilderte.

Russlands Einheiten prangern Missstände im Ukraine-Krieg an: Keine Winteruniformen, wenig Essen und Treibstoff

Der Wortführer prangert auch Versorgungsmissstände im Ukraine-Krieg an. „Wir verlassen nicht unsere Positionen, aber die moralische Müdigkeit nimmt täglich zu“, beklagt er. Die Führung würde die Truppen nicht rotieren, sie nicht in den verdienten Urlaub lassen und ihnen auch keine Winteruniformen liefern. Essen und Treibstoff geben es nur in kleinen Mengen, Wasser so gut wie gar nicht.

Heizgeneratoren müssten sie von ihrem eigenen Geld kaufen. Das Geschäft liege rund 7,5 Kilometer entfernt, viele Soldaten sterben auf dem Weg dorthin. Auch gebe es „viele Fragen hinsichtlich der Bezahlung“, erklärt der Mann im Video. Keiner von uns sei im Dezember bezahlt worden. Zum Schluss wiederholt er seinen Appell an Schoigu, sich der Ungerechtigkeit anzunehmen. Inzwischen verweigern sich offenbar russische Truppen Putins Ukraine-Strategie. (mt)

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