Hausham feiert 100 Jahre Gemeindebücherei: Von der Gründung 1925 bis heute prägt die Bibliothek Jung und Alt. Ein 5.000-Euro-Gutschein zum Geburtstag würdigte das Engagement.
Hausham – Warum Bibliotheken bis heute als Orte der freien Bildung und der Demokratie eine unverzichtbare Rolle spielen und wie die heutige Gemeindebücherei Hausham dazu seit 100 Jahren einen unverzichtbaren Beitrag leistet, erklärten die Festredner am vergangen Sonntag im Alpengasthof Glück Auf.
Und weil Geburtstagskinder auch immer Geschenke bekommen, durfte sich die Bücherei über einen 5.000-Euro-Gutschein vom St. Michaelsbund für den Medienerwerb freuen. Wie Dekan Michael Mannhardt in seiner Predigt erinnerte, ist die 1925 gegründete „Katholische Volksbücherei“ untrennbar mit den Anfängen der Pfarrei St. Anton in Hausham verbunden. In gewisser Weise knüpft die Bücherei damit an die Tradition der Klöster der Region an, deren Anliegen es schon damals war, neben religiösen Themen stets die Wissenschaft und Bildung an sich zu fördern.
Dass sich die Bücherei mit ihrem Gesamtbestand von fast 16.000 Medien vor Ort und über 104.000 virtuellen Medien bei sehr kostengünstigen Leihgebühren zu einer echten Erfolgsgeschichte für Jung und Alt weiterentwickelt hat, ist, wie Bürgermeister Jens Zangenfeind hervorhob, „ein starkes Zeichen der Zusammenarbeit zwischen der kirchlichen und der weltlichen Gemeinde auf Augenhöhe“.
Historischer Grundstein: Von der Katholischen Volksbücherei zur modernen Bibliothek
In dieser Zeit haben laut Zangenfeind viele Haushamer „ihr Wissen, Engagement, Herzblut und viel Kompetenz“ in die Bücherei eingebracht. In Erinnerung an die Büchereileiterin, Pfarrsekretärin und Organistin Resi Stadler, die 1925 mit dem Bestand von einigen hundert Büchern den Grundstein der Bücherei gelegt hatte, dankte Zangenfeind den heute rund 30 Ehrenamtlichen, die den Büchereibetrieb am sehr aktiven Leben halten.
Insbesondere ging der Dank an Margit Rühe-Krux, die seit 1996 die ehrenamtliche Leitung der Bücherei innehat: „Sie sind der immer auf Hochtouren laufende Motor unserer Gemeindebücherei. Und sie haben dann sogar noch die Fähigkeit, die Drehzahl nochmals erheblich zu erhöhen, wenn es darum geht, sich für die Belange der Bücherei einzusetzen“, richtete der Rathauschef seinen Gruß an die Büchereileiterin und ergänzte mit einem Augenzwinkern: „An ihrem scharfen Blick und der Art der Begrüßung kann man schon ganz gut einschätzen, wie hoch die Drehzahl gerade ist, wenn sie einen Wunsch vortragen.“
Demokratie im Regal: Bücher als Tankstellen der freien Bildung
In der Regel, sagte Zangenfeind, gelinge es aber, eine gute Lösung zu finden: „Ich bin dann schon immer ganz froh, wenn Sie durch ein erleichtertes Ausschnaufen zu erkennen geben, dass Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind.“ Die Ausleiher, ob Jung oder Alt, forderte Zangenfeind auf, weiterhin die Bücherei ausgiebig zu nutzen und dafür Werbung zu machen: „Eine Bücherei muss immer etwas Lebendiges, aber auch Modernes sein, und unsere ist wirklich etwas ganz Besonderes.“
Für den Sankt Michaelsbund, der als katholisches Medienhaus als ältester bayerischer Büchereiverband über 1.000 öffentliche Büchereien unterstützt, hob dessen Geschäftsführer Stefan Eß die Bedeutung von Büchereien hervor und zitierte dazu den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt: „Büchereien sind die geistigen Tankstellen der Nation. Sie dienen dazu, sich unabhängig zu informieren, kritisch zu denken und sich eine eigene Meinung zu bilden.“
Ehrenamt als Herz der Bibliothek: 30 Helfer vor Ort
Besser könne man es laut Eß nicht ausdrücken: „Büchereien sind Orte der Demokratie, in denen Menschen freien Zugang zu Wissen haben, in denen das Fundament einer lebendigen, offenen und freien Gesellschaft gelegt wird.“ Dass dem nicht immer so war, ist in der Chronik zu lesen, die anlässlich des 100. Jubiläums herausgegeben wurde. Demnach wurde die Katholische Volksbücherei im Dritten Reich 1941/1942 durch die Geheime Staatspolizei aus „politischen Gründen“ geschlossen.
Die Haushamer Bücherei überlebte diesen Nazi-Spuk glücklicherweise und ist, wie Eß dezidiert betonte, seit vielen Jahrzehnten Tag für Tag „ein lebendiger Treffpunkt für neugierige Menschen allen Alters, in dem heute die Zukunft von morgen geschrieben wird“. Mit dem Wunsch, dass die Bücherei noch lange bestehen bleibe, übergab Eß schließlich Rühe-Krux einen 5.000-Euro-Gutschein für den Medienerwerb in der Buchhandlung des Michaelsbundes.
Digitale Zukunft: Leseförderung, E-Learning und KI im Fokus
Gerührt von den Grußworten meinte Rühe-Krux: „Unser aller Dank gehört dem Mut derer, die den Grundstock der Bücherei gelegt und sie mit Ideen und Tatkraft weiterentwickelt haben.“ Von Beginn an war es, wie Rühe-Krux erinnerte, das Ziel, kostengünstig oder sogar kostenlos Bildung und Weiterbildung zu ermöglichen: „Eine Aufgabe, die Bibliotheken schon seit Jahrtausenden wahrnehmen.“
Seit der Gründung der Gemeindebibliothek hat sich viel getan. Besonders liegt dem Bücherei-Team heute die Förderung der Lesefreude bei Kindern am Herzen: „Einen Beitrag zu leisten, dass die nächste Generation mit Büchern und Geschichten aufwächst gehört zu unseren schönsten Aufgaben.“
Als moderne Bücherei stand man von Anfang an digitalen Medien und E-Learning-Formaten aufgeschlossen gegenüber. Auch das Thema Künstliche Intelligenz ist aktuell, wobei Rühe-Krux aber feststellte: „Das gedruckte Wort hat seine Magie nie verloren.“ Zudem ist die engagierte Büchereileiterin überzeugt, dass trotz aller Vorteile eine KI weder die Wärme, noch das Engagement und Herzblut ersetzen kann, das Menschen in eine Bücherei einbringen. Helmut Hacker
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