Aus Wald wird Kletterwald: Gemeinde gibt grünes Licht für Freizeitpark

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Hängepartie: Die Besucher hangeln sich im Kletterwald Vaterstetten an Seilen von Baum zu Baum. Der Park soll erweitert und Flächen gerodet werden. Dafür war eine Umwidmung des Gebiets von „Wald“ auf „Private Grünfläche“ nötig. © Stefan Rossmann

Die Gemeinde Vaterstetten widmet ein bisheriges Waldgebiet um und ermöglicht einem örtlichen Kletterwaldbetreiber so den Ausbau seines Freizeitparks. Dann schaltet sich der Bund Naturschutz ein.

Vaterstetten – Der Gemeinderat von Vaterstetten hat der Änderung des Bebauungs- und Flächennutzungsplans für die Erweiterung des Kletterwalds an der Straße nach Ottendichl nun endgültig zugestimmt. Damit ist das Areal künftig kein offizieller Wald mehr, sondern eine private Grünfläche mit dem Zweck Kletterwald. Dadurch hat der Betreiber nun die Erlaubnis, eine 800 Quadratmeter große Außengastronomie mit Wintereisstockbahn aufzubauen, seinen Bogenschießplatz zu legalisieren und den Parkplatz um 60 auf künftig 148 Stellplätze zu erweitern.

Gemeinde will Freizeitangebot stärken – BN gibt Stellungnahme ab

Für die geplanten Rodungen am Parkplatz gibt es sowohl in der Nähe als auch im Umland Ausgleichsflächen zur Aufforstung. Der Gemeinde sei es wichtig, Erholung und Freizeitnutzung zu stärken, hieß es im jüngsten Bauausschuss.

Auffällig: Der örtliche Bund Naturschutz (BN) hat bei diesem letzten Schritt des Verfahrens keine Stellungnahme abgegeben. Dabei lag in einer früheren Phase noch eine geharnischte Kritik vor. Der BN drohte sogar mit einer Normenkontrollklage, weil die Planung „rechtswidrig und damit unwirksam“ sei.

Bund Naturschutz hatte 120 000 Euro Ausgleich gefordert

Unter bestimmten Bedingungen wäre man trotzdem einverstanden gewesen. Gefordert wurden eine Reduzierung der zusätzlichen Parkplätze auf die Hälfte, der Erhalt von Bäumen, ein Parkplatzmanagement, Nutzungsbeschränkungen sowie ein „Naturschutzpaket in Höhe von 120 000 Euro“. Das entspreche dem „Schattenpreis“ des durch die Aufgabe des Bannwalds „kapitalisierten CO₂“.

Bezahlen sollte der Kletterwald-Betreiber, gegebenenfalls gemeinsam mit der Gemeinde. Das Geld sollte vom Umweltamt der Gemeinde „nach den Vorgaben des Bund Naturschutz“ für diverse Naturschutzmaßnahmen eingesetzt werden. Eine solche Lösung sei eine „Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, hieß es damals in der BN-Stellungnahme.

In der Folge kam es im Rathaus zu einem Treffen, an dem neben dem BN auch Kletterwald-Betreiber Wolfgang Estermann, Landratsamt und Forstamt teilnahmen. „Wir dachten, die gehen auf uns ein“, erzählt Gregor Häuser, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Vaterstetten, „doch es wurden alle Punkte abgelehnt“. Selbst kreative Ideen, wie eine massive Erhöhung der Preise am Wochenende, um die Besucher auf Zeiten mit weniger Verkehr unter der Woche umzulenken, seien erfolglos geblieben.

BN pocht auf deutlich weniger Parkplätze

„Wir haben verschiedene gute Ideen des Bund Naturschutz in unser Projekt integriert“, erklärt hingegen Kletterwald-Chef Estermann. Dabei handelt es sich vor allem um das Verkehrskonzept mit Beschilderung, Parkgebühren und Fahrradstation.

Doch Estermann habe nur um drei Parkplätze reduzieren und ein paar wenige Bäume stehenlassen wollen, kritisiert Häuser. Der BN aber wollte deutlich weniger Parkplätze und viel mehr Bäume. „Der sägt sich selbst die Bäume ab, die er eigentlich zum Klettern braucht.“ Außerdem habe Estermann angeboten, nur 10 000 Euro und nur an eine Umweltstiftung des Landkreises zu spenden. „Für 10 000 Euro wollten wir uns nicht von unserer Meinung abbringen lassen“, so laut Häuser der Beschluss seines fünfköpfigen Ortsvorstands.

Man habe dem BN klargemacht, dass eine solche Geldzahlung für die Gemeinde nicht infrage komme, erklärt Bauamtsleiterin Brigitte Littke auf Nachfrage. „Das würde ja so aussehen, als könnte man uns Baurecht abkaufen.“ Die Idee mit dem Geld sei vom Anwalt gekommen, verteidigt sich Häuser. Den hatte man erstmals geleistet, „weil unsere rechtlichen Argumente sehr zweifelhaft waren“. Nach außen habe der den BN auch gut vertreten, „aber als es hart auf hart kam, hat er die Segel gestrichen“. Weil Betreiber und Gemeinde in keinem Punkt nachgegeben hätten, habe man eine zweite Stellungnahme als aussichtslos angesehen, so der BN-Vorsitzende resigniert. „Das wäre nur nochmal dasselbe gewesen.“

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