Bücher unterm Weihnachtsbaum: Diese Werke empfiehlt die Redaktion
Lesestoff zu Weihnachten ist beliebt. Schon beruflich lesen unsere Redakteure viel – wenn sie privat zum Buch greifen, muss es ein gutes sein. Unsere Tipps.
Unsere Redakteure haben in diesem Jahr viel gelesen. Diese sieben Werke sind besonders im Gedächtnis geblieben. Diese Bücher empfiehlt die Redaktion.
Fräulein Gold: Zeitreise ins Berlin der goldenen 20er

Elena Royer empfiehlt: Wir befinden uns in Berlin, es ist das Jahr 1922. Auf der einen Seite kämpft die Stadt noch mit den Folgen des Ersten Weltkriegs: absolute Perspektivlosigkeit in den dreckigen Mietskasernen steht auf der Tagesordnung. Andererseits ist da das schillernde Nachtleben in verruchten Kneipen. Tanz, Theater und die ersten Lichtspielhäuser ziehen die Berliner in ihren Bann. Die eigenwillige junge Hebamme Hulda Gold schlägt sich so durch. In den ärmsten Vierteln der Stadt steht sie den Müttern bei der Geburt bei. Plötzlich wird eine Leiche im Landwehrkanal gefunden. Ein tragischer Unfall? Oder steckt doch mehr dahinter? Natürlich stellt Hulda Gold Nachforschungen an und trifft dabei auf den undurchdringlichen Kriminalkommissar Karl North.
Prima Facie: Wen schützen die Gesetze wirklich? Von der Anwältin, die Opfer wird

Dominik Stallein empfiehlt: Vielleicht gehört sie dort gar nicht hin. Die junge Frau hat sich in den Kreis der von sich selbst berauschten Nachwuchsanwälte vorgearbeitet. Als Kind aus dem Scherbenviertel vor London fühlt sie sich manchmal falsch zwischen Söhnen von Kronanwälten, Richtern und der Londoner Belletage. Tessa hat sich aber einen Namen gemacht. Sie verteidigt jeden, der darum bittet. Besondere Spezialität: Die Verteidigung von Männern, die sich wegen Sexualstraftaten verantworten müssen. Tessa kann Widersprüche der Zeuginnen aufdecken und boxt mögliche Vergewaltiger aus der Anklage. Bis ein Vergewaltiger in ihrem Bett liegt. Er zwingt Tessa, die Seiten zu wechseln. Sie muss sich dem juristischen Prozess aussetzen, an den sie so lange geglaubt hat.
„Prima Facie“ beschreibt Tessa Enslers inneren und äußeren Kampf. Es beschreibt verkrustete Strukturen und geerbten Einfluss, gegen „old money“. Tessas Kampf ist ein Aufbegehren der Arbeiterklasse. Und er ist er ein feministisches Aufbegehren gegen das Patriarchat. Was die Autorin schafft: Das Buch trieft nicht vor Wokismus. Und vielleicht ist Tessas Kampf genau deswegen einer, den man als Leser mit ihr durchstehen möchte. Autorin Suzie Miller war früher selbst Strafverteidigerin– Schwerpunkt: Sexualdelikte.
Meine news
Die Passage nach Maskat: Spurlos verschwunden auf dem Ozeanliner

Doris Schmid empfiehlt: Wo ist Dora? Wer hat sie an Bord des Ozeanliners Champollion gesehen? Das ist die zentrale Frage, um die sich der Kriminalroman „Die Passage nach Maskat“ von Cay Rademacher dreht. Das Schiff sticht im Spätsommer des Jahres 1929 von Marseille aus in Richtung Orient in See – es ist der letzte Sommer der glamourösen Goldenen Zwanziger. Zu den illustren Passagieren gehören eine skandalumwitterte Nackttänzerin aus Berlin und ein mysteriöser römischer Anwalt, eine adelige englische Lady, ein Schläger aus der Unterwelt – und Theodor Jung, Kriegsveteran und Fotoreporter.
Seine Frau Dora begleitet ihn. Sie entstammt einer Hamburger Kaufmannsfamilie, die nach Maskat reist, um mit den Gewürzen Arabiens zu handeln. Theodor hofft, dass die abenteuerliche Passage die Leidenschaft in ihrer Ehe neu entfacht. Doch Doras Familie verachtet ihn, und Bertold Lüttgen, der intrigante Prokurist der Firma, hat selbst ein Auge auf die Tochter seines Chefs geworfen. Nach wenigen Tagen verschwindet Dora spurlos, und die Reise wird für Theodor Jung zum Albtraum. Denn nicht nur die Kaufmannsfamilie, auch die anderen Passagiere und Besatzungsmitglieder behaupten, Dora nie an Bord gesehen zu haben. Der Fotoreporter stellt das Schiff auf den Kopf und wird am Ende fündig. Ein bisschen Abenteuer, ein bisschen klassischer Krimi: Das Buch ist kurzweilig und spannend zugleich.
Wo ist Siebenschläfers Schnuffeldecke?

Carl-Christian Eick empfiehlt: Mein aktuelles Lieblingsbüchlein ist kompakt, reichlich bebildert, relativ preiswert, eignet sich perfekt zum Vorlesen vor einem Publikum ab vier Lebensjahren und beinhaltet eine wunderbare Botschaft. Dreh- und Angelpunkt ist eine Schnuffeldecke, für die dasselbe gilt wie für ein Schmusetier – man sollte sie hüten wie seinen Augapfel. Das Dilemma des kleinen Siebenschläfers: Seine gepunktete Lieblingsdecke ist verschwunden, ergo ist ans Einschlafen nicht zu denken.
Zum Glück gibt's treue Freunde wie den Fuchs und den Maulwurf, die mit ihren speziellen Spürsinnen versuchen, die Schnuffeldecke zu orten. Vorsicht Spoiler: Mama Siebenschläfer hat sie in die Waschmaschine gestopft! Das Ergebnis stürzt den Siebenschläfer in eine tiefe Depression, denn „Neiiiiiiin!“, die Decke riecht nicht mehr nach Wald, Sonne und einem Hauch von Nüssen. „Jeder Fleck war an der richtigen Stelle“, schluchzt das Kerlchen, „ich werde nie wieder einschlafen können.“
Keine Sorge, Autorin Sabine Bohlmann hat ein Happy End ersonnen, das sowohl den jungen Protagonisten als auch die Leserinnen und Leser verzückt. Kindgerecht illustriert hat die „Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der seine Schnuffeldecke verloren hatte“ Kerstin Schoene. Ist das Ende des Büchleins erreicht, gibt‘s nur eins: Zurück zum Anfang und alle Bilder nochmal mit Muße betrachten.
Lückenbüßer: Der neue Klufinger ist eigenwillig wie immer

Sabine Hermsdorf-Hiss empfiehlt: Ja, ich gebe es zu – ich bin Kluftinger-Fan. Ich mag diesen eigenwilligen Ermittler aus dem Allgäu, der so wunderbar von einem Fettnäpfchen ins andere stolpert. Oder, wie er jetzt sagen würde: „Na Priml.“ Auch der neue, mittlerweile 13. Band, „Lückenbüßer“, des Autorenduos Michael Kobr und Volker Klüpfel erfüllt diese Erwartungen.
Bei einer Polizei-Übung wird ein Kollege ermordet aufgefunden – dabei sollte der gar nicht vor Ort sein. In Tatortnähe taucht noch ein Rucksack mit merkwürdigem Inhalt auf und … nein, mehr wird nicht verraten. Als ob der neue Fall nicht schon genug wäre, ist da auch noch die anstehende Gemeinderatswahl. Kluftinger hat sich als Lückenbüßer zur Verfügung gestellt, um die Liste zu vervollständigen. Als er jedoch erfährt, dass sein alter Feind Dr. Martin für eine andere Partei antritt, wird Kluftis Ehrgeiz geweckt.
Aber erst einmal muss er den Mord lösen. Eine Stelle, die mir als Wolfratshauserin ein zusätzliches Grinsen beschert hat: Kluftis Ermittlungen führen zu einem Ex-Minister. Er hört, wie dieser mit dem Ministerpräsidenten telefoniert und das Gespräch mit „Und grüß mir die Karin, gell?“ beendet. Ein Schmunzler – von vielen.
Herzkribbeln auf schottisch in „Weihnachten in der kleinen Buchhandlung“

Franziska Konrad empfiehlt: Mitten hinein in eine kuschelige, winterlich-schottische Atmosphäre entführt das Buch „Weihnachten in der kleinen Buchhandlung“ von Jenny Colgan. Das weihnachtliche Cover mit gold-silbernen Schneeflocken enthält, wonach es ausschaut: eine herzerwärmende Weihnachtsgeschichte, über die Magie von Büchern, das Glück der Freundschaft – gespickt mit einer Prise Liebe.
Binnen Sekunden versetzt sie den Leser mitten ins festlich geschmückte Edinburgh. Zur Handlung: Als Carmen ihren Job verliert, zieht sie widerstrebend zu ihrer Schwester nach Edinburgh. Dort soll sie die Buchhandlung übernehmen. Der Laden hat bereits bessere Tage gesehen, es droht der Verkauf– wenn nicht ein Wunder geschieht. Carmen hält das zunächst für unmöglich. Doch dann lässt sie sich verzaubern, von den verschneiten Straßen der Stadt, dem Charme des altmodischen Geschäfts und von einem attraktiven Star-Autor, der plötzlich in ihrem Leben auftaucht. Die schottische Besteller-Autorin Jenny Colgan hat bereits zahlreiche Weihnachtsromane verfasst – mit diesem Buch beweist die 52-Jährige erneut, dass sie nicht zu Unrecht den Namen „Queen of Christmas“ – „Königin von Weihnachten“ – trägt.
„Dein perfektes Jahr“: Ein fast perfekter Lesestoff

Anna-Maria Bayer empfiehlt: Dein perfektes Jahr“: Dieser optimistisch klingende Titel verbindet zwei persönliche Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen ist da die lebensfrohe Hannah, die voller Energie und Zuversicht durchs Leben schreitet. Sie schenkt ihrem Freund einen Kalender voller Vorschläge für ein perfektes Jahr. Doch dann das: Durch einen tragischen Schicksalsschlag gerät Hannahs Leben aus den Fugen, und der Kalender verschwindet.
Auf der anderen Seite steht der überkorrekte Verlagsinhaber Jonathan, dessen Alltag jeden Tag nach dem gleichen Muster abläuft. Er findet den Kalender und versucht den Besitzer zu treffen – dabei wird Jonathan in den Bann des Filofaxes gezogen. Sein Alltag ändert sich mehr und mehr. Jonathan erkennt: Da muss es doch noch mehr im Leben geben.
Gar nicht erfreut ist Hannah, als sie schließlich erfährt, dass ein Fremder nach dem Kalender ihres Freundes lebt. Sie nimmt die Termine ebenfalls wahr, aber wie das Leben so spielt, verpassen sich die Suchenden immer wieder. Berührend – mal traurig, mal lustig: Dieses Buch stimmt nachdenklich, aber am Ende blickt man mit einem guten Gefühl auf das Leben.