Bangen vor Trump: Was die Amtseinführung für westliche Firmen in Russland bedeuten könnte
Donald Trump kehrt ins Weiße Haus zurück. Für westliche Unternehmen bedeutet das eine höhere Unsicherheit. Auch für die in Russland.
Moskau – Kaum hatte Russland den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen, antwortete der Westen mit weitreichenden Sanktionen. Dutzende von westlichen Unternehmen kehrten Russland den Rücken, öfters auch aus Angst davor, selbst von Sanktionen betroffen zu sein. Allerdings sind viele andere Unternehmen durchaus noch dort aktiv und versorgen die hiesige Wirtschaft mit Millionen. Für viele stellt sich nach wie vor die Frage, ob sie das Land verlassen wollen. Dabei spielt der Faktor Trump wieder eine Rolle.
Unsicherheit bei West-Unternehmen in Russland – Rückkehr von Donald Trump sorgt für Unsicherheit
Aktuell haben westliche Firmen, die noch in Russland operieren, es nicht einfach mit der Frage, ob sie das Land verlassen wollen oder nicht. Auf der einen Seite hat der russische Präsident Wladimir Putin politische Werkzeuge eingesetzt, die einen Exit möglichst teuer machen sollen, auf der anderen Seite steht die Rückkehr von US-Präsident Donald Trump nur kurz bevor. Dieser hatte bereits versprochen, den Ukraine-Krieg binnen eines Tages zu lösen (mittlerweile ist er von diesem engeren Zeitfenster abgerückt), was einen Fall der Sanktionen und dementsprechend eine Entspannung für westliche Unternehmen in Russland mit sich bringen könnte.

Es ist unklar, ob die US-Sanktionen unter Trump weiter aufrechterhalten würden. „Trumps Wahlsieg bringt eine weitere Ebene der Unsicherheit für multinationale Unternehmen mit Vermögenswerten in Russland mit sich“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters dazu Ian Massey, Leiter Corporate Intelligence, EMEA, beim globalen Risikoberatungsunternehmen S-RM. „Während der Kreml die Kosten für den Austritt aus dem russischen Markt weiter in die Höhe treibt, könnte Trump die Kosten für den Verbleib senken und so eine Art Stillstand schaffen.“
Seine bloße Vereidigung soll die Karten in Russland neu mischen. Die dort operierenden Unternehmen könnten in diesem Kontext auf eine Lockerung der Sanktionen pokern und abwarten, um dann das Land zu verlassen, wenn sich der Kreml die sogenannte Exit-Steuer trennt. Gleichzeitig aber ist innerhalb Russlands die Gefahr einer Enteignung gegeben – erst im Oktober hatte Putin sich eine westliche Kaufhauskette geschnappt und damit für Milliardenverluste gesorgt, die die westlichen Firmen dann tragen mussten.
Putins Ausstiegs-Steuer – Unternehmen dürfen nur zu hohem Preis gehen
Dabei handelt es sich um eine finanzielle Hürde, die der Kreml extra dafür ins Leben gerufen hat, um westlichen Unternehmen den Ausstieg aus dem Russland-Geschäft so schwierig wie möglich zu machen. Schon im Frühling 2022 hatte Russland einen Katalog von Beschränkungen eingeführt, der für alle Unternehmen aus sogenannten „unfreundlichen Staaten“ gilt. Unter anderem waren sie vom Wohlwollen des russischen Staats abhängig, damit sie geschäftliche Transaktionen tätigen konnten, laut der Library of Congress der US-Regierung gehörten dazu unter anderem sämtliche Mitglieder der Europäischen Union, dazu andere Länder wie Australien, Kanada, Japan, Neuseeland, Norwegen, Südkorea und die USA.
Meine news
Russland verschärft diese Hürden langsam, aber stetig. Zum Beispiel müssen Unternehmen, die Russland den Rücken kehren, eine einmalige Steuer entrichten, die Washington kurzerhand Exit Tax genannt hatte. Erst im Oktober 2024 hatte Reuters berichtet, dass die Summe dieser Zahlung sich nunmehr auf 35 Prozent des Marktwerts belaufen sollte – von vorher 15 Prozent. Der Kreml verlangt weiterhin scharfe Preisnachlässe bei sämtlichen ausländischen Asset-Verkäufen, ehe er die Zustimmung gibt, außerdem behält der Staat einen Teil des Verkaufspreises ein.
Laut der Beratungsgesellschaft Noerr sind davon 25 Prozent innerhalb eines Monats nach Vollzug der Transaktion fällig, weitere fünf Prozent innerhalb eines Jahres nach dem Vollzug und wieder fünf Prozent innerhalb von zwei Jahren. Die Veräußerung einer russischen Beteiligung mit einem Marktwert von mehr als 50 Milliarden Rubel (nach aktuellem Wechselkurs rund 476,22 Millionen Euro, Stand Januar 2025) muss Putin persönlich seine Zustimmung geben.
Schlechte Beziehungen zwischen EU und USA – Durch Trump-Rückkehr?
Auch außerhalb von Russland sorgen sich westliche Unternehmen um Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus. Das hatte eine Umfrage der Amerikanischen Handelskammer in der EU (AmCham EU) ergeben. Neun von zehn der befragten Konzerne gehen davon aus, dass sich die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen innerhalb der nächsten Jahre verschlechtern werden.
Rund zwei Drittel gehen davon aus, dass die künftige US-Politik ihre europäischen Geschäfte beeinträchtigen wird. Mehr als 50 Prozent der Befragten rechnen mit negativen Folgen von Entscheidungen der EU. Zölle sind für die überwältigende Mehrheit (84 Prozent) das entscheidende Thema im Rahmen der transatlantischen Zusammenarbeit. (Laernie mit Material von Reuters)