Sind chinesische E-Autos besser als deutsche?„Bemerkenswert gut, aber …“
Sind chinesische E-Autos besser als deutsche?„Bemerkenswert gut, aber …“
Bei einem Test dominieren deutsche Elektroautos. Doch die Konkurrenz aus China wird stärker. BYD und Co. überzeugen mit Innovationen, haben jedoch Schwächen.
München – Nach etlichen Jahren des Wachstums sieht sich die deutsche Autoindustrie bei den Geschäftszahlen für 2024 mit Problemen konfrontiert. In der Heimat stockt die Nachfrage nach Elektroautos, während der Absatz auf dem bedeutenden chinesischen Markt schwächelt. Und mitunter dort waren die Renditen in der Vergangenheit besonders attraktiv.
Sind chinesische E-Autos den deutschen überlegen? Der ADAC sagt Nein
Zusätzlich verschärft der Konkurrenzdruck durch erstarkte Hersteller wie BYD, MG und Xpeng die Situation für Volkswagen, Mercedes und Co. Umso überraschender könnte man ein aktuelles Ranking der ADAC-Tests deuten:
Zwar punkten die E-Auto-Modelle aus China in der öffentlichen Wahrnehmung häufig mit Innovationen und günstigen Preisen, im aktuellen ADAC-Test konnte jedoch VW mit dem ID.7 den Spitzenplatz sichern und das gleich mit einem Doppelsieg (zweimal die Note 1,5).

Deutschland vs. China: Deutsche Marken dominieren Tests
Die im vergangenen Jahr durchgeführten Tests umfassen insgesamt 84 Modelle, darunter 29 Elektroautos – inklusive sieben aus chinesischer Produktion. Dabei fuhren die deutschen Hersteller klare Siege ein: Hinter dem VW-Stromer landeten der BMW i5 und Porsche Taycan auf den weiteren Plätzen.
Erst im Mittelfeld konnte sich der BYD Seal mit einem respektablen 20. Platz und der Note 2 positionieren, dicht gefolgt vom Nio EL6 Long Range auf Platz 22. Überrascht die Dominanz der deutschen Vertreter, angesichts der aktuellen Herausforderungen und der technologischen Aufholjagd im Hinblick auf asiatische Konkurrenz?
E-Auto-Vergleich: Wo chinesische Hersteller ihre Stärken haben
Abgesehen davon, dass es sich um einen hiesigen Vergleich handelt und die Sichtweise daher womöglich ein Stück weit voreingenommen ist, zeigt sich nach Ansicht der Tester folgende Erkenntnis: dass vor allem in den Bereichen Fahreigenschaften und Sicherheit die deutschen Fabrikate weiterhin Maßstäbe setzen.
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Chinesische Marken – allen voran BYD – beeindrucken mit technologischen Fortschritten, insbesondere bei Antrieb und Motor. Der Xpeng G9 Performance, der es auf Platz 40 schaffte, und der MG4 Electric Extended Range (Platz 45) zeigten ebenfalls solide Leistungen.
Insgesamt stellt der ADAC fest, dass Chinas Autobauer das Innovationstempo deutlich erhöht haben und sich schnell zu ernstzunehmenden Konkurrenten entwickeln. Denn mehrere der Hersteller wurden erst vor wenigen Jahren gegründet.

China-Hersteller offenbaren ungeahnte Schwächen bei Elektronik
Doch Schwächen bleiben: Laut ADAC-Test fällt auf, dass chinesische Modelle in Kategorien wie „Fahreigenschaften“ häufig nur ein „befriedigend“ erreichen. Auch im Bereich Software- und Elektronik – eigentlich eine chinesische Paradedisziplin – gab es wiederholt Kritik.
Sprachliche Übersetzungsfehler, defekte Schaltflächen und Probleme beim Radioempfang wurden moniert. Ebenso hapert es bei den Assistenzsystemen, die in Tests offenbar nicht immer zuverlässig funktioniert haben. Bei Sicherheit und Innenraumdesign haben deutsche Hersteller ebenfalls die Nase vorn. „In manchen Bereichen fehlt es chinesischen Herstellern noch an Erfahrung, die in Europa etablierte Hersteller mitbringen“, zitiert die Wirtschaftswoche den Testleiter Dino Silvestro.
Demnach gebe es zum Beispiel bei Fahrwerken (“unharmonisch abgestimmt”) und Lenkungen (“zum Teil gefühllos”) noch Potenzial. Derweil befinden sich übrigens zwei Vertreter eines weiteren asiatischen Landes in den Top Ten: Kia EV9 (6.) und Genesis G80 Electrified (10.) des südkoreanischen Hyundai-Konzerns.
Deutsche Elektroautos haben einen typischen Schwachpunkt
„Grundsätzlich schneiden die chinesischen Autos bemerkenswert gut ab“, erläutert Silvestro. Was bei den vom ADAC vergebenen Testnoten allerdings keine Rolle spielt, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis. So floss das Kriterium „Wirtschaftlichkeit“, zu dem auch der Kaufpreis und die Betriebskosten zählen, nicht in den Autotest ein.
Das beeinflusst das Ranking natürlich maßgeblich, denn gerade im Hinblick auf den Kaufpreis ist das Selbstverständnis von Volkswagen und den hiesigen Premiummarken ein anderes. Hier können chinesische (und andere) Hersteller ihre Stärken ausspielen und zweifellos eine Menge Käufer in den Bann ziehen.
Da Modelle deutscher Hersteller in der Regel teurer sind als jene der Konkurrenz, profitieren Elektroautos von VW, Porsche oder auch BMW im Ranking von der Nichtberücksichtigung dieses Kriteriums.
Chinesisches E-Autos trumpfen im Hinblick auf Preis-Leistung auf
Ein eigenes Preis-Leistungs-Ranking des ADAC sieht daher komplett anders aus: Elektroautos tun sich generell schwer (Platz eins geht an den Benziner Renault Clio) und der erste Stromer eines deutschen Herstellers findet sich mit dem Opel Astra Electric erst auf Platz 19.
Premiumanbieter wie BMW oder Audi sind abgeschlagen, während der bestplatzierte Chinese MG4 Platz 17 erreicht und damit auch die Elektroauto-Wertung gewinnt. Doch Besserung scheint in Sicht: Branchenkenner erwarten, dass viele Autokonzerne 2025 mit den Preisen nach unten gehen, um den E-Auto-Absatz zu steigern.
Autokauf: Preis oder Qualität? Studie über Markenwahl
Generell ist es wichtig, bei Autotests je nach individuellen Vorlieben die unterschiedlichen Kategorien sowie deren Gewichtung zu betrachten. Eine aktuelle Studie könnte den Herstellern hochpreisiger Neuwagen zu denken geben:
Beim Autokauf kommt es den Deutschen in wirtschaftlich schweren Zeiten zunehmend auf den Preis an. 62 Prozent nannten ihn in einer Umfrage als eines der wichtigsten Kriterien für die Markenwahl, wie das Beratungsunternehmen Deloitte mitteilt. Die zweitplatzierte Produktqualität liegt mit 53 Prozent dahinter. (PF)