Motorrad-Konzern in der Insolvenz – Mitarbeiter spricht von „Psychoterror“

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Im November hatte KTM Insolvenz angemeldet. Es stehen Hunderte Entlassungen bevor. Jetzt haben sich Mitarbeiter anonym über „Psychoterror“ beschwert.

Mattighofen – Während in Deutschland die Insolvenz-Welle rollt und fast täglich neue Insolvenzen bekanntgegeben werden, stellt sich nun heraus, dass auch in Österreich eine Veränderung stattfindet. Im Jahr 2024 soll es mehr große Unternehmen getroffen haben als zuvor. Das hatte der Kreditschutzverband 1870 Mitte Januar 2025 berichtet. Rund 50.300 Gläubiger und fast 30.000 Arbeitnehmer seien davon betroffen. Einige davon gehören zum „größten Motorradkonzern“ Europas – und klagen über schwierige Arbeitsbedingungen.

„Es kann jeden treffen“ – Mitarbeiter beklagen „Psychoterror“ bei Motorradhersteller

Was war passiert? Ende November 2024 hatte der Motorradhersteller KTM ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Vorher waren Verhandlungen zwischen KTM und dem indischen Teilhaber Bajaj über eine Zwischenfinanzierung geplatzt. „Der Vorstand der KTM AG fasste heute (26.11.2024) den Beschluss, den Antrag auf Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung über das Vermögen der KTM AG und ihrer Tochtergesellschaften KTM Components GmbH und KTM F&E GmbH einzureichen“, hatte das Unternehmen in einer Pressemitteilung mitgeteilt.

Zwei Motorräder in der Wüste.
Zwei Motorräder in der Wüste (Symbolfoto). Eines davon zeigt einen Fahrer auf einer Maschine von KTM. Im November hatte KTM Insolvenz angemeldet. Es stehen Hunderte Entlassungen bevor. Jetzt haben sich Mitarbeiter über „Psychoterror“ beschwert. © IMAGO / ZUMA Press Wire/Redbull Media

Mittlerweile berichten Mitarbeiter von einer angespannten Lage innerhalb des Konzerns. Mehrere Mitarbeiter haben sich anonym beim österreichischen Nachrichtenmedium heute.at gemeldet und sprechen sich gegen Missstände im Unternehmen aus. 300 Angestellte sollen im Jahr 2025 ihren Job verlieren, rund 250 sind bereits entlassen. „Nach welchem Schema es geht, erschließt sich niemandem“, zitierte heute.at eine Mitarbeiterin. „Es kann also jeden treffen. Jeder Arbeitstag ist Psychoterror für die Menschen im Betrieb.“ Die Angestellten hätten ein „ungutes Gefühl“ dabei, nach langjähriger Arbeit „auf diese Art und Weise verabschiedet zu werden“. Auf Anfrage von IPPEN.MEDIA hatte KTM noch kein Statement gegeben.

Abstieg bei KTM – Teile des Unternehmens nach Indien und China verlegt

Der Motorradhersteller aus Mattighofen in Österreich hatte innerhalb der letzten zwei Jahre einen Abstieg durchgemacht. Dabei hatte der Umsatz im Jahr 2023 noch einen neuen Rekord erreicht: Mit über 381.000 verkauften Motorrädern hatte KTM seinen Absatz um zwei Prozent gesteigert, verglichen mit 2022. Vor Weihnachten 2023 hatte der Mutterkonzern Pierer Mobility AG dann aber eine Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Indien und nach China angekündigt. In Mattighofen verschwanden die ersten 300 Arbeitsplätze.

2024 hatte sich der Einbruch fortgesetzt. Der Umsatz sank um 27 Prozent, berichtete das Fachmagazin auto motor und sport. Die Manager mussten Qualitätsprobleme und eine Überproduktion eingestehen. Mit deutlichen Preisnachlässen versuchte KTM, die produzierten Motorräder loszuwerden. auto motor und sport sprach hier von Rabatten um bis zu 20 Prozent bei vielen Modellen.

KTM arbeitet an Lösung – Eigensanierung soll 90 Tage dauern

Wie geht es für KTM weiter? Am 20. Dezember 2024 hatte das Unternehmen noch mitgeteilt, dass „alle drei Unternehmen für die Dauer des Verfahrens fortgeführt werden können“. Allerdings sei das nur die „erste Etappe in dem 90-tägigen Sanierungsverfahren“. Laut KTM bedeutet das nun, dass das Unternehmen „weiter mit Hochdruck“ für die Mitarbeiter, Lieferanten und die Händler arbeiten wird, damit der Unternehmensbetrieb auch langfristig bestehen bleibe. „Schließlich geht es auch um den Wirtschaftsstandort und eine österreichische Marke, die man von Los Angeles bis Sydney kennt“.

Das Unternehmen verfolge nun den Plan, möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern. KTM sucht derzeit neue Investoren und versucht, gemeinsam mit den Gläubigern eine „zukunftsfähige Lösung“ zu finden.

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