Nach über 100 Jahren: Deutscher Fahrradhersteller ist insolvent
Ein weiterer deutscher Fahrradhersteller ist insolvent. Das Unternehmen produziert Billigräder, als Auftragsfertiger aber auch die Bikes einer bekannten Kinderfahrradmarke.
Gütersloh – Die Fahrradbranche in Deutschland steckt nach dem Corona-Boom weiter in der Krise. Nach Prophete ist ein weiterer traditionsreicher Hersteller in die Insolvenz geschlittert. Wie aus einer Mitteilung des Amtsgerichts Bielefeld hervorgeht, haben die Sprick Cycle GmbH und ihre Muttergesellschaft Sprick Holding GmbH am 27. Dezember wegen finanzieller Schwierigkeiten Insolvenz angemeldet. Für beide Unternehmen hat das Amtsgericht Bielefeld Rechtsanwalt Axel Geese von der Streitbörger PartGmbB zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Deutscher Fahrradhersteller Sprick Cycle ist insolvent: Insgesamt sind über 500 Mitarbeiter in Deutschland und Polen betroffen
Die Sprick Cycle GmbH in Gütersloh ist für Vertrieb, Einkauf, Service, Buchhaltung und IT zuständig. Produziert wird in dem 1994 fertiggestellten Werk Sprick Rowery Spółka z o.o. in Swiebodzin, rund 80 Kilometer östlich von Frankfurt/Oder. Laut lokalen Medienberichten sollen an beiden Standorten insgesamt über 500 Mitarbeiter beschäftigt sein.
Sprick Cycle produziert in Polen Fahrräder im Namen und auf Rechnung von branchenfremden Kunden wie Baumärkten. Als zusätzlichen Service bietet das Unternehmen seinen Kunden an, Fahrräder unter von Sprick Cycle geschützten Markennamen wie Anno 1900, Crown, Fashionline, Performance und Senator zu verkaufen.
Deutscher Fahrradhersteller Sprick Cycle ist insolvent: Als Auftragsfertiger werden auch Kinderfahrräder der Marke Woom hergestellt
Seit 2021 werden in Polen auch Kinderfahrräder der bekannten österreichischen Marke Woom für den europäischen Markt produziert. Bereits im ersten Jahr der Zusammenarbeit wurden dort nach Unternehmensangaben 115.000 Woom-Bikes hergestellt, was knapp 40 Prozent der gesamten Jahresproduktion entspricht.
Woom-COO Johannes Kisslinger erklärte gegenüber dem Velojournal, dass derzeit intensive Gespräche über die aktuelle Situation geführt werden. „Wir sind in engem Austausch, um unsere Produktion zu gewährleisten.“ Man habe auch bereits die Produktionskapazitäten in Europa und weltweit erhöht, um mittelfristig die Lieferfähigkeit sicherzustellen.
Eine Ursache für die Zahlungsschwierigkeiten von Sprick Cycle ist offenbar ein Verlust von rund sechs Millionen Euro im Geschäftsjahr 2022/23 (Stichtag 30. September). In den Jahren zuvor wurden regelmäßig Gewinne in Millionenhöhe erwirtschaftet.
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Deutscher Fahrradhersteller Sprick Cycle ist insolvent: Die Geschichte reicht über 100 Jahre zurück
Die Geschichte von Sprick begann 1922 mit der Gründung eines Großhandels für Fahrräder und Fahrradteile durch Julius Sprick. Im Jahr 1926 begann die eigene Produktion von Fahrradteilen und Ende der 1950er Jahre die Produktion von Fahrrädern. 2004 mussten die Sprick Fahrräder GmbH und ihre thüringische Produktionstochter Merkers-Rad GmbH, die jährlich rund 750.000 Fahrräder produzierte, Insolvenz anmelden. Im selben Jahr wurde die Sprick Cycle GmbH gegründet.
Wie es mit Sprick Cycle weitergeht, ist noch unklar. Insolvenzverwalter Axel Geese hat sich noch nicht geäußert. Die Rettung der insolventen Prophete-Gruppe durch die asiatische Dutech Holdings lässt jedoch hoffen, dass dies nicht das Ende des Gütersloher Traditionsherstellers ist.