Überraschung vor US-Wahl: Melania stellt sich teils gegen Politik von Donald Trump

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Das Recht auf Abtreibung ist in den USA schon lange ein Politikum – im Wahlkampf bereitet es den Republikanern Sorge. Nun bezieht Melania Trump vehement Position.

New York City/Washington D.C. – Während Donald Trump seinen Kurs in der Frage der Legitimität von Abtreibungen im Rahmen der US-Wahl zuletzt veränderte und sich gegen ein bundesweites Verbot aussprach, bezieht nun auch seine Ehefrau Melania Trump Stellung zum Thema. In ihrem bald erscheinenden Memoire „Melania“ (8. Oktober 2024) spricht sich die ehemalige US-First-Lady unter anderem vehement für das Recht auf Abtreibung aus. Für Präsidentschaftskandidat Trump könnte das im anstehenden US-Wahlkampf gegen Kamala Harris ein weiteres Problem werden.

Melania Trump: Abtreibungen zu verbieten heißt, Frauen die Kontrolle über ihren Körper zu nehmen

Wie der britische The Guardian unter Berufung auf Textstellen innerhalb des bislang unveröffentlichten Buches Trumps berichtet, fordert die ehemalige First-Lady der Vereinigten Staaten darin mitunter Abtreibung als ein Grundrecht ein. „Warum sollte jemand anderes als die Frau selbst die Macht haben, zu entscheiden, was sie mit ihrem eigenen Körper macht?“, heißt es dem Guardian zufolge im Wortlaut eines Vorab-Exemplars. Das Grundrecht auf individuelle Freiheit und auf das eigene Leben seien Grund und Legitimität genug, dass Frauen allein über ihren eigenen Körper entscheiden können.

Abtreibungen von staatlicher Seite her einzuschränken, käme dem Versuch gleich, Frauen die Kontrolle über ihren eigenen Körper zu verweigern, heißt es in Melania Trumps Autobiografie weiter. Frauen müssten das Recht haben, über ihren Kinderwunsch „auf Grundlage ihrer eigenen Überzeugungen und frei von jeglicher Einmischung oder Druck seitens der Regierung zu entscheiden“. Das sei ihre lebenslange Überzeugung.

Melania Trump spricht sich in ihrem neuen Buch für das Recht auf Abtreibung aus - und widerspricht damit teils der Politik ihres Mannes Donald.
Melania Trump spricht sich in ihrem neuen Buch für das Recht auf Abtreibung aus - und widerspricht damit teils der Politik ihres Mannes Donald. © IMAGO/Jasper Colt

Wie aus dem Bericht des Guardian hervorgeht, macht Melania Trump in ihrer Autobiografie die Beziehung zu ihrem Gatten – dem ehemaligen US-Präsidenten und aktuellen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner – zu einem übergeordneten Thema. Auch verhandele das Buch Erinnerungen an ihre Zeit als US-First-Lady in den Jahren 2017 bis 2021. In ihrem Buch schreibt Trump außerdem, dass sie in einigen Einwanderungsfragen eine andere Haltung vertritt als ihr Ehemann. Inzwischen berufen sich auch weitere internationale Medien, unter anderem die französische Nachrichtenagentur AFP, auf den ursprünglichen Bericht des Guardian.

„Das kulturelle Stigma, das mit Abtreibung verbunden ist, muss aufgehoben werden“

„Wenn junge Frauen mit einer ungewollten Schwangerschaft konfrontiert werden, erleben sie häufig Gefühle der Isolation und erheblichen Stress“, betont Trump in ihrem Buch weiter. Wie die meisten US-Bürger sei sie dafür, dass Jugendliche vor einer Abtreibung die Zustimmung der Eltern einholen müssen. Jedoch sei ihr bewusst, dass dies nicht in 100 Prozent der Fälle möglich ist. 

„Unsere nächste Generation muss mit Wissen, Sicherheit, Geborgenheit und Trost versorgt werden, und das kulturelle Stigma, das mit Abtreibung verbunden ist, muss aufgehoben werden“, schreibt die ehemalige First Lady dem Guardian zufolge weiter. Mit den Worten „Timing matters“ verteidigt Melania Trump in ihrer Autobiografie aber auch auf Recht auf Abtreibung in späteren Phasen der Schwangerschaft. 

Trump weist darauf hin, dass viele Abtreibungen zu einem vergleichsweise späten Zeitpunkt oftmals mitunter das Ergebnis schwerer fötaler Anomalien seien, die bei einer versuchten Geburt vermutlich zum Tod des Kindes oder der Mutter geführt hätten. Zwar seien derartige Fälle relativ selten und treten in der Regel nach mehreren Konsultationen zwischen der betroffenen Frau und ihrem Arzt auf. „Als Gemeinschaft sollten wir uns in dieser Frage aber vernünftige Standards zu eigen machen. Auch hier ist das Timing entscheidend“, heißt es im Vorab-Exemplar weiter.

Abtreibungen sind in den USA schon lange ein Politikum – so ist die Lage in den Bundesstaaten aktuell

Im aktuellen Wahlkampf ein bedeutendes Thema, ist die Frage der Legitimität von Schwangerschaftsabbrüchen in den USA schon lange ein Politikum. Im Juni 2022 kippte der Oberste US-Gerichtshof das Urteil Roe v. Wade und öffnete damit den einzelnen US-Bundesstaaten die Tür, vollständige Abtreibungsverbote zu erlassen. 

Schwangerschaftsabbrüche in den USA

Mehr als 90 Prozent der Schwangerschaftsabbrüche in den USA finden nach Angaben des US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in oder vor der 13. Woche der Schwangerschaft statt. Weniger als 1 Prozent dagegen werden in oder nach der 21 Schwangerschaftswoche initiiert. Neben operativen Eingriffen gibt es auch die Möglichkeit, einen Schwangerschaftsabbruch per Medikation durchzuführen. Eine aktuelle Studie der Society of Family Planning zeigt, dass Ende des Jahres 2023 monatlich etwa 8.000 Personen in US-Bundesstaaten mit Verboten oder sehr strikten Abtreibungsgesetzen Medikamente für einen Schwangerschaftsabbruch per Post zugeschickt bekommen haben. Insgesamt ist die Zahl der Abtreibungen nach 2022 in den USA sogar gestiegen.

Seit dieser Entscheidung haben 14 US-Bundesstaaten davon Gebrauch gemacht und Schwangerschaftsabbrüche per Gesetz vollständig verboten. Darunter vor allem viele Bundesstaaten im Mittleren Westen, in denen die republikanische Partei historisch einen großen Rückhalt in der Wählerschaft hinter sich hat. Zu ihnen zählen mitunter Oklahoma ebenso wie Texas, aber auch Idaho, South Dakota, Louisiana, Montana und zahlreiche weitere, wie die New York Times in einer vor Kurzem veröffentlichten Karte visualisiert. In North Dakota war das zuvor initiierte Abtreibungsverbot Mitte September für verfassungswidrig erklärt worden.

In weiteren sechs Bundesstaaten gelten abgeschwächte Formen des Abtreibungsverbots – hier sind sie ab der sechsten, zwölften, oder fünfzehnten bis achtzehnten Schwangerschaftswoche verboten. Zu ihnen zählen neben Utah und Arizona im Westen und Südwesten der USA auch Nebraska, Iowa, North- und South Carolina sowie Florida.

Melania Trumps Position zu Abtreibung könnte ihren Ehemann im US-Wahlkamf unter Druck setzen

Fraglich bleibt, wie laut das mediale und politische Echo tatsächlich ausfallen wird, das von Melania Trumps Autobiografie ausgeht, wenn sie am kommenden Dienstag in den US-Buchläden erscheint. Und wie sehr es ihren Ehemann rund einen Monat vor der US-Wahl unter Druck setzen wird. Tatsache ist bis hierhin nämlich: Donald Trump hat in der bisherigen Debatte zum Thema Schwangerschaftsabbrüche keine klare Haltung bewiesen und das Thema Abtreibungen ist bei der aktuellen Wahl zu einem Problem für ihn geworden, wie auch CNN hinweist.

Trumps Zurückrudern kam zu einem Zeitpunkt, als die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihr Vize Tim Walz Trumps bisherige Haltung bei der Aufhebung des nationalen Schutzes der Abtreibungsrechte im Wahlkampf aufgegriffen hatten. Trump hatte vor Jahren drei Mitglieder in den Obersten Gerichtshof der USA berufen, die entscheidend dazu beitrugen, Roe v. Wade im Jahr 2022 zu kippen. 

Zuletzt dagegen versuchte Trump, sich als „Beschützer“ von Frauen und weiblicher Rechte zu inszenieren. So behauptete er CNN zufolge bei einer Kundgebung in Pennsylvania im vergangenen Monat, dass US-Bürgerinnen im Falle seiner Wahl „nicht mehr an Abtreibung denken“ müssten. Seine Ehefrau Melania dagegen hielt sich während der gesamten Präsidentschaftskampagne ihres Mannes für die Wahl im November (5. November) bislang zurück und absolvierte nur eine Handvoll öffentlicher Auftritte. (fh)

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