Hochgiftige Chemikalie in Reis: Studie zeigt Krebs-Gefahr für Millionen Menschen
Forscher warnen, dass der Klimawandel den Arsengehalt in Reis erhöht. Das könnte Millionen zusätzliche Krebsfälle weltweit provozieren.
Kassel — Reis wird täglich von Millionen Menschen konsumiert und ist ein Grundnahrungsmittel für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Doch der Klimawandel könnte den Verzehr zunehmend problematischer machen.

Eine Studie der Columbia University, die von Forschungsteams aus China und den USA durchgeführt wurde, zeigt, dass die fortschreitende Erderwärmung den Arsengehalt im Reis erhöhen könnte. Arsen ist eine natürlich vorkommende Chemikalie, die als krebserregend gilt.
Arsen in Reis: Forscher prognostizieren 19,3 Millionen Krebsfälle in China
Für die Studie bauten die Forscher über einen Zeitraum von zehn Jahren an vier verschiedenen Standorten in China 28 Reissorten an. Auf überfluteten Feldern im Süden des Landes setzten sie die Pflanzen kontrollierten Klimaszenarien aus. Mit speziellen Anlagen simulierten sie eine Erwärmung um zwei Grad Celsius sowie einen CO₂-Anstieg um 200 Parts per Million.
Das Ergebnis: Der Arsengehalt im Reis stieg mit zunehmender CO₂-Konzentration in der Atmosphäre und höheren Temperaturen deutlich an. Epidemiologen modellierten daraufhin die Folgen für die Gesundheit – und kamen zu einer alarmierenden Schätzung: Allein in China könnten dadurch bis 2050 rund 19,3 Millionen Krebsfälle entstehen. Ohne die klimabedingten Veränderungen wären es rund 13,4 Millionen.
Auch in Trinkwasser werden immer wieder erhöhte Arsenwerte nachgewiesen.
Krebsrisiko im Reis: Erhöhte Aufnahme von Arsen extrem gesundheitsschädlich
Das Vorhandensein von Arsen in Reis ist bereits seit Längerem bekannt. Die Chemikalie kann sich im Boden von Reisfeldern anreichern und in die Körner gelangen. Die Mengen variieren jedoch erheblich und liegen meist unter den von Aufsichtsbehörden festgelegten Grenzwerten. In der EU gilt für Babynahrung ein Limit von 100 Mikrogramm Arsen pro Kilogramm, für Reis zwischen 200 und 300 Mikrogramm. Im Klimaszenario der Forscher mit höheren CO₂-Werten und Temperaturen überschritten jedoch mehr als die Hälfte der Proben diese Grenze. Der Median lag bei 231 Mikrogramm.
„Anorganisches Arsen wurde in unzähligen Studien als krebserregend nachgewiesen und hat nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit der Lunge und des Herz-Kreislauf-Systems – die Liste ist lang“, erklärte der Mitautor der Studie Lewis Ziska, außerordentlicher Professor für Umweltgesundheitswissenschaften an der Columbia University in New York der BBC. Langfristig kann eine erhöhte Aufnahme von anorganischem Arsen durch Reis zu chronischen Gesundheitsschäden wie Haut-, Gefäß- und Nervenerkrankungen führen. Besonders bedenklich ist das gesteigerte Krebsrisiko. Akute Vergiftungen durch normalen Reisverzehr sind zwar unwahrscheinlich, doch eine dauerhafte Aufnahme größerer Mengen kann gesundheitliche Gefahren bergen. Entscheidend ist dabei vor allem die chemische Form des Arsens und deren toxische Wirkung im Körper.
Erhöhte Arsen-Werte in Reis: Diese Maßnahmen können vorbeugen
Die Forscher nennen einige Veränderungen, die das Risiko senken könnten, darunter etwa die Züchtung von neuen Sorten, die weniger Arsen aufnehmen und lagern. Auch eine bessere Feldbewässerung könnte gegen Arsenbelastung helfen. Für Verbraucher gilt: Den Reis immer gründlich vor dem Verzehr zu waschen. Auch das kann den Arsengehalt verringern.
Außerdem schlagen die Studienautoren strengere Kontrollen vor. „Unsere Studie unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf, die Arsenbelastung in Reis zu verringern, besonders da der Klimawandel die globale Ernährungssicherheit zunehmend beeinflusst“, lautet die zentrale Botschaft der Forscher. (jus)