Willi Nass ist erst 27 Jahre alt und hat jetzt ein außergewöhnliches Buch über die Historie seines Heimatorts geschrieben. Es erzählt „11 1/2 Geschichten aus Peißenberg“ und keine davon handelt vom Bergbau.
Meist haben jüngere Menschen wenig Interesse an Geschichte, noch weniger an Heimatgeschichte. Bei Willi Nass, der in Peißenberg aufgewachsen ist, ist das anders: „Ich interessiere mich schon länger für Heimatgeschichte“, sagt der 27-Jährige, der gerade sein Buch „11 1/2 Geschichte aus Peißenberg“ veröffentlicht hat.
Sein Interesse habe zunächst der Vergangenheit seiner Familie gegolten. Er habe sich von seiner Oma die Geschichten über seine Vorfahren erzählen lassen und diese aufgeschrieben. Wie bei so vielen spielte das Bergwerk eine Rolle dabei, dass sich seine Familie in Peißenberg niederließ, erzählt Nass. Sein Opa habe als Bergmann gearbeitet und nebenbei zusammen mit seiner Frau noch einen Bauernhof in Wörth bewirtschaftet.
Nach Feierabend auf der Hausbank
Seine Oma habe Geschichten aus einer Zeit erzählt, in der die Menschen noch viel mehr miteinander geredet hätten als heutzutage. In Peißenberg sei es üblich gewesen, nach Feierabend auf der Hausbank zu sitzen und mit denen zu ratschen, die eben gerade des Weges kommen.
Über die Geschichten von seiner Familie sei sein Interesse für die Geschichte Peißenbergs geweckt worden und er habe angefangen, im Marktarchiv zu stöbern. Doch ohne die Hilfe von Christine Marksteiner, die das Archiv der Gemeinde seit dem Tod von Marktarchivar Max Biller betreut, wäre er nicht groß weitergekommen, meint Nass. „Frau Marksteiner hat mir sehr geholfen.“
Weil er im Archiv einige interessante Dinge entdeckt habe, von denen er auch anderen erzählen wollte, habe er ein paar Zeitungsartikel zu geschichtlichen Themen verfasst, die zum Beispiel in dieser Zeitung veröffentlicht wurden. So sei er auf die Idee gekommen, diese Geschichten in einem Buch zusammenzutragen. Im April des vergangenen Jahres habe er mit der Arbeit am Buch begonnen und Ende Januar wurde es fertig.
Die Zeitspanne, die die „11 1/2 Geschichten aus Peißenberg“ umfassen, reicht vom Mittelalter bis zum Ende des Bergwerks. Dabei sei es sein Ziel gewesen, den Bergbau so wenig wie möglich zu thematisieren. „In Peißenberg handeln so viele Geschichten vom Bergbau, da wollte ich nicht noch mehr erzählen“, sagt Nass. Das Buch beleuchtet verschiedene Aspekte seines Heimatortes. In einem Kapitel hat er genauer betrachtet, welche Rolle Alkohol in Peißenberg gespielt hat und dazu im Archiv gestöbert. Er sei unter anderem auf den Bericht über ein Begräbnis gestoßen, bei dem sich der Verstorbene von der Trauergemeinde gewünscht hat, dass sie mit seinem Leichnam im Sarg noch ein letztes Mal in seiner Stammkeipe, dem „Gasthof zur Post“, einkehrt, was dann wohl auch so geschah.
Der junge Peißenberger hat „Public-Historie“ studiert. Dabei geht es darum, wie Geschichte für einen größeren Personenkreis interessant gemacht werden kann. Also genau das, was mit dem Buch „11 1/2 Geschichten aus Peißenberg“ nun bewirkt werden soll. Das Buch sei aber unabhängig von seinem Studium entstanden, sagt Nass. Heute arbeitet er als freier Journalist unter anderem für diese Zeitung.
Schon eine neue Buchidee
Er hofft, dass sein Buch dazu beiträgt, dass die Peißenberger wieder mehr miteinander in Kontakt kommen: „Ziel ist, dass die Leute wieder mehr miteinander reden“, erklärt Nass, sein Buch biete auf jeden Fall genug Gesprächsstoff.
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Nass hat es im Selbstverlag herausgebracht und zunächst in einer Auflage von 100 Stück drucken lassen. Es ist an verschiedenen Stellen in der Region erhältlich. Willi Nass kann sich vorstellen, dass sein erstes Buch nicht sein letztes bleibt. „Ich habe vor, ein ähnliches Format mit Geschichten aus dem ganzen Alpenvorland zu machen.“