Öko-Modellregion Glonn sucht Mitglieder: Wachstum, sonst droht das Aus

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Die Koordinatoren der Öko-Modellregion VG Glonn: Angelika Gsellmann und Franz Hobmaier. © PETER KEES

Die Öko-Modellregion Glonn hat mit sechs Gemeinden knapp die Mindestgröße erreicht. Steigt eine Gemeinde aus, kann das Projekt nicht mehr weitergehen. Lieber wäre den Organisatoren, dass es wächst.

Glonn – In der Landwirtschaft gilt die Regel, dass viele Bauernhöfe entweder wachsen oder irgendwann aufhören müssen. So ähnlich geht es auch der 2023 gegründeten Öko-Modellregion Glonn (ÖMR): Sie möchte erweitern. Daher schickte Bürgermeister Josef Oswald, Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft Glonn, Beitrittseinladungen an sämtliche Nachbargemeinden: Grafing, Ebersberg, Aßling, Tuntenhausen, Bruckmühl, Feldkirchen-Westerham, Aying, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Grasbrunn, Zorneding und Kirchseeon.

Öko-Modellregionen fördern bayernweit den ökologischen Landbau entlang der gesamten Wertschöpfungskette, so lautet ihr selbst formuliertes Ziel. In diesem Sinne möchten sie die Bio-Anbaufläche steigern sowie Regionalität und ökologische Erzeugung verbinden. Außerdem soll das ökologische Bewusstsein sowohl in der Bevölkerung als auch in der Politik gestärkt werden, die Kommunen sollen – als die wichtigen Akteure, die sie sind – eingebunden werden. Mithilfe engagierter Beteiligter will die Öko-Modellregion VG Glonn mit ihren Mitgliedsgemeinden Baiern, Bruck, Glonn, Egmating, Moosach und Oberpframmern vorhandenes Potenzial erweitern oder zugänglicher machen.

Förderschecks für Kleinprojekte

Dazu gehören Werbemaßnahmen wie eine Bauernhof-Radtour, aber auch Projekte wie Hofschlachtungen oder ein neuer Wochenmarkt in Glonn. Mitte Januar sollen die ersten Förderschecks für Kleinprojekte übergeben werden. Fünf Betriebe demzufolge haben unterschiedliche Vorhaben umgesetzt: den Ausbau eines Verkaufsraums für Bio-Rindfleisch, über die Anschaffung von Fressfanggittern für die hofnahe Schlachtung auf der Weide oder einer neuen Beleuchtung für eine Bio-Gemüsetheke, bis hin zur Erstellung eines Gutachtens zur Nutzung des Waldrands als Weide. 

Bei der Informationsveranstaltung zu einer möglichen Erweiterung sind Vertreter aus Grafing, Ebersberg, Aying, Grasbrunn und Feldkirchen-Westerham erschienen. „Sie haben interessiert zugehört, viele Fragen gestellt und versprochen, das Thema in ihren Gemeinderat zu tragen“, berichtet Projektmanagerin Angelika Gsellmann. Unter den Abwesenden habe jedoch die Gemeinde Bruckmühl unmittelbare Ablehnung zurückgemeldet.

Sechs Mitgliedsgemeinden: Gerade so an der Mindestgröße

Dabei geht es der Öko-Modellregion nicht nur ums Wachsen, sondern auch ums Überleben. Im Durchschnitt habe eine Öko-Modellregion in Bayern 24,7 Mitgliedsgemeinden, die hiesige könne aber nur sechs aufweisen. Damit ist sie bayernweit die kleinste und gerade über der Mindestgröße. „Wenn sich uns andere Gemeinden anschließen, dann besser jetzt als später“, so Gsellmann. In den ersten fünf Jahren des Bestehens gelte eine staatliche Projektförderung von 75 Prozent der Kosten.

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Mit mehr Akteuren könne die Wertschöpfungskette leichter aufgebaut und die Kosten gedeckt werden. Diese seien mit über die Jahre sinkender Förderung auf Dauer zu hoch für die bestehenden Mitgliedergemeinden. „Sollte eine Gemeinde aussteigen, fallen wir unter die Mindestgröße – dann geht’s mit der Öko-Modellregion möglicherweise gar nicht mehr weiter“, so die Projektmanagerin. „Wir werden wachsen müssen.“

Vorteile für beitretende Kommunen

Auch an Bio-Verarbeitung mangele es aktuell noch – so sei man etwa auf der Suche nach teilnehmenden Metzgereien oder Bäckereien. Die Kommunen würden dabei als Träger, Finanzierer und Infrastruktur für die Belange der ÖMR dienen und könnten in diesem Rahmen auch eigene Projekte initiieren.

Tritt eine Kommune der Öko-Modellregion bei, bekommt sie Zugang zu Fördergeldern, mit denen die Gemeinde beispielsweise Kleinprojekte fördern kann. Damit wirbt die Öko-Modellregion in ihrer Präsentation bei den Kommunen: Die Wertschöpfung, heißt es, bleibe in der Region und wirke sich damit positiv auf den Ökolandbau auf, darunter auf Boden- und Gewässerschutz, Klimaanpassungen und die Erhaltung der Biodiversität. Die Kommunen würden Teil eines bayernweiten Netzwerks, in dem sie Wissen schöpfen, Kontakte knüpfen und dennoch kleinbäuerliche Strukturen beibehalten können.

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