Angst vor Krawallen nach Parlamentswahlen: Frankreich rüstet sich für mögliche Gewalt

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Angst vor Krawallen nach Parlamentswahlen: Frankreich rüstet sich für mögliche Gewalt

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Bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich werden im Land schlimme Erinnerungen wach. Etwa an die Krawalle vor genau einem Jahr. Viele sorgen deshalb vor.

Paris – Am Sonntag ist in Frankreich der erste Wahlgang der Parlamentswahlen abgehalten worden, nachdem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron diese infolge der desaströsen Europawahl-Ergebnisse seiner Partei vorgezogen hatte. Dabei steht Macron durch die Rechtspopulisten um Marine Le Pen und ihre Partei Rassemblement National (RN) unter Druck. Laut ersten Hochrechnungen und Ergebnissen liegen die Rechten bei der Frankreich-Wahl deutlich vorne. Die Entscheidung fällt jetzt in einer Stichwahl am kommenden Sonntag (7. Juli).

Parlamentswahl in Frankreich: Bei vielen werden Erinnerungen an die Krawalle 2023 wach

Am Tag des ersten Wahlgangs der französischen Parlamentswahlen wurde auch die Angst vor Krawallen vielerorts im Land deutlich. Dabei dürften bei vielen Französinnen und Franzosen Erinnerungen an die gewaltsamen Unruhen aufkommen, die Frankreich im Sommer des vergangenen Jahres ereilten. 

Vor fast genau einem Jahr, am 27. Juni 2023, war der 17-Jährige Nahel Merzouk in im Pariser Vorort Nanterre durch die Polizei getötet worden. Infolgedessen kam es zu anhaltenden massiven Krawallen in ganz Frankreich. Nach Regierungsangaben wurden 700 Polizisten während der Ausschreitungen verletzt und mehr als 5000 Autos und knapp 1000 Häuser angezündet oder zerstört.

Mit Unruhen und gewaltsamen Krawallen auf den Straßen kennen sich Französinnen und Franzosen aus. Am Tag des 1. Wahlgangs erinnern sich viele an die gewaltsamen Proteste von 2023. Vielleicht auch, weil sie vor exakt einem Jahr stattfanden.
Pariser Unruhen am 30. Juni 2023 © picture alliance/dpa/AFP | Kenzo Tribouillard

Angst vor Unruhe: Metropolen sind bei Frankreich-Wahl auf alles gefasst

Vor der vorgezogenen Frankreich-Wahl befürchteten viele Einzelhändler in französischen Städten jetzt erneut heftige Ausschreitungen. In den großen Metropolen des Landes verbarrikadieren sie deshalb ihre Läden. Der Pariser Polizeichef Laurent Nuñez erklärte, die Sicherheitskräfte seien auf mögliche Ausschreitungen vorbereitet. „Unsere große Sorge ist, dass der Juni 2024 wie der Juni 2023 sein wird“, erklärte ein französischer Handelsvertreter Informationen der Bild-Zeitung zufolge. 

Vielerorts in Frankreich verbarrikadieren Inhaber die Fenster und Türen ihrer Geschäfte

Etwa in Lyon in der südostfranzösischen Präfektur Auvergne-Rhône-Alpes versiegelten viele Geschäftsinhaberinnen und -inhaber am Tag des ersten Präsidentschaftswahlgangs ihre Fenster mit Holzplatten oder anderen dafür geeigneten Gegenständen. Viele der Ladenbesitzerinnen und -besitzer waren auch schon im Vorjahr von den gewalttätigen Ausschreitungen betroffen gewesen.

„Heute Abend schützt sich unsere Stadt Lyon vor möglichen Angriffen, die die extreme Linke angekündigt hat, falls ihr die Ergebnisse nicht passen“, sagte der Lyoner Politiker Jean-Stéphane Chaillet. Aber auch in Frankreichs Hauptstadt Paris haben viele Ladeninhaber ihre Geschäfte aus Angst vor Krawallen geschützt.

Der französische Handelsverband rechnet vor allem infolge des zweiten Wahlgangs der französischen Präsidentschaftswahl am 7. Juli mit schweren Ausschreitungen und Krawallen. Der Verband warnt vor möglichen enormen Umsatzeinbußen, falls es erneut zu anhaltenden gewalttätigen Szenen auf den Straßen französischer Städte und Großstädte kommen sollte. Denn wenn sie bei potenziellen Krawallen beschädigt werden, müssten Geschäfte möglicherweise tagelang geschlossen bleiben.

Neuwahl provoziert in Frankreich Proteste gegen rechtsgerichtete und -extreme Parteien

Bereits in den vergangenen Wochen hatten in Städten und Großstädten in ganz Frankreich Hunderttausende gegen die Politik rechtsgerichteter und rechtsradikaler Parteien protestiert, die sich in Frankreich ganz ähnlich wie in vielen weiteren Ländern Europas aktuell im Aufwind befinden. Die französische Polizei zählte bei den weitestgehend gemäßigten Protesten Mitte des Monats (15. Juni 2024) 250.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, gar 640.000 waren es laut der Confédération générale du travail zufolge, berichtete die französische Le Monde. (fh)

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