„Langwied ist das Idealbild eines bayerischen Dorfes“

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Keine Straßennamen: Schilder mit den Nummern der Häuser weisen den Weg. © Osman

Aus vielen Dörfern in der Region verschwindet die Landwirtschaft immer mehr. Nicht so in Langwied – in dem Moorenweiser Ortsteil kommen auf 99 Einwohner vier Vollerwerbsbetriebe.

Langwied - „Rinder, Schweine, Pferde, Hühner, Gänse, Mutterkuhhaltung“, zählt Rudi Keckeis den vielfältigen Tierbestand der ortsansässigen Bauernhöfe auf. So gesehen verkörpere Langwied das Idealbild eines bayerischen Dorfes. Hier denkt kein Kind, dass die Milch von lila Kühen kommt.

Rudi Keckeis vor der Kirche in Langwied
Vor der Kirche St. Peter und Paul: Rudi Keckeis. Bei der Renovierung des Gotteshauses haben die Langwieder zusammengeholfen. © Osman

In historischen Unterlagen taucht Langwied als kleine Hofmark „Lannkwayd“ in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf. Um 1470 war der Ort im Besitz der Schondorfer zu Pähl. 1558 gehörten Langwied und das nahegelegene Steinbach – heute ebenfalls ein Moorenweiser Ortsteil – dem herzoglich bayerischen Rentschreiber Caspar Perndorfer zu Pähl.

In jüngerer Vergangenheit war der Ort Teil der selbstständigen Gemeinde Purk. 1972 kamen im Zuge der Gebietsreform beide Weiler zur Gemeinde Moorenweis. Zuvor war Keckeis‘ Großvater Benedikt 33 Jahre lang Bürgermeister von Purk gewesen. Der Enkel hat das kommunalpolitische Gen geerbt. Er ist langjähriges Gemeinderatsmitglied und seit mittlerweile zehn Jahren Zweiter Bürgermeister von Moorenweis.

Feuerwehr mit Purk

Die Verbindung zum Nachbarort Purk ist nach wie vor eng. Noch heute gibt es eine gemeinsame Feuerwehr. Ein nicht ganz ernstgemeinter Wettstreit herrsche in Sachen Einwohnerzahl, erzählt Rudi Keckeis. Derzeit liegt Purk um etwa 20 Köpfe vorn.

die Langwieder Wassermühle
Die Keimzelle des Dorfes: die Wassermühle. © Osman

Nennenswert gewachsen ist Langwied zuletzt in den 1990er-Jahren, als am südöstlichen Ortsrand neue Baugrundstücke für Einheimische ausgewiesen wurden. Doch Neubürger von außerhalb der Gemeinde fühlen sich ebenfalls hier wohl. Unter anderem leben Menschen aus den Niederlanden, Polen und der Ukraine im Ort, erzählt Keckeis. Und zu dem Sommerfest, das ein Mitbürger mit bolivianischen Wurzeln jedes Jahr in seinem Garten veranstaltet, gehen alle gern.

Straßennamen gibt's nicht

Was man in Langwied vergeblich sucht, sind Straßennamen. Auf den entsprechenden Schildern steht stattdessen zum Beispiel „Haus Nrn. 4 bis 60“. So viele Anwesen gibt es im Dorf gar nicht, doch man wollte noch Luft für Neubauten haben.

Ein Vorstoß zur Einführung von Straßennamen kam vor einigen Jahren von außerhalb, erinnert sich Keckeis. Die Einheimischen wehrten sich erfolgreich dagegen. „Denn dann wäre Langwied als offizielle Postanschrift verschwunden.“ So aber lauten die Adressen im Dorf „Langwied plus Hausnummer, 82272 Moorenweis“.

Man hilft zusammen im Dorf. Um einen im Besitz der Gemeinde befindlichen Bolzplatz kümmern sich die Anlieger seit vielen Jahren gemeinsam. Schon Keckeis‘ längst erwachsene Kinder haben hier gekickt.

Drei Gebäude denkmalgeschützt

Bei der Renovierung der Fi㈠lialkirche St. Peter und Paul haben ebenfalls viele Bürger geholfen. Keckeis freut es, dass das Gotteshaus „nicht nur dekorativ dasteht“. Neben Taufen finden hier einige Male im Jahr Gottesdienste statt, zelebriert vom Moorenweiser Ruhestandspfarrer Phillip Maier.

Das Ortsschild von Langwied.
Das Ortsschild von Langwied. Einst gehörte es zu Purk dazu, 1972 kamen beide Weiler zu Moorenweis. © Osman

Die Kirche ist eines von drei denkmalgeschützten Bauwerken im Ort. Das zweite liegt wenige Schritte weiter in einer Wiese am Ortsrand – eine kleine Pestkapelle aus dem 18. Jahrhundert. Das dritte ist die Langwieder Mühle, eine ehemalige Wassermühle an der Maisach. Sie ist so etwas wie die Keimzelle des Dorfes und trägt passenderweise die Hausnummer 1.

Ihre Ursprünge gehen auf das Spätmittelalter zurück, erbaut wurde sie in ihrer heutigen Form jedoch im 18. Jahrhundert. Damals war Langwied infolge von Kriegen und Seuchen nahezu ausgestorben. Erst, als ein Müller sich an der Maisach niederließ, ging es mit der Ortschaft wieder aufwärts.  

Die Pestkapelle in Langwied
Unter Denkmalschutz: die Pestkapelle in Langwied. © Osman

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