Alle drei Jahre untersuchen Försterinnen und Förster Teile des Walds auf Verbissschäden und erstellen ein Gutachten zur Situation der Waldverjüngung: Ergebnisse zeigen differenziertes Bild.
Bad Tölz-Wolfrathausen – Die Bilanz der jüngsten Untersuchung: Auf großer Fläche ist man insgesamt zufrieden. In einigen Jagdrevieren ist die Verbisssituation allerdings noch nicht zufriedenstellend – vor allem in Bergregionen des Landkreises.
Wichtigste Grundlage für Abschusspläne
Die Stichprobeninventur fand laut Mitteilung im Frühjahr 2024 statt. Die Ergebnisse lagen Ende 2024 vor und wurden den betroffenen Jagdgenossenschaften und Jägern vor Weihnachten zugesandt. Sie sind die „wichtigste Grundlage für die Erstellung der Abschusspläne für Rehe, Hirsche und Gamsen“, schreibt das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Holzkirchen. Das Jagdgesetz gebe vor, dass „Schalenwild so bejagt werden muss, dass sich die Waldverjüngung ohne wesentliche Schutzmaßnahmen entwickeln kann“. Das sei im Zeichen des Klimawandels besonders wichtig, da nur artenreiche Mischwälder am besten auf die sich ändernden Umweltbedingungen reagieren können, erklärt Korbinian Wolf, Leiter des Bereichs Forsten am AELF.
Verbiss außerhalb der Berge „tragbar“
Laut Wolf stellt sich die Verbisssituation differenziert dar. „Auch wenn wir in den Flachlandrevieren teilweise Bereiche haben, in welchen der Verbiss noch so hoch ist, dass sich keine gemischte Waldverjüngung entwickeln kann, sind wir insgesamt mit der Situation auf großer Fläche zufrieden.“ So sei die Verbissbelastung in Hegegemeinschaften außerhalb der Berge (nördlicher Landkreis inklusive Bereich Bad Tölz) durchwegs als tragbar bewertet worden.
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Deutlich anders stelle sich die Lage in den Bergregionen des Landkreises (Bereiche Kochel am See und Lenggries) dar, wo die Verbissbelastung durchwegs zu hoch sei. „Speziell im Gebirge haben wir noch ein Problem“, so Wolf. „Uns ist bewusst, dass das Gelände und die Jagd auf drei Wildarten anspruchsvoller ist“, sagt der Bereichsleiter mit Blick auf Reh, Hirsch und Gams. „Aber besonders in den Bergwäldern sind wir auf deren Schutzfunktionen dringend angewiesen.“ Wälder im Gebirge würden die Täler vor Stein- und Schneelawinen sowie vor Erosion schützen. „Hier brauchen wir die Tanne in der Verjüngung und den zukünftigen Wäldern unbedingt“, sagt Wolf. Besonders dieser Nadelbaum werde oft so stark verbissen, dass er keine Chance habe. „Auch wenn teilweise ein positiver Trend zu erkennen ist, gilt es weiter, jagdlich am Ball zu bleiben.“
Jägerinnen und Jäger mit einbinden
Die Ergebnisse des Gutachtens haben die Untere Jagdbehörde (UJB) am Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen und das AELF gemeinsam besprochen und Konsequenzen daraus gezogen. Der UJB ist es laut der Mitteilung wichtig, „dass bei der Abschussplanung sowohl revierspezifische Gegebenheiten, wie beispielsweise das schwere Hagelereignis 2023, wie auch die Verjüngungs- und Verbisssituation vor Ort, berücksichtigt werden“, wird UJB-Leiterin Claudia Magdanz in der Mitteilung zitiert. „Hierbei müssen wir die Jägerinnen und Jäger mitnehmen, damit diese hinter den Planungen stehen und diese auch umsetzen.“
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UJB und ALEF seien sich einig, dass in einigen Revieren der Abschuss in Zukunft angepasst werden müsse und diese Anpassung in gemeinsamen Gesprächen zu erarbeiten sei. Die Jagdgenossenschaften und Jäger seien gesetzlich zur Einreichung von Abschlussplänen bei der UJB verpflichtet. Um diese dabei zu unterstützen, sei vereinbart worden, dass die UJB und das AELF auf die Jagdreviere zugehen, in denen die Verbisssituation momentan noch nicht zufriedenstellend sei. Die gemeinsame Hoffnung sei, dass alle Beteiligten dadurch einen Abschuss vereinbaren, der zur nachhaltigen Verbesserung der Waldsituation beiträgt. „Wir sind sehr froh über die gute Zusammenarbeit und Einigkeit unserer beiden Behörden in diesem Thema“, betonen Claudia Magdanz und Korbinian Wolf. „Auch wenn jeder eine etwas andere Rolle hat, geht es uns doch gemeinsam sowohl um den Erhalt stabiler Wälder als auch gesunder Wildpopulationen.“
Abschussstatistik
Die Abschussstatistiken für die im Landkreis vorkommenden Wildarten (Reh-, Rot- und Gamswild sowie Wildschweine und sonstiges Wild) werden laut Landratsamt derzeit im Rahmen der neuen Abschussplanung erstellt. „Grundlage dafür sind die sogenannten Streckenlisten, mit denen die Jagdrevierinhaber ihre Abschüsse zum Ende des Jagdjahres mitteilen“, erklärt Pressesprecherin Sabine Schmid. Das Jagdjahr endet am 31. März.
Dass die Jägerinnen und Jäger in der Region engagiert und fleißig sind, zeigen die aktuellen Zahlen: Im Nordlandkreis wurde die Quote beim Rehwild bisher zu 102 Prozent erfüllt, im Süden zu 99,9 Prozent. Beim Rotwild liegt die Quote bei 89 Prozent. Noch in Bearbeitung sind laut Schmid die Statistiken für Gamswild und für Schwarzwild. „Die Zahlen sind noch vorläufig, da bis zum Ende des Jagdjahres zum Beispiel noch aufgefundenes Fallwild nachgetragen werden muss“, ergänzt die Pressesprecherin.
Die Abschusszahlen werden jeweils bei den Hegeschauen bekannt gegeben. Die für den Nordlandkreis findet am 12. April um 19 Uhr im Holzwirt in Ascholding statt.
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