Nach Fund von mehr als 700 Pesttoten: Ist der Erreger noch ansteckend?
Es handelt sich wohl um den größten Pestfriedhof Deutschlands, der vor Kurzem in Nürnberg gefunden worden ist. Birgt er auch Gefahren?
Nürnberg – Mitte Februar wurden bei den Bauarbeiten eines Seniorenheims zahlreiche Skelette gefunden. Schnell stellte sich heraus, dass es sich dabei um einen Pestfriedhof handelt. Inzwischen ist klar: Am Ort der heutigen Baustelle wurden mehr als 700 Pesttote aus dem 17. Jahrhundert gefunden – wodurch er einer der größten Pestfriedhöfe Deutschlands ist. Der BR ging nun der Frage auf den Grund, ob die Pesterreger noch ansteckend seien.
Der gefährliche Virus aus dem Eis – birgt auch der Pestfriedhof in Nürnberg Gefahren?
Der Virus aus dem Eis: Immer mal wieder hört man Gruselgeschichten, wonach Erreger durch im Zuge des Klimawandels auftauende Permafrostböden wieder aktiv werden könnten – im Februar des letzten Jahres war es einem Forscherteam gelungen, Viren aus dem Eis zu beleben. Nun wurden also Pesttote in Nürnberg ausgegraben, sollen untersucht werden – die Frage, der der BR nun nachgeht, hat also durchaus ihre Daseinsberechtigung.

Grund zur Sorge gibt es aber keinen. Demnach befinden sich laut Nürnbergs Stadtarchäologin Melanie Langbein, die dem BR Auskunft gab, keine aktiven Pesterreger an den jahrhundertealten Skeletten.
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Pest-Bakterium grundsätzlich hoch ansteckend – nicht aber nach mehreren Jahrhunderten
Grundsätzlich, so schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI), ist das Bakterium mit Namen Yersinia pestis, welches die Pest auslöst, auch noch auf Leichnamen hochansteckend. „Der Umgang mit an Pest Verstorbenen sollte daher auf ein Minimum beschränkt sein“, heißt es. Aber: Die Überlebensfähigkeit des Bakteriums beschränkt sich höchstens auf ein paar Monate – nicht ein paar Jahrhunderte. Die Ausgrabung und Untersuchung der Pesttoten in Nürnberg birgt daher keinerlei Ansteckungsgefahr. Zudem wäre die Pest heute in Deutschland bei weitem nicht so gefährlich wie im 17. Jahrhundert – denn sie ließe sich mit Antibiotika bekämpfen.
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Insgesamt hatten die Pestwellen, die über Europa hinwegfegten, mehr als eine Million Tote zur Folge. Der Ursprung des in Nürnberg entdeckten Pestfriedhofs liegt wohl in der verheerenden Pestwelle zwischen 1632 und 1634, die in Nürnberg laut stuttgarter-zeitung.de zwischen 15.000 und 25.000 Tote zur Folge hatte. Die meisten von ihnen wurden in Massengräbern verscharrt. Gleich mehrere von diesen wurden nun freigelegt und sollen untersucht werden – die Wissenschaft erhofft sich davon Erkenntnisse über die Entwicklung der Pest. (fhz)
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