Putins neue Killer-Rakete: Tödlich jetzt auch bei Nebel und Regen

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Russlands neuer Super-Vogel: Der russische Kampfjet Su-57 trägt auch Marschflugkörper größerer Reichweite und wird damit zur echten Bedrohung der Nato. (Archivbild) © IMAGO/xaarrowsx/Pond5 Images

Der Ukraine droht, die Herrschaft über ihren Himmel zu verlieren. Das macht die Nato nervös – ihr technischer Vorsprung gegenüber Russland schmilzt.

Moskau – Die Zeichen stehen auf Sturm: Offenbar gerät die Ukraine in Gefahr, die Hoheit über ihren eigenen Himmel zu verlieren. Der Optimismus früherer Tage aufgrund von ukrainischen Erfolgsmeldungen ist den Amerikanern weitestgehend abhanden gekommen, weil offenbar Wladimir Putin aus allen Rohren feuern lässt, und Russland im Ukraine-Krieg Raketen der neuesten Generation verwendet – das berichtet das Magazin militarywatch. Demnach habe die russische Luftwaffe zur Unterstützung der Kämpfe am Boden in der Ukraine die neuen Marschflugkörper Kh-59MK2 abgefeuert. Die neue Waffe wurde speziell für den Einsatz des Jagdbombers der fünften Generation, Suchoi Su-57, entwickelt. militarywatch stützt sich auf ukrainische Quellen, wonach solche Raketen erstmals Anfang Februar in der Ukraine eingesetzt worden seien.

Möglicherweise nutzt Russland den Ukraine-Krieg neben den vordergründigen militärischen Zielen, um sich auch gegen einen künftigen Konflikt mit der Nato zu rüsten. Seit Anfang des Jahres spekuliert das Magazin auf Grundlage russischer Quellen und Geheimdienstberichte westlicher Staaten, wie viele Su-57 bereits im Einsatz seien, beziehungsweise wie viele Russland in welcher Zeit produzieren kann. Der Einsatz des neuen Marschflugkörpers ist deshalb so bedrohlich, weil die Ukraine sich offenbar damit konfrontiert fühlt, dass Russland die neue Rakete entgegen vorherigen Annahmen auch von anderen Trägerflugzeugen aus starten kann.

Putins Marschflugkörper: blind bei schlechtem Wetter

Die Kh-59 ist ein aus der Luft gestarteter Marschflugkörpertyp, der für die taktische Kriegführung entwickelt wurde und in seinen verschiedenen Versionen in Flugzeugen wie der Su-24M, Su-30, Su-34, Su-35 und Su-57 eingesetzt werden kann, wie das Magazin DefenceExpress berichtet. Danach existieren drei Grundvarianten dieser Rakete: Kh-59, Kh-59M und Kh-59MK2 – die auch wiederum in zwei Untervarianten. Die Startreichweite dieser Modifikationen variiert zwischen 45 Kilometern, 110 Kilometern und bis zu 285 Kilometern. Die jetzige Konzentration auf die aktuelle Version vermutet der DefenceExpress nicht nur in ihrer größeren Reichweite, sondern auch darin, dass ihr Leitsystem die Einschränkungen der Kh-59- und Kh-59M-Varianten überwunden zu haben scheint: Die beiden vorherigen Versionen waren offenbar sehr wetterfühlig und blind bei Nebel und Regen.

Seit den ersten Wochen und Monaten der umfassenden Invasion setzen die Russen Kh-59-Raketen für Angriffe auf die zivile Infrastruktur der Ukraine ein. Die schwersten Angriffe hatte die Ukraine dabei kurz vor Neujahr erlitten: Tote beklagte die Ukraine nach eigenen Angaben in Dnipro, Charkiw, Saporischschja, Odessa, Lwiw (Lemberg) und der Hauptstadt Kiew. Allein in der Hauptstadt sollen mindestens neun Menschen getötet worden sein. Insgesamt seien mehr als 30 Menschen getötet worden sowie mehr als 150 verletzt. Die Deutsche Presseagentur zitierte das ukrainische Außenministerium dahingehend, dass angesichts der vielen zivilen Opfer ein „Genozid“ zu befürchten sei und die internationale Gemeinschaft dringend gefordert sei, zu reagieren. Das Gerede über Kriegsmüdigkeit und einen möglichen Waffenstillstand, über den vorübergehenden Verzicht auf Gebiete durch die Ukraine sowie über Verhandlungen werde Russland nicht stoppen, erklärte das Ministerium: Ziel Moskaus sei die Vernichtung der Ukraine.

Russlands neue Technik: bisher nur am Tag zu gebrauchen

Die Kh-59MK2-Rakete sei laut DefenceExpress erstmals 2018 in Syrien mit Su-57-Vorserienmodellen getestet worden. Die primäre Luft-Boden-Bewaffnung des Jagdbombers sei für die Neutralisierung kleiner, gehärteter Ziele auf große Entfernungen von fast 300 Kilometer optimiert – sie kann gegen ein großes Spektrum strategischer sowie taktischer Ziele, beispielsweise Flugabwehr, Schiffe, Transporteinrichtungen, Verkehrsanlagen und Bunker eingesetzt werden. Die Rakete verfügt über einen 320 Kilogramm schweren Sprengkopf, kann aber auch ausgestattet werden mit einem kleineren Mehrfach-Sprengkopf, der weiter streut. Die Waffe ist eine Unterschallrakete, die es ihr ermöglicht, trotz ihrer relativ geringen Größe eine größere Reichweite abzudecken, und sie kann während des Fluges ihr Ziel wechseln. Aufgrund der Größe können jeweils nur ein bis zwei Raketen durch ein einzelnes Kampfflugzeug abgefeuert werden. Sie ist untauglich für Nachtangriffe, und ihre Optik soll lediglich auf kontrastreiche Ziele ansprechen.

militarywatch sieht in dem jetzt möglicherweise nachgewiesenen Einsatz des SU-57-Jagdbombers mit dem Marschflugkörper Kh-59MK2 ein gesteigertes Bedrohungsszenario für die Nato. Die Integration eines strategischen Marschflugkörpers in die Su-57 hat aufgrund der Breite des Einsatzes dieses Flugzeugtyps besonders erhebliche Auswirkungen auf die westliche Verteidigungsfähigkeit. Da die Produktion im Jahr 2023 rund ein Dutzend Maschinen betragen habe, wird davon ausgegangen, dass sie bis 2027 auf mehr als 20 Flugzeuge pro Jahr ansteigen wird. Da das Flugzeug das Rückgrat der Kampfflotte bilden werde, steige die Möglichkeit Russlands, für strategische Angriffe auf nahezu interkontinentale Entfernungen gerüstet zu sein. militarywatch geht davon aus, dass dann eine direkte Konfrontation mit den USA möglich wäre.

Moskaus neue Flieger: bedrohlich bis ins Herz Amerikas

Die russischen Jagdbomber hätten die Fähigkeit, über dem Pazifik zu operieren, in der Nähe des Luftraums über Alaska, und sogar nach Betankung in der Luft auch Ziele direkt auf dem amerikanischen Kontinent anzufliegen. Während strategische Bomber bereits lange dazu in der Lage waren, werden Jagdbomber in viel größerer Zahl von einem viel größeren Spektrum an Stützpunkten aus eingesetzt werden können, ohne dass ausgedehnte Flugplätze erforderlich sind – die Einsatzreichweite wird eben auch durch weiter fliegende Raketen zusätzlich erhöht.

Mit der SU-57 hat militarywatch quasi die neue Herrscherin der Lüfte proklamiert: „Die Su-57 hat sich als das mit Abstand am gründlichsten kampferprobte Jagdflugzeug seiner Generation herausgestellt, dessen Einsätze nicht nur Luft-Boden-Angriffe, sondern auch komplexere Luftverteidigungsunterdrückung und Luft-Luft-Kämpfe außerhalb der Sichtweite umfassen“, schreibt das Magazin. Zudem soll der Flieger ein echtes Schnäppchen sein. Mit rund 33 Millionen Euro pro Flugzeug seien die Flugkosten der Su-57 auch weniger als halb so hoch wie die ihres viel leichteren einmotorigen amerikanischen Konkurrenten, der F-35, obwohl sie ein viel größeres zweimotoriges Jagdflugzeug mit größerer Reichweite darstelle. Gelungen sei dies beispielsweise durch Innovationen wie eine Haut aus Glasfaser, die Radarstrahlen absorbiert. Die F-35 erlangt ihre Stealth-Fähigkeit durch Beschichtungen, die besonders schwierig aufzutragen und zu pflegen sein sollen. 

Westlicher Irrtum: Russland und China sind technologisch abgeschlagen

Allerdings haben die amerikanischen Patriot-Luftabwehrraketen in der Ukraine ihre Leistungsfähigkeit augenscheinlich bewiesen. Nach Angaben Kyiv Post sind die Erfolge der Ukraine gegenüber der modernen russischen Raketen-Technik klar ersichtlich: Ihr zufolge konnte die Ukraine seit Februar 2022 rund ein Drittel aller ins Land gefeuerten Flugkörper abschießen. Wie der Focus jüngst berichtete, sind Ingenieure am ukrainischen Forschungsinstituts für forensische Expertise längst dabei, den Wrackteilen abgeschossener Raketen die Geheimnisse über ihre Schwachstellen zu entlocken.

„Was wir beim Einsatz der russischen, sogenannten, Hochpräzisionswaffen sehen, ist, dass es an Genauigkeit mangelt“, sagt Andrij Kultschitskyji, der Leiter des Instituts. Als Beispiel dafür nennt er den Beschuss von Kiew Anfang Januar, bei dem eine Rakete neben einem Wohnblock in der Nähe des Hauptbahnhofs einschlug und vier Menschen tötete. „Wenn sie eine Zielgenauigkeit von sieben bis zehn Metern angeben und die Rakete dann in 50 bis 100 Metern Entfernung einschlägt, bedeutet das, dass es in der russischen Industrie Produktionsprobleme gibt.“ Mit fehlenden Komponenten habe das nicht unbedingt zu tun – die russische Rüstungsindustrie sei immer noch leistungsfähig.

Wie das französische Magazin Meta-Defense zusammenfasst, sei der Westen jahrzehntelang dem Irrtum aufgesessen, Russlands Rüstungsindustrie läge auf ewig am Boden. Auch die Leistungsfähigkeit Chinas wurde unterschätzt, wie das Pentagon Ende 2023 in einem Bericht an den Kongress analysiert hatte. Diese Aussage mag überraschen angesichts dessen, dass der Westen, angeführt von den Vereinigten Staaten, seit mehr als 30 Jahren so dargestellt wird, als verfüge er über einen solchen technologischen Fortschritt in der Verteidigung, dass allein der ausreichen würde, die numerische Unterlegenheit gegenüber den beiden potenziell feindlichen Machtzentren auszugleichen.

Diese „Illusion“, wie Meta-Defense urteilt, hat den Russen offenbar Raum eröffnet, sich zu erholen von der Verzögerung, die der Zusammenbruch des Sowjetblocks verursacht hatte, und dass China heute mit der technologischen Leistungsfähigkeit der westlichen Verteidigungsindustrie mithalten kann. Meta-Defense sieht auf den Westen einen echten Orkan heranrollen. (Karsten Hinzmann)

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