Hilfe für chronisch kranke Kinder: Grünes Licht für neues SPZ im Allgäu
Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) hat grünes Licht gegeben: Nach langjährigen Bestrebungen ist nun endlich der Startschuss für die Errichtung eines weiteren Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) im Allgäu gefallen. In der neuen Einrichtung in Marktoberdorf sollen Kinder mit chronischen Beeinträchtigungen wohnortnah behandelt werden.
Marktoberdorf/Allgäu – Im Regierungsbezirk Schwaben gibt es bislang nur zwei SPZ an den Standorten Augsburg und Memmingen, obwohl seitens des Zulassungsausschusses der KVB ein quantitativer Bedarf für vier SPZ besteht.
Prof. Markus Rauchenzauner, Chefarzt der Kaufbeurer Kinderklinik betont gegenüber unserer Zeitung: „Der Bedarf ist bereits seit geraumer Zeit sehr hoch und hat sich im vergangenen Jahr noch einmal drastisch verschärft. Die beiden Sozialpädiatrischen Zentren in Augsburg und Memmingen klagen über hohe Wartezeiten, seit dem plötzlichen Tod von Dr. Sprinz im vergangenen Jahr herrscht im Prinzip eine eklatante Versorgungslücke.“ Dr. Andreas Sprinz hatte das Zentrum für interdisziplinäre Neuropädiatrie Kempten (Zink) geleitet.
Ein SPZ ist eine medizinische Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen der körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung. Dort finden ambulante Untersuchungen und Behandlungen sowie die Beratung und Anleitung durch spezialisierte Kinder- und Jugendärzte in Zusammenarbeit mit Psychologen, Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten sowie Heil- und Sozialpädagogen statt.

Spürbar zugenommen in den vergangenen Jahren hätten insbesondere Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern, sagt Prof. Markus Rauchenzauner. Eine Folge der Corona-Pandemie? „Corona und die Digitalisierung sind sicherlich Treiber dieser generellen Entwicklung, die häufig mit Vereinsamung oder mangelnder sozialer Kompetenz einhergeht – deren Auswirkungen jedoch noch kaum wissenschaftlich untersucht sind, geschweige denn gezielt behandelt werden kann“, so der Chefarzt der Kinderklinik.
Seit 2017 hatten sich die Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren, der Klinikverbund Allgäu und die Lebenshilfe aufgrund der bestehenden Unterversorgung und der langen Wartezeiten in den umliegenden Einrichtungen um die Zulassung eines weiteren SPZ im Allgäu bemüht. Nachdem die beiden konkurrierenden Anträge für die Standorte Kaufbeuren und Kempten an den Zulassungskriterien gescheitert waren, hatten sich die drei Initiatoren im Frühjahr 2023 zusammengeschlossen, um mit einem abgestimmten Antrag einen gemeinsamen, landkreisübergreifenden Weg zu beschreiten.
Verstärkung im Allgäu ist willkommen
„Wir haben die Gründung eines weiteren SPZ in der Region Allgäu befürwortet und mit einem Unterstützungsschreiben bekräftigt“, berichtet Dr. Thomas Völkl, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Augsburger Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Josefinum. „Wir freuen uns deshalb sehr, dass das Zulassungsverfahren positiv ausgefallen ist“. Damit sei man nun in Bayerisch-Schwaben optimal ausgestattet und könne die großen Bedarfe in diesem Bereich abdecken.
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Neues SPZ: Freude auch in Marktoberdorf
„Als Landrätin und Verwaltungsratsvorsitzende freue ich mich, dass unsere gemeinsamen Anstrengungen jetzt erfolgreich waren“, erklärt die Ostallgäuer Landrätin Maria Rita Zinnecker. „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche brauchen eine bestmögliche Versorgung nahe bei ihrem Wohnort und ihren Eltern.“
Marktoberdorfs Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell erklärt auf Nachfrage: „Wir freuen uns über die Entscheidung, dass in Marktoberdorf das dritte Sozialpädiatrische Zentrum entstehen soll.“ Auch er sehe den Bedarf dringend gegeben. Auf die Frage nach dem zukünftigen Standort des SPZ antwortet er: Es fänden derzeit Gespräche diesbezüglich statt.
Nun werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die räumlichen und personellen Voraussetzungen für den Betrieb zu schaffen, berichtet eine Sprecherin der Lebenshilfe. Alle Beteiligten gingen aktuell von einem Betriebsbeginn am 1. Januar 2025 aus.