Wirkungstreffer gegen Putin: Ukraine gelingt wichtiger Schlag an blutiger Frontlinie

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Wladimir Putins Truppen unter Druck: Nach Monaten heftiger Verluste kann die Ukraine die Russen im südlichen Dnipro-Delta bei Cherson weiter zurückdrängen.

Cherson - Sie gilt als eine der blutigsten Frontlinien im Ukraine-Krieg, wenn man das in der Brutalität der Kämpfe nach dem heimtückischen Überfall durch Russland überhaupt differenzieren kann.

Dnipro-Front bei Cherson: Besonders hohe Verluste für die Ukraine gegen Russland

Aber: Während die Gefechte im östlichen Donbass sich hauptsächlich auf gegenseitiges Artilleriefeuer und auf feindliche Drohnen-Attacken fokussieren, müssen die jeweiligen Soldaten ihre Stellungen an der Dnipro-Front im südlichen Delta des gleichnamigen Flusses in der Region Cherson nicht selten im Kampf Mann gegen Mann mit Handfeuerwaffen halten.

Die Ukraine hat für diese heikle Mission in den vergangenen Monaten immer wieder Elite-Kämpfer mit Schlauchbooten in den riesigen Fluss geschickt, im Militärjargon sogenannte Marines. Selbst wohlgesonnenen ukrainischen Medien zufolge sollen die Verluste unter diesen Marine-Soldaten heftig gewesen sein, weil sie keine schweren Waffen mit auf das östliche Fluss-Ufer nehmen konnten, als sie beim kleinen Dorf Krynky einen Brückenkopf errichteten. Jetzt soll ihnen hier dennoch der nächste militärische Erfolg gegen die Russen gelungen sein.

Gegen Russlands Armee: Ukrainische Soldaten vergrößern Dnipro-Brückenkopf

Wie etliche bekannte ukrainische Militärblogger am Dienstag (23. April) bei X (vormals Twitter) vermeldeten, haben ukrainische Soldaten im Dorf Kosatschi Laheri die Flagge ihres Landes gehisst. Verbreiteten Drohnen-Aufnahmen zufolge geschah dies auf einer Art Sendemast. Zum Verständnis: Die Siedlung liegt rund acht Kilometer westlich von Krynky an der Frontlinie. Verschiedenen Berichten zufolge bezogen die Ukrainer am nordwestlichen Dorfrand von Kosatschi Laheri Stellung. Das hieße im Umkehrschluss, dass weite Teile der Siedlung unter ukrainischer Kontrolle stünden und die Marine-Soldaten den Brückenkopf erheblich ausweiten konnten.

Aus Kiew gab es Dienstagabend, Stand 21.30 Uhr, keine Bestätigung zu den auf ukrainischer Seite umjubelten Meldungen in den Sozialen Medien. In einem den ukrainischen Streitkräften nahestehenden X-Account (siehe Tweet oben) hieß es etwa: „Heute Morgen haben die Soldaten der 35. Marine-Brigade im nordwestlichen Teil des Dorfes Kosatschi Laheri, in der Nähe von Krynky, die Flagge der Ukraine angebracht!“ Stimmen die Berichte, wäre es ein regelrechter militärischer Wirkungstreffer gegen das Kreml-Regime von Moskau-Autokrat Wladimir Putin, das in den vergangenen Wochen per Video- und Foto-Aufnahmen verbissen versuchte, den Eindruck zu vermitteln, dass am südlichen Dnipro alles unter Kontrolle sei. Was demnach überhaupt nicht stimmt.

Verluste der Ukraine: Dnipro-Soldaten beschwerten sich öffentlich über Kiew

Hoffnungsschimmer Krynky? Ende letzten Jahres hatte sogar das regierungsfreundliche Medienprojekt The Kyiv Independent Präsident Wolodymyr Selenskyj und den ukrainischen Generalstab für die waghalsigen Missionen dort deutlich kritisiert. „Ukrainische Soldaten, die das Ostufer des Dnipro stürmen, befürchten, dass ihre Mission aussichtslos ist“, titelte das Onlinemedium etwa am 18. Dezember.

Damit nicht genug: Ein Soldat hatte sich Mitte Dezember in einem viel beachteten Interview mit der britischen BBC öffentlich über angeblich mangelnden Nachschub und eine schlechte Versorgungssituation der Dnipro-Einheiten beklagt. „Als wir am Ufer ankamen, wartete der Feind. Die Russen, die wir gefangen nehmen konnten, sagten, ihre Streitkräfte seien über unsere Landung informiert worden, sodass sie bei unserer Ankunft genau wussten, wo sie uns finden könnten. Sie warfen alles auf uns – Artillerie, Mörser und Flammenwerfer. Ich dachte, ich würde nie rauskommen“, erzählte er weiter über die russische Gegenwehr: „Die gesamte Flussüberquerung steht unter ständigem Beschuss. Ich habe gesehen, wie Boote mit meinen Kameraden an Bord nach einem Treffer einfach im Wasser verschwanden.“

April 2024: Ein russischer T-72-Panzer steht hinter der Cherson-Frontlinie in der Ukraine.
April 2024: Ein russischer T-72-Panzer steht hinter der Cherson-Frontlinie in der Ukraine. © IMAGO / ITAR-TASS

Verluste Russlands: Ukrainer drängen Putins Truppen am Dnipro zurück

Zuletzt mühte sich der Generalstab gemeinsam mit seinen westlichen Partnern darum, dass die Marine-Soldaten sich bei ihren riskanten Einsätzen besser schützen und verteidigen können, nachdem russische Militärblogger öffentlichkeitswirksam in den Sozialen Netzwerken brutale Bilder von treibenden Leichen ukrainischer Soldaten im Dnipro geteilt hatten. Die einfachen Motor-Schlauchboote der Ukrainer hatten sich zuvor bei der Überquerung des breiten Flusses als regelrechte Todesfallen erwiesen. Das blieb nicht ohne Konsequenzen.

Schweden gab am 20. Februar zum Beispiel die Lieferung von zehn Militärbooten vom Typ Stridsbåt 90 an die Ukraine bekannt – in der internationalen Version Combat Boat 90 (CB90) genannt. Ein CB90 verfügt in seiner militärischen Version immerhin über drei schwere Maschinengewehre vom Typ Browning M2HB, einen schweren 40-mm-Maschinengranatwerfer Mk 19 sowie vier Seeminen oder sechs Wasserbomben. Damit kann man sich auf dem Wasser natürlich ganz anders verteidigen. Ob die Boote beim jüngsten ukrainischen Vorstoß zum Einsatz kamen, ist indes nicht bekannt. (pm)

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