Trumps Interview bei Fox News: Beim Thema Putin wird er nervös
Donald Trump zeigt sich nachdenklich bei Fox News. Seine Antworten bleiben verwirrend. Erstes Rätsel: Putins Rolle in Nawalnys Tod.
Washington, D.C. – Eigentlich war Donald Trump in seinem Element. Mit Interviews bei Fox News hat er schon immer gut punkten können. Das hatte er auch jetzt wieder vor. Rund siebeneinhalb Monate vor der US-Wahl im November schien das Gespräch die ideale Gelegenheit, um Stimmung für sich selbst zu machen. Diesmal allerdings lief nicht alles nach Wunsch. Zu befremdlich und unbeholfen wirkten seine Antworten mitunter.
Donald Trump äußert sich im Fox-News-Interview zu Putin und Nawalny
Da waren zum einen seine Aussagen zu Wladimir Putin und Alexej Nawalny. Auf die Frage des Moderators Howard Kurtz, ob er den russischen Präsidenten für den Tod des Kreml-Kritikers verantwortlich mache, brachte Trump nur eine etwas schwammige Antwort zustande: „Ich weiß es nicht, aber vielleicht. Möglicherweise. Ich könnte sagen, wahrscheinlich. Ich weiß nicht.“ Nawalny sei noch ein junger Mann gewesen, statistisch gesehen hätte er noch 40 Jahre leben können. „Es ist also etwas Ungewöhnliches geschehen.“
Kreml-Kritiker Alexej Nawalny war Mitte Februar in einem Straflager in Sibirien gestorben. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht geklärt. Laut den Behörden in Russland ist er bei einem Rundgang auf dem Gefängnishof zusammengebrochen. Seine Witwe Julia Nawalnaja geht davon aus, dass ihr Mann im Lager ermordet wurde. Auch US-Präsident Joe Biden hat Putin für Nawalnys Tod verantwortlich gemacht. Ex-Präsident Donald Trump wollte sich aber bisher nicht festlegen. Als Kurtz nachhakte und sagte, dass in Russland nichts ohne Putins Zustimmung geschehe, wich Trump erneut einer klaren Antwort aus: „Ich weiß es nicht. Das kann man nicht mit Sicherheit sagen. Es sieht aber auf jeden Fall so aus, als wäre etwas sehr Schlimmes passiert, oder?“ Damit war das Thema erledigt.
„Ungeziefer“ und „vergiftetes Blut“: Trump verteidigt seine Rhetorik zur Migration
Moderator Kurtz fasste Trump in dem Interview nicht mit Samthandschuhen an. Einmal wandte sich Kurz an den Republikaner und wollte von ihm wissen, weshalb er beim Thema Migration Wörter wie ‚Ungeziefer‘ und ‚Blutvergiftung‘ verwende? Die Presse habe anschließend sofort darauf verwiesen, dass dies die Art von Sprache sei, die Hitler und Mussolini benutzt hätten.
Trump verteidigte sich mit dem Hinweis, dass er von dieser Rhetorik nichts gewusst habe. Ob Trump tatsächlich keine Ahnung von er Sprache der 1930er Jahre hatte, muss offen bleiben. Inzwischen kennt er die Einwände jedenfalls. Sie hindern ihn aber nicht daran, weiterhin auf diese Art über Migration zu reden. Er stellte auch klar, weshalb er das mache: „Weil unser Land vergiftet wird.“ Dann sprach er unter anderem von Langzeitmördern, die „alle in unserem Land freigelassen werden“.
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Beim Thema Abtreibung sind für Trump die Demokraten die „Radikalen“
Zudem sprach sich Trump in dem Interview für ein landesweites Abtreibungsverbot aus. Er sagte aber nicht, ab welcher Schwangerschaftswoche das Verbot gelten soll und welche Ausnahmen er plant. Trump vermied eine klare Positionierung und sagte nur, er werde „bald“ einen Vorschlag machen. Zugleich behauptete Trump, die Demokraten seien in dieser Frage die „Radikalen“, die „Abtreibungen im siebten, achten und neunten Monat“ oder gar „nach der Geburt des Kindes“ befürworteten.
Kurtz stellte anschließend richtig, dass kein Abgeordneter die Tötung eines Neugeborenen unterstütze und Abbrüche von Schwangerschaften im dritten Trimester sehr selten seien. Dabei handele es sich um absolute Ausnahmefälle, bei denen eine medizinische Indikation vorliege.
Trump bekräftigt seine Behauptungen vom Wahlbetrug
An einer Stelle wollte Kurtz von Trump wissen, welche grundlegende Sache die Menschen im Land bei seiner Kampagne nicht verstehen würden. Trump nutzte die Gelegenheit, um ein weiteres Mal über sein Lieblingsthema zu sprechen: den vermeintlichen Betrug bei der Präsidentschaftswahl 2020.
„Also, wissen Sie, am Ende haben wir gewonnen“, sagte Trump über seinen Sieg im Jahr 2016. „Im Jahr 2020 haben wir es noch viel besser gemacht.“ Er habe damals Millionen und Abermillionen mehr Stimmen bekommen als vier Jahre zuvor. „Die Wahl wurde manipuliert.“ Tatsächlich hat Trump recht mit seiner Behauptung, er habe 2020 mehr Stimmen bekommen als 2016. Allerdings unterschlägt er dabei den Umstand, dass Joe Biden das Ergebnis von Hillary Clinton noch sehr viel deutlicher verbessern konnte.
Donald Trump | Clinton/Biden |
---|---|
62.984.828 Stimmen (2016) | 65.853.514 Stimmen (2016) |
74.223.975 Stimmen (2020) | 81.283.501 Stimmen (2020) |
Dann bot Trump dem Sender an, seine Antwort herauszuschneiden. Damit spielte Trump offenbar darauf an, dass sich der TV-Sender bereit erklärt hatte, dem Wahlmaschinenhersteller Dominion Schadenersatz in Höhe von 787,5 Millionen US-Dollar zu zahlen. Dominion hatte geklagt, weil Fox News Berichte über angebliche Manipulation der Wahlcomputer verbreitet hatte. Kurtz warf ein, dass der Wahlbetrug vor Gericht nicht bewiesen worden sei. „Nun, die Wahl war manipuliert“, beharrte Trump. „Es war völlig verrückt.“ Dass Trump seine Rhetorik bei einer Niederlage im November ändert, steht nicht zu erwarten. (cs)