Nato-Militärausgaben und die Folgen für den Klimawandel – Forschende warnen
In der Nato stieg mit Beginn des Ukraine-Kriegs die Sorge um Sicherheit. Ein Bericht beleuchtet die Folgen von steigenden Militärausgaben für den Klimawandel.
Washington D.C. – In Washington treffen sich Staats- und Regierungschefs der Nato. Bis zum 11. Juli kommen die Vertreter des Bündnisses zum 75. Jubiläumsgipfel zusammen. Bei dem Treffen geht es nicht nur um die Sicherheit der Bündnis-Staaten, sondern auch um die militärische Unterstützung der Ukraine. Seit Beginn des Ukraine-Krieges ist das Thema Aufrüstung und militärische Abschreckung gegenüber Russland wieder in den Fokus gerückt.
Die Sicherheit der fast eine Milliarde Bürgerinnen und Bürger in den 32 Nato-Staaten könnte jedoch nicht nur militärisch bedroht werden. In einer Veröffentlichung der Nato am Dienstag (9. Juli) weist der Generalsekretär auch auf „tiefgreifenden Auswirkungen auf die Sicherheit der Bündnispartner“ durch die Beschleunigung des Klimawandels hin. Die Beschleunigung soll jedoch auch die Nato durch ihr steigendes Militärbudget vorantreiben, heißt es in einem neuen Bericht.
Militärausgaben und Klimawandel: „Die Auswirkungen der NATO-Ausgaben auf den Planeten nehmen zu“
„Klima im Fadenkreuz: Die Auswirkungen der NATO-Ausgaben auf den Planeten nehmen zu“, lautet der Titel des Berichts. Drei internationale Forschungs- und Interessengruppen, das in Großbritannien ansässige Transnational Institute, Tipping Point North South sowie der niederländische Stop Wapenhandel, veröffentlichten die Analyse am Montag (8. Juli). Darin warnen die Forscher vor den Auswirkungen, welche die steigenden Militärausgaben der Staaten auf den Klimawandel haben.
Nato-Staaten erhöhen Militärausgaben: „Mehr als die jährlichen Treibhausgasemissionen Kolumbiens“
Die Militärausgaben der Nato-Staaten in Höhe von 1,34 Billionen US-Dollar verursachten im Jahr 2023 demzufolge 233 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. „Das ist mehr als die jährlichen Treibhausgasemissionen Kolumbiens oder Katars“, heißt es in dem Bericht.
Aber nicht nur die direkte Erhöhung der Treibhausgas-Emissionen sei eines der Probleme, die durch die militärischen Ausgaben verursacht würden. Die Untersuchung zeige auch, dass Militärausgaben „wichtige Finanzmittel von Klimaschutzmaßnahmen ablenken und einen Waffenhandel konsolidieren, der während des Klimazusammenbruchs zu Instabilität führt“, heißt es in dem Bericht weiter.
Erreichen des 1,5-Grad-Ziels: Nato müsste „militärischen Emissionen um mindestens 5 Prozent“ reduzieren
Das Verteidigungsbündnis hat laut Bericht seine Militärausgaben im Jahr 2023 um 126 Billionen US-Dollar erhöht. Im Vergleich zum Jahr 2022 habe sich der militärische Ausstoß von CO₂-Äquivalenten der Nato-Staaten damit zusammengenommen um 15 Prozent gesteigert.
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Die Steigerung der Ausgaben und der damit verbundenen Emissionen sei gegenläufig zu den Berichten und Handlungsempfehlungen des „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC). Um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen, sei demzufolge bis 2030 in allen Sektoren eine Reduzierung der Emissionen um 43 Prozent im Vergleich zu 2019 erforderlich. Laut Bericht der drei internationalen Forschungs- und Interessengruppen, bedeute dies „eine jährliche Reduzierung der militärischen Emissionen um mindestens 5 Prozent“.
23 Nato-Staaten erreichen 2024 das Zwei-Prozent-Ziel des Verteidigungsbündnisses
23 von 32 Mitgliedstaaten sollen laut einer Übersicht der Verteidigungsausgaben das Zwei-Prozent-Ziel der Nato im Jahr 2024 erreichen. Im vergangenen Jahr hatten nach Nato-Angaben elf der Mitgliedsstaaten zwei Prozent ihres BIP oder mehr in die Verteidigung investiert.
In dem Bericht heißt es, würden alle Mitgliedsstaaten das Nato-Zwei-Prozent-Ziel erfüllen, „würde dies bis 2028 zu einem geschätzten kollektiven CO₂-Fußabdruck des Militärs von insgesamt 2 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalenten führen“.
Deutschland meldete der NATO für das laufende Jahr geschätzte Verteidigungsausgaben von 90,6 Milliarden Euro. Damit würde auch Deutschland das Ziel des Bündnisses klar erreichen. In einer gemeinsamen Pressekonferenz der Koalitionsspitzen erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Anfang Juli, dass das Zwei-Prozent-Ziel jedes Jahr erreicht werden solle.
Nato für 55 Prozent der weltweiten Militärausgaben verantwortlich
Obwohl zur Nato nur 16 Prozent aller Staaten gehören, entfielen auf die Mitglieder im vergangenen Jahr rund 55 Prozent aller weltweiten Militärausgaben, heißt es in dem Bericht der Forscher. Die USA seien demzufolge für mehr als zwei Drittel der Ausgaben verantwortlich. Laut Bericht seien es hauptsächlich die Waffenhersteller, die von den steigenden Verteidigungsausgaben profitieren.
Auch die Nato befasst sich mit dem Zusammenhang von Sicherheit und dem Klimawandel. Im Jahr 2021 verabschiedeten die Staats- und Regierungschef auf einem Gipfel in Brüssel einen Aktionsplan. Darin beschäftigen sich die Mitglieder jedoch vielmehr damit, sich an ein „verändertes strategisches und operatives Umfeld anzupassen“. (pav)