Premiere im „Asam öffne dich“: Von der Ödnis zum Kleinod

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Kultur- und Publikumsmagnet: Der neue Asamhinterhof mit seiner Kleinkunstbühne zog schon bei der Eröffnung die Massen an. Entgegen der Prognosen hielt das Wetter. © Lehmann

Die Eröffnung des „Asam öffne dich“ ist mehr als geglückt: 800 Menschen feiern mit Tom & Häns einen Abend voller Emotionen. Die trostlose Ödnis ist Vergangenheit.

Freising - Er lebt. Der Asamhinterhof – früher eine trostlose Ödnis, die gerade noch so zum Parkplatz taugte – ist zum kulturellen Kleinod geworden. Verantwortlich dafür ist das „Asam öffne dich“, das am Samstag mit einem Konzert eingeweiht wurde, wie es nur würdig und recht war.

„No surrender“ – also: nicht aufgeben – hieß eines jener Stücke aus der Feder amerikanischer Singer-Songwriter (in diesem Fall von Bruce „The Boss“ Springsteen), deren Vermächtnis sich das Duo Tom & Häns verschrieben hat, das zusammen mit dem Streichquartett von Sandra Rieger jenen Abend zelebrierte. Wer wollte, mochte es als eine Art Hymne für ein Bauwerk ansehen, das schon fast symbolhaft dafür steht, dass man nie aufgeben darf, eine Stadt schöner und attraktiver zu machen: das „Asam öffne dich“ – jener fünf Millionen Euro teure architektonische und gestalterische Mix aus profanem Bühnenaufzug für das Asamtheater und faszinierender Kunstfassade mit eloxierten Aluminium-Lamellen auf der einen, mittels raffinierter Technik sich zur Kleinkunstbühne wandelnde Turm auf der anderen Seite.

All diese Informationen zum „Asam öffne dich“, jenem wegen freien Eintritts Kulturort der Teilhabe für Jedermann, hätte es bei der offiziellen Eröffnung von Freisings neuer Kultur-Attraktion sicherlich gegeben. Hatte man doch fest die eine oder andere Rede vor Beginn des Konzerts eingeplant.

Konzert der Emotionen: Tom Appel (l.) und Häns Czernik interpretierten Welthits neu.
Konzert der Emotionen: Tom Appel (l.) und Häns Czernik interpretierten Welthits neu. © Lehmann

Doch daraus wurde nichts: Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher war krank, und der Regenradar ließ gar nichts Gutes erahnen, sodass man den Konzertbeginn etwas vorverlegte, um laut Kulturamtsleiter Markus Bader dem Publikum bis zum Eintreffen der erwarteten Regenfront über der Freisinger Altstadt möglichst viel Musik bieten zu können. Musik von Tom Appel und Häns Czernik, deren auf CD gebanntes Projekt großer Lieder amerikanischer Songwriter wie guter Wein ist, der mit jedem Jahr an Qualität und Tiefe gewinnt.

Es sind also die ganz großen Namen und unvergleichlichen Evergreens, denen Tom & Häns neues, nämlich ihr eigenes Leben einhauchen, und mit denen sie das rund 800 Köpfe zählende Publikum auch am Samstagabend emotional fluten: Bei „American Pie“ von Don McLean wippen und singen nicht nur diejenigen mit, die auf der Fläche vor der Bühne ein Plätzchen ergattern konnten, sondern auch die, die sich bequem auf dem Mäuerchen hinauf zum Domberg aufstützen. Bei „So long, Marianne“ von Leonard Cohen müsste das Herz schon aus Stein sein, um nicht für einige Minuten in Melancholie zu verfallen. Bei „Wake up, little Susie“ von Simon and Garfunkel ist dann wieder pure Lebensfreude angesagt.

Appel und Czernik wären aber nicht Tom und Häns, würden sie ihren eh schon durch ihre samtweichen Stimmen und feine Instrumentalisierung neu interpretierten Welthits im Laufe der Jahre nicht immer noch etwas hinzufügen: Zusammen mit Sandra Rieger und ihrem Streichquartett sind sie da seit einiger Zeit immer wieder unterwegs, gewinnen so vielen Songs ganz neue Seiten (und auch Saiten) ab. So auch am Samstag, an dem zudem Klassiker großer Namen von Michael Jackson bis Frank Sinatra dem Ort des Geschehens durchaus angemessen waren.

Der Trick mit der Fassade: Der Lastenaufzug kann sich zur Bühne wandeln.
Der Trick mit der Fassade: Der Lastenaufzug kann sich zur Bühne wandeln. © Lehmann

Ein Abend voller Emotionen also, ein Abend mit ganz außergewöhnlichen Künstlern und ihren ganz außergewöhnlichen Interpretationen auf einer ganz außergewöhnlichen Bühne. Und mit ganz viel Glück: Denn Dunkle Wolken zogen zur Genüge über die Altstadt, doch die Regenfront blieb aus. Um 21.20 Uhr verklang der letzte Ton der Zugaben, zwischen denen das Publikum immer wieder Sprechgesänge anstimmte. „No surrender“ eben. Niemals aufgeben.

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