Der Gröbenzeller Bücherflohmarkt gehört zu den größten seiner Art in Bayern. In diesem Jahr wurden nach ersten Anlaufschwierigkeiten rekordverdächtige Mengen an Büchern und Spielen abgegeben. Und ein Werk sprengt jede bisher dagewesene Dimension – weshalb es zurückgegeben wurde.
Gröbenzell –Lisa Röhrl liebt ihre Aufgabe: Buch für Buch blättert sie durch die Kisten, Kunst ist ihre Abteilung. Sogenannte Exlibris (wortwörtlich „aus den Büchern“), eine Art Kennzeichnung des Eigentümers, sind ihr Spezialgebiet. Fünf Jahre schon sortiert sie Literatur für den riesigen Flohmarkt in der Paul-Barth-Halle in Gröbenzell. Sie kann so viele Geschichten erzählen, auch furchtbar traurige, über deportierte jüdische Familien, die alles verloren haben, inklusive ihrer Bibliothek. „So etwas ist für mich eine Mahnung, wie wichtig unsere Demokratie ist“, sagt Röhrl.
Das gab es in den 30 Jahren noch nie
In diesem Jahr kommt noch eine Geschichte dazu, die es so bisher in über 30 Jahren noch nie gegeben hat. „Zum ersten Mal in der Geschichte haben wir ein Buch zurückgegeben. Es war einfach zu wertvoll“, erzählt Röhrl. Man muss wissen: Das Team des Bücherflohmarktes, das um die 125 Leute zählt, hat einen Ruf zu verteidigen. „Wir wissen, dass die Leute von uns Qualität erwarten“, sagt Sprecherin Sonja Wanner.
Also gibt es neben Transporteuren, Sortierern, Brotzeit-Herrichtern, Kisten-Schleppern und mehr ein Rechercheteam. Dazu gehört Lisa Röhrl. Aus einem Nachlass bekam sie ein fast 200 Jahre altes Buch mit Berichten aus der ägyptischen Mythologie und Astrologie – auf Latein. Sie erkundigte sich und fiel fast vom Stuhl: „In einem Hamburger Antiquariat wurde das Buch für 18 000 Euro gehandelt.“ Da war klar: Das ist eine Nummer zu groß, das muss man versichern etc.. „Also haben wir es dem Eigentümer zurückgegeben. Wir wussten ja, wer es war, weil es aus einem persönlichen Nachlass kam.“
Das älteste Buch ist von 1785
Trotzdem gibt es im Raritäten-Raum auch diesmal wieder vieles zu entdecken. „Wir haben da eine richtige Stammkundschaft, die zum Teil aus anderen Ländern anreist“, verrät eine Helferin, die bereits seit über zehn Jahren dabei ist. Sie zeigt ein Taschenbuch (Yes I Can: The Story of Sammy Davis Jr.), das recht zerknautscht aussieht. Es wäre fast durch den Qualitätscheck gefallen, wie im Übrigen nicht wenige andere. Aber dann wurde ein Autogramm des US-Sängers und Schauspielers entdeckt, was eine echte Besonderheit sei. Den Wert müsse man nun noch herausfinden. Ebenso wie beim Buch mit der Unterschrift von Rennfahrer Michael Schuhmacher. Der älteste Schmöker stammt im Übrigen aus dem Jahr 1785, Goethes Zeit.
Es gibt am Wochenende also jede Menge Material zum Durchschauen. Los geht es am Samstag, 8. März, 10 Uhr, und da wird erfahrungsgemäß bereits eine lange Schlange vor dem Freizeitheim zu sehen sein. Die Anreise sollte, wenn irgendwie möglich, öffentlich erfolgen (siehe Kasten unten).
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Diesmal keine Tonie-Figuren
Über 2500 Kisten mit Büchern wurden herangekarrt. Ein Rekord am letzten Anlieferungstag im Olchinger Gewerbegiet, auch dank des Tagblatt-Notrufs, nachdem es langsam angelaufen war, berichtet Ulrike Michel, Vorsitzende des veranstaltenden Vereins „Gröbenzell hilft“. Spiele gibt es außerdem, zu finden im Saal bei den DVDs, CDs und Schallplatten. „Nur Tonie-Figuren können wir heuer nicht anbieten“, erklärt Sonja Wanner.
Dafür hat es einen positiven Nebeneffekt, dass die Wildmoos-Gaststätte geschlossen ist. Für die Besucher gibt es Sitzgelegenheiten im Wintergarten gleich am Eingang. Man kann Kaffee und Kuchen kaufen, aber auch etwas Herzhaftes an einem Imbiss in der Lobby. Der Erlös kommt sozialen Projekten zugute.
Tipps von Parkscheibe bis Kreditkarte
Da am benachbarten Gymnasium gebaut wird, ist die Verkehrs- und Parkplatzsituation nicht ideal. Deshalb sollte man möglichst mit den Öffentlichen anreisen (zehn Minuten Fußweg von der S-Bahn) oder Fahrgemeinschaften bilden, sollte man die Bücher nicht anders transportieren können. Für alle Autofahrer wichtig: An die Parkscheibe denken. Es wird kontrolliert. Die Adresse ist: Wildmoosstraße 36. In den Nebenstraßen ist an den zwei Tagen ein Halteverbot verhängt.
Wer es gemütlicher will, sollte nicht gleich am Samstag, 8. März, zu Beginn um 10 Uhr kommen. Der Markt hat bis 17 Uhr geöffnet und gegen Nachmittag ist laut Organisatoren weniger los. Und man muss sich auch keine Sorgen machen, dass nichts mehr da ist. Es wird wieder aufgefüllt, sodass man am Sonntag, 9. März, von 10 bis 16 Uhr wieder voll loslegen kann.
Es bleibt dabei: Nur Bares ist Wahres. (Kredit-)Kartenzahlung ist weiterhin nicht möglich.